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·23. Oktober 2025

In Italien spielt die Mafia wieder mit

Artikelbild:In Italien spielt die Mafia wieder mit

Die Staatsanwaltschaft Neapel hat bei Juve Stabia ein System mafiöser Einflussnahme auf die wirtschaftlichen Aktivitäten des Klubs aufgedeckt. Es ist nicht der erste Fall dieser Art im italienischen Fußball, und es wird nicht der letzte sein. Die Camorra nutzt den Sport als Geldwaschanlage und Machtinstrument – während die Verbände wegschauen und die Politik schweigt.

Der Fall des Zweitligisten aus Castellammare di Stabia wirft ein beunruhigendes Licht auf den italienischen Fußball. Die Ermittler sprechen von systematischer Einflussnahme eines lokalen Camorra-Clans. Das ist keine Überraschung in einer Region, in der die organisierte Kriminalität seit Jahrzehnten die Wirtschaft durchdringt. Überraschend ist vielmehr, dass überhaupt ermittelt wird. Denn der Fußball galt lange als unantastbar, als eine Art neutrales Territorium, auf dem sich alle einig waren: Hier wird nicht hingeschaut.


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Diese Zeiten sind vorbei. Erst im September traf es den Drittligisten FC Crotone in Kalabrien, jetzt Juve Stabia in Kampanien. Die Staatsanwaltschaften arbeiten sich systematisch durch die unteren Ligen. Das Muster ist immer dasselbe: Externe Dienstleister als Einfallstor, Geldwäsche über aufgeblähte Verträge, Einflussnahme auf Transfers und Ticketverkäufe. Die Vereine selbst geben sich ahnungslos. Auch Juve Stabia betont, weder Anteilseigner noch Management seien involviert. Man kooperiere vollumfänglich mit den Behörden.

Angst vor Punktabzügen

Diese Kooperation hat einen simplen Grund: Die Angst vor sportlichen Sanktionen. Punktabzüge oder Zwangsabstiege können einen Verein ruinieren. Also arbeitet man mit den Justizverwaltern zusammen, lässt sich für ein Jahr unter Aufsicht stellen und hofft, dass der Sturm vorüberzieht. Das System bleibt intakt, nur die Gesichter wechseln. Die Komplexität dieser Verstrickungen zeigt sich darin, dass die Vereine gleichzeitig Opfer und Komplizen sind. Sie brauchen das Geld, sie brauchen die Ruhe in den Kurven, sie brauchen die lokale Verankerung. Die Mafia liefert all das – zu einem Preis, der erst sichtbar wird, wenn die Staatsanwaltschaft vor der Tür steht.

Der italienische Fußball hat ein strukturelles Problem. Solange die Politik die organisierte Kriminalität nicht konsequent bekämpft, solange die Verbände keine wirksamen Kontrollmechanismen etablieren und solange die Vereine auf dubiose Geldquellen angewiesen sind, wird sich nichts ändern. Die gerichtliche Verwaltung von Juve Stabia ist nur ein Pflaster auf einer klaffenden Wunde. Der Patient italienischer Fußball braucht eine Radikaloperation. Aber wer soll die durchführen, wenn der Operateur selbst Teil des Problems ist?

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