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·14. Oktober 2025
Hot Take oder Cold Take beim 1. FC Köln? Der Hype um (den künftigen Nationalspieler?) Said El Mala

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·14. Oktober 2025
Hendrik Broschart
14 Oktober, 2025
Said El Mala sorgt in Köln und darüber hinaus für Gesprächsstoff. Am Dienstagabend steht er mit der U21 gegen Nordirland auf dem Platz. Viele sehen ihn schon als Kandidaten für den Kader der A-Nationalmannschaft bei der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. Andere wollen den Hype möglichst im Keim ersticken. Ein streitbarer Take, bei dem es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Ein Meinungsbild rund um den 1. FC Köln: Ist Said El Mala ein Kandidat für die DFB-Elf?
Said El Mala nach seinem Treffer gegen Hoffenheim (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)
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Said El Mala ist spätestens nach seinem wuchtigen Tor gegen den SC Freiburg in der Bundesliga angekommen. Nach seinem Auftritt gegen die TSG Hoffenheim werden die ersten Stimmen, die fordern, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann den Namen des Kölner Sturmjuwels bei der Kaderplanung für die anstehende WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko auf dem Zettel haben muss, lauter. Nüchtern betrachtet: Wie viel ist dran an der Vorstellung des Supertalents in der Nationalmannschaft, ohne sich beim Blick in die Glaskugel zu verlieren? Und was könnte diesen kölschen Wunschtraum des nächsten Geißbocks mit dem Adler auf der Brust nach Jonas Hector unerfüllt lassen?
Vergleicht man die Kölner Medienlandschaft, die den 19-Jährigen emotionalisiert und heroisiert, mit einem Orkan, der über das Talent hinwegfegt, dann führt der Weg zur A-Nationalmannschaft für El Mala nur über ein schützendes Umfeld, das ihn sorgfältig abschirmt und eventuellen Höhenflügen vorbeugt. Lukas Kwasniok sagt dazu passend: „Wir haben so viele Talente gesehen, die schon im Alter von 17 Jahren zum Weltstar hochgeschrieben wurden, von denen hört man heute nichts mehr. Das Einzige, was hilft, ist hart zu arbeiten und demütig zu bleiben. Und dann musst du die Qualitäten, die du zweifellos hast, Woche für Woche abrufen. Darum wird’s gehen. Aber er hat das Glück, dass er viel mitbringt, und wir werden ihn auf dem Weg begleiten.“
Beim FC ist man um Ruhe um das Talent bemüht. In der Hoffnung, dass sich El Mala so eben am besten weiterentwickelt. Nur konterkariert eben jeder Entwicklungsschritt dieses Vorhaben. Und das lässt auch die Sorgenfalten auf der Stirn von El Malas Berater hinsichtlich des medialen Treibens um seinen Schützling tiefer werden. In einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte dieser: „Es gibt leider auch ein paar Sachen, die dem Jungen und dem FC schaden. Unruhe bringen zu viele mediale Spekulationen und Influencer, die um jeden Klick und jedes Like kämpfen. Und es kommen plötzlich andere Berater, die sich früher nie für den Spieler interessiert haben, aus jeder Ecke und buhlen um Said.“
Die Aufgabe der Medien ist es nun mal, über Leistungen und Qualität zu berichten. Wenn ein 19-Jähriger in der Bundesliga die Fans verzaubert, ist es ein relevantes Thema. Dass die Medien dabei aber auch mal ein Regalfach zu hoch greifen, steht außer Frage. Auch U21-Nationalmannschaftscoach Antonio di Salvo dämpft die Euphorie: „Wir müssen ihn behutsam aufbauen, ihm aber auch die Chance geben, zu spielen. Man sollte nicht jede Aktion hochjubeln, zumal er in seinem Alter noch nicht durchgehend konstant spielt.“
Stand jetzt scheint El Mala mit dem derzeitigen Medienrummel keine größeren Probleme zu haben. Das hat jüngst Teamkollege Linton Maina im Podcast mit Radio Köln bestätigt: „Said ist eigentlich relativ klar im Kopf. Ich glaube, dass wir es auch ganz gut machen, ihn jetzt nicht zu jedem Interview zu schicken. So etwas habe ich mit 19 Jahren auch selten erlebt: dass man so unaufgeregt ist, sich so schnell anpassen will und auch schon so viel lernt.“
Das Talent des Youngsters ist mittlerweile unumstritten. Mittlerweile, weil es in dem heutigen Ausmaß offenbar nicht erkannt worden ist. Die Ausbootung bei Borussia Mönchengladbach im Nachwuchsfußball ist kein Narrativ. Und auch bei den Fohlen werden im Talentscouting Menschen sitzen, die genau das hauptberuflich machen. Ob Versäumnis, krasser Entwicklungsschub oder einfach eine andere Einschätzung lässt sich heute nicht sagen. Fakt ist, dass El Mala viel mitbringt. Immer wieder wird dem 19-Jährigen das Prädikat Straßenfußballer ausgestellt. Jene Fußballer, die auf engstem Raum, mit hohem Tempo das Dribbling suchen, Lösungen finden und diese dann auch nutzen. Kicker, die im deutschen Fußball mittlerweile selten, aber dennoch dringend gebraucht werden.
