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Justus Pludra·5. Mai 2025
🤯 Hier flog schon eine Bombe: Das kleinste Derby der Welt ist völlig crazy

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Justus Pludra·5. Mai 2025
Dortmund gegen Schalke, Liverpool gegen Everton oder Boca Juniors gegen River Plate. Von den größten Rivalitäten im Fußball-Kosmos kann wahrscheinlich jeder Fan gleich mehrere aufzählen. Das wohl kleinste Derby der Welt dürfte aber nur den wenigsten ein Begriff sein. Lass dich vom zierlichen Namen nicht täuschen. Dieses Nachbarschaftsduell hat es mächtig in sich - und findet bald endlich wieder statt!
Am Samstag brachen in einem niederländischen Fischerdorf alle Dämme. Drei Spieltage vor Schluss ist dem VV IJsselmeervogels der Aufstieg in die drittklassige und semi-professionelle Tweede Divisie nicht mehr zu nehmen. Das bedeutet auch: Ab kommender Saison gibt es wieder Derbys gegen den benachbarten SV Spakenburg.
Benachbart ist eigentlich schon untertrieben. Die beiden Vereine trennt keine Ortsgrenze oder Stadtteil, sondern nur ein mickriger Weg. Klein ist aber nicht nur die "Anreise" beider Fanlager für die Duelle, sondern auch die Heimat der Klubs. Nur knapp 22.000 Einwohner leben in der Gemeinde Bunschoten-Spakenburg.
Richtig groß ist dagegen die leidenschaftliche Ablehnung beider Anhängerschaften füreinander und die geteilte Begeisterung für Pyrotechnik. Das hat auch historische Gründe. In der Saison 1986/87 lieferten sich die beiden Klubs ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz in der viertklassigen Eerste Klasse B.
Zwei Spieltage vor Schluss kam es zum direkten Duell. Schon am Tag vor der fußballerischen Begegnung beschmierte ein Vogels-Fan das Vereinsheim der Spakenburger. Das war aber noch harmlos im Gegensatz zu dem, was der gleiche Unruhestifter am nächsten Tag abzog.
Der damals 20-Jährige warf während des Spiel eine selbstgebaute Bombe aufs Feld! Von dem Wurfgeschoss, dass ungefähr die Wucht einer Handgranate gehabt haben soll, wurde einer der Linienrichter leicht verletzt. Weitergespielt wurde trotzdem. Spakenburg gewann mit 1:0 und sicherte sich eine Woche später den Ligatitel.
Der Bomben-Bastler versuchte sich derweil vor Gericht zu rechtfertigen: „Der Einsatz der Spieler hat gefehlt, und das hat mich wütend gemacht. In unserem Dorf ist man entweder für den einen oder den anderen Verein, und damit wächst man auf. Ich dachte, ich könnte die Spieler aufrütteln. Wenn sie gut gespielt hätten, hätte ich nicht geworfen.“ Na klar, immer sind die anderen Schuld. Sahen die Geschworenen anders und verurteilten die irre Aktion mit einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe.
Skandale sind seitdem eher sportlicher Natur. Vor allem, wenn mal wieder ein Spieler auf die glorreiche Idee kommt die Farben zu wechseln. Gino Dekker machte zum Beispiel in den 90ern von den Blauen zu den Roten rüber und ging anschließend durch die Hölle. Bei einem Testspiel wurde er angegriffen und auch Morddrohungen gingen bei ihm ein. Aktionen, die viel zu weit gingen.
Ein bisschen lustig ist dagegen die Überlieferung, dass wohl Mitglieder der "Harde Kern"-Ultragruppe, die hinter den Taten vermutet wurde, auch tagelang die Telefonleitung von Dekker blockierten.
Aus organisatorischen und sportlichen Gründen trennten sich im Laufe der Jahre immer mal wieder die Wege. Sich aus den Augen zu verlieren ist aber ja schon aus geografischen Gründen unmöglich. 2024/25 treffen IJsselmeervogels und Spakenburg nach zweijähriger Abstinenz wieder aufeinander. Das wohl kleinste Derby der Welt wird sich für alle Beteiligten deshalb umso größer anfühlen.