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·12. Mai 2025

HSV braucht jetzt einen 33-Punkte-Plan

Artikelbild:HSV braucht jetzt einen 33-Punkte-Plan

Der HSV im Freudentaumel, eine Stadt im Ausnahmezustand: Hamburg genießt den Bundesliga-Aufstieg, wie es nur Traditionsklubs können. Die Rückkehr ins Oberhaus des deutschen Fußballs kostet Schampus, Tränen und leider auch Schwerverletzte, als Tausende von Menschen beim Schlusspfiff gegen Ulm den Rasen im Volksparkstadion stürmen.

So ist das, wenn sieben Jahre Leidenszeit in der 2. Liga enden. „Als wäre eine Flasche Champagner sieben Jahre lang geschüttelt worden“, sagte HSV-Boss Stefan Kuntz, „und dann hat man den Korken aufgemacht – alles kam raus.“ Aufstieg als Arznei sei allen Beteiligten gegönnt.


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Dummerweise gibt es Risiken und Nebenwirkungen.

Die zentrale Frage wird jetzt sein: Ist dieser Hamburger SV überhaupt reif für die Erstklassigkeit? Zwei Zahlen verraten, warum niemand die Frage beantworten kann. Die eine ist: Die Mannschaft schoss im Saisonfinale, als Zweifel am Aufstieg hochkochten, zehn Tore in zwei Spielen (beim 4:0 in Darmstadt und beim 6:1 gegen Ulm).

Das beweist Killer-Instinkt. Die andere Zahl aber ist: Dieselbe Mannschaft konnte in der 2. Liga die Hälfte ihrer Spiele nicht gewinnen. Elf Unentschieden und sechs Niederlagen sind kein Ausweis von Souveränität. Was leisten die Spieler, wenn die Gegner nicht Regensburg und Fürth, sondern RB Leipzig und Borussia Dortmund heißen?

In den vergangenen sieben Jahren reichten in fünf Fällen 33 Punkte allenfalls zum Relegationsplatz 16. Drunter geht auch 2025/26 nicht, um die Klasse zu halten. 33 Punkte heißt: sieben Siege und zwölf Unentschieden an 34 Spieltagen. Oder acht Siege und neun Unentschieden. Das ist eine Menge.

Wie schwer das ist, belegt das aktuelle Beispiel TSG Hoffenheim: Obwohl etablierter Erstligist reicht es nur zu sieben Siegen – nur die vielen Unentschieden (elf) schafften ein dünnes Polster zu den Abstiegsrängen. Aufsteiger FC St. Pauli kam zwar immerhin auf acht Siege bei sieben Unentschieden – aber muss deshalb zittern.

Zugegeben, HSV-Stürmer Davie Selke hat die beste Saison seines Lebens gespielt und mit 22 Treffern dazu beigetragen, dass der Hamburger SV zur Tormaschine mutierte (76 Treffer in 33 Spielen). Aber das war in der 2. Liga. Derselbe Selke konnte vorher in der Bundesliga nie richtig Fuß fassen und dauerhaft Ansprüche Richtung Nationalelf stellen.

Und so kann man die Achse in der Mannschaft durchgehen, von Torwart Daniel Heuer Fernandes über Abwehrchef Sebastian Schonlau und Abfangjäger Jonas Meffert: Den Beweis ihrer Erstligatauglichkeit müssen sie erst noch erbringen. Die vermutet man allenfalls bei Spielgestalter Ludovit Reis und eben Selke.

An prominenten Transfers wird der HSV deshalb nicht vorbeikommen. Die Aufstiegshelden werden den neuen Wind im Sommer spüren. Dann wird man auch sehen, ob der junge Trainer Merlin Polzin Zusammenhalt auch mit neuen Stammkräften kreieren kann. Und mit dem Publikum.

Bisher füllten die Hamburger die 57.000 Plätze im Volksparkstadion auch deshalb, weil sie in der 2. Liga mit der Aussicht auf einen Heimsieg hingingen. Wie reagieren sie, wenn vier Heimpleiten in Folge passieren? Die Mannschaft muss dann 33 Punkte woanders holen. Mit demselben Support?

Im Moment sind das alles Zukunftsfragen, die man in der Stunde des Triumphs getrost ignorieren darf. Heute zählt nur die Freude über den Aufstieg. Aber irgendwann, eher früher als später, wird sich der neue alte Bundesligist den Fragen stellen müssen.

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