MillernTon
·18. Mai 2025
„Hoffentlich wird mein Beitrag wertgeschätzt“

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·18. Mai 2025
Kurz nachdem die Saison des FC St. Pauli beendet war, äußerte sich Dapo Afolayan unzufrieden über seine Rolle, die er zuletzt spielte.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Das letzte Saisonspiel des FC St. Pauli war noch keine 30 Minuten beendet, da herrschte bereits einige Aufregung unter Medien-Vertreter*innen und ein Thema nahm Einzug in den FC St. Pauli, welches gut und gerne erstmal ein paar Tage hinter den Feierlichkeiten rund um den Klassenerhalt hätte verschwinden können, nun aber viel früher in den Vordergrund rückt. Der Grund: Dapo Afolayan hatte in der Mixed Zone in deutlichen Worten über seine persönliche Situation berichtet und damit womöglich klar gemacht, dass eine Zukunft für ihn beim FC St. Pauli unwahrscheinlich ist.
Als er um eine Einschätzung der Saison gebeten wurde, sagte Afolayan, dass er zwar zufrieden sei, die Klasse gehalten zu haben, dass das aber nicht ganz zu den eigenen Erwartungen passe. Der 27-jährige erklärte, dass der FCSP die Saison über immer mithalten konnte, verglich dann aber den Erfolg des Klassenerhalts mit jenem des 1. FC Heidenheim aus der Vorsaison, der sich für das internationale Geschäft qualifizierte. Was an sich ein Ausdruck hohen Ehrgeizes sein kann, könnte auch durchaus als Kritik an den Ansprüchen des FCSP verstanden werden. Denn Afolayan erklärte im nahezu gleichen Atemzug: „Wir sollten rausgehen und Spiele gewinnen wollen, nicht nur versuchen, sie nicht zu verlieren. Das ist ein großer Unterschied.“
Ob Platz 14 und der damit erreichte Klassenerhalt für den FC St. Pauli nun als Erfolg zu werten ist oder nicht, sei mal dahingestellt. Sicher ist, dass Dapo Afolayan daran seinen Anteil hatte. Allerdings nicht in dem Maße, wie er sich das selbst vorgestellt hat: „Um ehrlich zu sein, es war ein wenig beschissen (‚it’s been a bit shitty‘). Die letzten sechs Monate waren nicht großartig. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht die Spielzeit bekam, die ich verdiene. Und wenn ich gespielt habe, dann wurde es nicht wertgeschätzt.“
Nun ist Dapo Afolayan jemand, der sein Herz auf der Zunge zu tragen scheint. Mehr als einmal wurde er direkt nach Abpfiff deutlich, nahm kaum ein Blatt vor den Mund. So erklärte er nicht zum ersten Mal seine Unzufriedenheit mit der aus seiner Sicht zu geringen Spielzeit, die er im Verlauf der Saison beim FC St. Pauli bekam. So auch beim letzten Spiel der Saison: „Es ist enttäuschend, zur Halbzeit ausgewechselt zu werden.“ Dabei habe er „den Leuten gezeigt, dass ich auf diesem Level mithalten kann. Die Zahlen bestätigen das auch.“ Diese Einschätzung teilen vermutlich nicht alle – wir erinnern uns an Diskussionen um seine Defensivleistung und die Antwort von Alexander Blessin darauf (bei Minute 7:30) – so erklärt es auch Afolayan: „Vielleicht ist es ein persönliches Gefühl von anderen Personen. Fußball ist ein Spiel von Meinungen. Es müssen sich nicht alle einig sein. Hoffentlich wird mein Beitrag wertgeschätzt.“
Diese Worte sind eigentlich kaum misszuverstehen. Steht Dapo Afolayan also vor dem Abschied beim FC St. Pauli? „Ich habe noch ein Jahr Vertrag. Ich bin offensichtlich nicht glücklich damit, wie die Dinge laufen. Das müssen wir nun bewerten, ernsthafte Gespräche im Sommer führen. Wir werden sehen, was passiert.“Machen wir uns nichts vor: Beim FC St. Pauli werden nun im Sommer einige Veränderungen anstehen. Und wie die Worte von Dapo Afolayan zeigen, könnte das auch bedeuten, dass er selbst Teil dieser Veränderungen sein könnte. Denn auch wenn da sicher noch einiges an Adrenalin nach dem Abpfiff im Körper war, so dürfte für viele völlig klar sein: Wer kurz nach dem fixen Klassenerhalt mit solch deutlichen Worten die eigene Unzufriedenheit kundtut, womöglich Verantwortliche im Club damit kritisiert, für den dürfte es nur schwer eine Zukunft beim FC St. Pauli geben.
Ob Dapo Afolayan das neue FC St. Pauli-Trikot nochmal bei der Arbeit tragen wird? Nach seinen Aussagen im Anschluss an das Spiel gegen den VfL Bochum dürfte das ein langer Weg sein. // (c) Stefan Groenveld
Am Samstag nach dem Spiel gegen den VfL Bochum gab es noch keine offizielle Verabschiedung von Spielern. Was das angeht, mochten etliche Spieler auch nicht wirklich darüber sprechen. Carlo Boukhalfa wollte keinen Kommentar zu seiner Zukunft abgeben. Johannes Eggestein hielt sich ebenfalls eher bedeckt, erklärte aber, „Zeichen gegeben“ zu haben, dass er sich vorstellen könne, beim FCSP zu bleiben. Andreas Albers steht vor dem Abschied, ebenso wie Leihspieler Robert Wagner. Etwas optimistischer waren die Worte von Philipp Treu zu einem Verbleib („Im besten Fall ja“). Alexander Blessin sagte, dass er sich „sauwohl“ beim FC St. Pauli fühlt. Er erklärte aber auch ehrlich: „Ich will nichts versprechen“, was allerdings nicht als das übliche Geschwafel von Spielern oder Trainern zu verstehen gewesen sein dürfte, die eigentlich lieber den Club verlassen wollen. Andreas Bornemann erklärte gar, dass er fest von einem Verbleib des Cheftrainers ausgehe.
So oder so machen diese Worte deutlich: Der FC St. Pauli hat mit viel Arbeit den Klassenerhalt geschafft. Und auch, wenn es für die Spieler nun erst einmal in den wohlverdienten Urlaub geht, könnten die kommenden Wochen für die Verantwortlichen ähnlich arbeitsreich sein wie während der Saison.
// Tim
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