Ex-DFB-Funktionär Oliver Bierhoff beschrieb in einem Beitrag zur U21-Europameisterschaft 2019 in Italien und San Marino die Notwendigkeit, den Straßenfußball in die Talententwicklung zurückzubringen: „Wir brauchen wieder mehr Variabilität, Spielfreude und Cleverness“, forderte Bierhoff damals. „Wir müssen eine Mentalität fördern, wie wir sie von früher auf dem Bolzplatz kannten: schnell, direkt, Individualität zulassend und Kreativität fördernd.“ Genau diese Eigenschaft zeichnet El Mala aus. Er selbst sagte über sich in einem Interview mit dem „Geißbockecho“: „Ich denke schon, dass man uns als Straßenkicker bezeichnen kann.“
Sein Bruder Malek bestätigt: „Als wir nicht mehr im NLZ gespielt haben, waren wir häufiger mit Freunden nach der Schule zusätzlich zum Vereinstraining auf dem Bolzplatz. Da konnten wir uns ausprobieren, viel dribbeln und Eins-gegen-Eins-Situationen spielen.“ Druck von außen verspüren die beiden dabei nicht. „Wir haben keinen Druck, sondern spielen einfach und wir machen uns keinen großen Kopf, sondern haben einfach Spaß am Fußball. Wir dürfen das machen, was wir lieben, und wir genießen es“, so Said El Mala weiter. Und das zeigt der Kölner Youngster eindrucksvoll in der Liga. Nicht umsonst ist der 19-Jährige aktuell der Dribbelkönig der Liga, eben vor Spielern wie Michael Olise oder Karim Adeyemi.
Aus rein sportlicher Sicht liefert der Spielertyp El Mala also ganz sicher Argumente dafür, seinen Namen irgendwann auf der erweiterten Liste für die Nationalmannschaft zu lesen. Daran zweifeln rund ums Geißbockheim immer weniger Menschen. Auch nicht Teamkollege Linton Maina: „Er hat einen kleinen “Schuss“ und das soll auch so bleiben. Ich glaube, das macht ihn auch so gut. Ich glaube, dass wir alle noch viel Spaß mit ihm haben werden und dass auch andere Leute noch viel Spaß mit ihm haben werden. Wenn er so weitermacht, wird er sicherlich auch irgendwann für die Nationalmannschaft spielen. Dann werden noch viel mehr Leute viel Spaß mit ihm haben.“
Das entscheidende Wörtchen ist dann aber womöglich das „irgendwann“. El Mala bringt viel mit, das steht außer Frage. Dem Kölner Youngster wird zudem ein großes Potenzial vorausgesagt. Fertig entwickelt ist er sicher nicht. Und da wird es dann vielleicht auch noch nicht reichen, der Dribbelkönig der Liga zu sein. Eine Nominierung für die WM 2026 ist nicht ausgeschlossen, aber ganz sicher auch nicht sehr wahrscheinlich. Der Offensivspieler hat noch einige Felder, an denen er arbeiten muss. Beispielsweise seine Schussgenauigkeit, seine Arbeit gegen den Ball. Das wurde in seinen 45 Minuten bei der 3:2-Niederlage der U21-Nationalmannschaft gegen die griechische Auswahl deutlich.
Da kam er zur Halbzeit, nachdem die DFB-Elf eine träge erste Hälfte gespielt hatte, und bestach durch Zielstrebigkeit, Überzeugung, Dynamik, Selbstverständnis und Unbekümmertheit, allerdings auch vielfach mit einfachen Ballverlusten und liegengelassenen hochkarätigen Chancen. Angesprochen auf die Energieleistung El Malas auf seiner starken linken Seite, ordnete Coach Di Salvio die Leistung des 19-Jährigen wie folgt ein: „Das haben wir auch erwartet. Aber leider war auch er in der einen oder anderen Situation noch zu unsauber und hätte noch cleverer agieren können.“ Ob der Youngster das Zeug zum Nationalspieler für die WM 2026 hat, liegt genauso in seinen eigenen Händen, wie die Größe des Hypes, die er damit auslösen würde.