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·15. Dezember 2025
Italiens Ultra-Gewalt ist kein Fan-Problem, sondern organisierte Kriminalität

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·15. Dezember 2025

Die Bilder aus Genua sind verstörend. Brennende Fahrzeuge, Glasscherben auf der Fahrbahn, dichter Rauch über der Zufahrtsstraße zum Stadion Marassi. Drei Polizisten im Krankenhaus. Das ist die Bilanz eines Sonntagnachmittags in der Serie A, bevor überhaupt ein Ball gerollt ist.
Was sich vor dem Spiel zwischen dem CFC Genua und Inter Mailand abgespielt hat, ist kein bedauerlicher Einzelfall. Es ist ein Symptom. Selbstgebastelte Sprengkörper flogen durch die Luft, Rauchbomben detonierten, ein Kleintransporter und ein Motorroller gingen in Flammen auf. Die Sicherheitskräfte mussten Tränengas einsetzen, um die verfeindeten Fanlager überhaupt voneinander zu trennen. Das ist keine Randnotiz. Das ist organisierte Gewalt.
Die Frage, die sich stellt, ist unbequem: Wie kann es sein, dass Fans mit Sprengkörpern bewaffnet zu einem Fußballspiel erscheinen? Wer kontrolliert hier wen? Die Antwort liegt auf der Hand: offensichtlich niemand effektiv genug. Die Sicherheitskonzepte, die bei Hochrisikospielen greifen sollen, haben in Genua versagt. Nicht auf dem Papier, sondern in der Realität, dort wo es zählt.
Das Material aus den Überwachungskameras wird jetzt ausgewertet, Verantwortliche sollen identifiziert werden. Das ist richtig und notwendig. Aber es ist auch das Mindeste. Die entscheidende Frage lautet: Was passiert danach? Werden die Täter tatsächlich zur Rechenschaft gezogen? Werden Stadionverbote ausgesprochen und durchgesetzt? Oder versanden die Ermittlungen im bürokratischen Dickicht, wie so oft?
Der italienische Fußball hat ein Gewaltproblem, das er seit Jahrzehnten vor sich herschiebt. Die Ultra-Kultur, die in vielen Kurven gepflegt wird, hat längst nichts mehr mit Fankultur zu tun. Sie ist ein Deckmantel für Kriminelle, die den Fußball als Bühne für ihre Auseinandersetzungen missbrauchen.
Dass Inter Mailand das Spiel am Ende mit 2:1 gewann, dass Yann Aurel Bisseck traf, gerät zur Fußnote. Der Sport wird zur Nebensache, wenn vor den Stadiontoren Schlachten geschlagen werden. Das darf nicht der Normalzustand sein.
Die Verbände, die Vereine, die Politik – sie alle sind gefordert. Nicht mit Lippenbekenntnissen, sondern mit konsequentem Handeln. Solange Gewalttäter wissen, dass sie mit milden Strafen davonkommen, werden sie weitermachen. Genua war eine Warnung. Die Frage ist nur, ob sie gehört wird.









































