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·6. Mai 2025
Jahrhundert-Thriller im San Siro! Nach Verlängerung: Inter schlägt Barca und steht im Finale!

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·6. Mai 2025
Inter steht im Finale der Champions League. In einem irren Spektakel von Fußballspiel setzten sich die Nerazzurri mit 4:3 nach Verlängerung gegen den FC Barcelona durch.
Im Vergleich zum spektakulären 3:3 im Hinspiel gab es insgesamt nur einen Wechsel auf den Aufstellungsbögen: Während bei Gastgeber Inter alles beim Altbewährten blieb, ersetzte aufseiten der Katalanen Eric García den verletzten Jules Koundé. Nach ruhigen ersten zehn Minuten setzte Marco Dumfries die erste Duftmarke, als er auf seiner rechten Seite Gerard Martín eiskalt stehen ließ, im Sechzehner aber am gegnerischen Mann scheiterte (10.). Während der FC Barcelona bis auf einen unplatzierten Abschluss von Lamine Yamal offensiv praktisch abgemeldet war, setzten die Nerazzurri früh erste Nadelstiche – so etwa in Persona Nicolò Barella, der aus spitzem Winkel Wojciech Szczesny testete (21.). Nur wenige Senkunden darauf sollten sich die Italiener für ihre frühen Offensivbemühungen belohnen: Federico Dimarco stibitzte schlafmützigen Katalanen die Kugel im Aufbauspiel und setzte mit einem überagenden Steckpass sein Flügel-Pendant Dumfries in Szene. Der Rechtsaußen bediente frei vor Szczesny den mitgelaufenen Lautaro, der zum Führungstreffer einschob (21.).
Erst in Rückstand begann auch Barca offensiv mitzuspielen und kam vor allem nach eigenem Gegenpressing dem gegnerischen Gehäuse immer wieder gefährlich nahe. Die beste Chance gehörte nach 36 Minuten Yamal, dessen Schuss aus spitzem Winkel aber zu ungenau geriet. Die hochkarätigeren Möglichkeiten gehörten aber weiterhin Inter, die kurz darauf erst durch Henrikh Mkhitaryan (38.) und dann durch Hakan Calhanoglu (41.) brandgefährlich aus der Distanz abzogen, ehe Paul Cubarsí in höchster Not per Blutgrätsche Lautaro vom Ball trennte. Anhand der TV-Bilder wurde aber deutlich, dass der 18-jährige Innenverteidiger statt des Balles nur den Gegner getroffen hatte. Schiedsrichter Szymon Marciniak gab nach Betrachtung der Bilder Strafstoß, den Calhanoglu sicher links unten zum 2:0 verwandelte (45.). So ging ein furioses Inter mit einer souveränen Führung in die Pause.
Wenige Minuten nach dem Seitenwechsel jubelte das San Siro ein drittes Mal an diesem Abend, doch Francesco Acerbi stand bei seinem Kopfballtreffer nach Freistoß im Abseits (52.). Fast im Gegenzug bediente Martín den augferückten Eric García, der halbrechts im Sechzehner volley abzog und die Kugel unhaltbar links in den Winkel drückte (54.) – nur noch 1:2! Das Spiel wurde zunehmend wilder. Nur drei Minuten nach dem Anschlusstreffer fuhr Barca einen Konter, an dessen Ende Yann Sommer mit einem irren Reflex die Kugel von der Linie fischte und damit Garcias Doppelschlag zunichte machte. Doch die Katalanen blieben am Drücker. Drei weitere Zeigerumdrehungen flankte – wie schon beim Anschlusstreffer – erneut Martín und fand diesmal Dani Olmo, der rechts vor dem Gehäuse völlig freistehend zum Ausgleich einnickte (60.).
Es war ein atemloser zweiter Durchgang, der sein nächstes Highlight in einer VAR-Überprüfung fand (68.) – diesmal am Sechzehner der Hausherren: Mkhitaryan hatte Yamal von den Beinen geholt und Marciniak auf den Punkt gezeigt. Anhand der TV-Bilder wurde aber deutlich, dass das Foul knapp vor dem Strafraum begangen worden war – der daraus resultierende Freistoß brachte nichts ein. Die Aufholjagd auf der Anzeigetafel spiegelte die Geschehnisse auf dem Rasen wider: Der FC Barcelona war im zweiten Durchgang die klar aktivere Mannschaft, während Inter offensiv überhaupt nicht mehr stattfand. Bei einem Distanzschuss von Yamal musste sich Sommer strecken (77.).
In den Schlussminuten belohten sich die Gäste schließlich und drehten das Spiel komplett: Auf Zuspiel von Pedri scheiterte Raphinha zunächst an Sommer und verwandelte im Nachsetzen unten rechts (87.) zum vermeintlichen Siegtreffer. Vermeintlich, weil das letzte Wörtchen noch immer nicht gesprochen war: Nach 93 Minuten setzte sich Dumfries am Rande des Legalen gegen Martín durch und bediente im Zentrum den aufgerückten Acerbi, der die Kugel zum Ausgleich unter das Tordach jagte. Yamal hatte Sekunden zuvor den Pfosten getroffen und vergab unmittelbar vor Schlusspfiff (90.+6) tatsächlich noch einmal die Chance auf den Lucky Punch.
So ging es in einem völlig irren Halbfinal-Thriller in die Verlängerung. Dort nahm das Spektakel seinen Lauf, wieder gehörte Inter der erste Punch: Mit dem Rücken zum Tor bediente der eingewechselte Mehdi Taremi den ebenfalls frischen Davide Frattesi, der päzise links unten zum 4:3 verwandelte (99.). In der Folge leistete sich die Partie tatsächlich mal so etwas wie eine Auszeit, in der bis auf einen wuchtigen Abschluss von Hector Fort (104.) kein Raunen mehr durch das San Siro ging. Erst nach der Halbzeit schnupperte Robert Lewandowksi am Ausgleich, ein Kopfball des eingewechselten Polen ging aber über das Tor (107.). Auf der anderen Seite zwang Frattesi Sczcesny zu einer starken Parade (109.). Überboten wurde diese abermals von seinem Gegenüber Yann Sommer, der das nächste sicher geglaube Barca-Tor vereitelte, indem er einen Schuss von Yamal um den linken Pfosten wischte (114.). Der schweizer Nationaltorhüter legte in einem geschichtsträchtigen Spiel eine geschichtsträchtige Performance hin – und bescherte seinem Team damit den Finaleinzug! Weil Barca in den Schlussminuten der Verlängerung offensiv nicht mehr zum Zug kam, brachte Inter die knappe Führung über die Ziellinie und feiert einen irren 7:6-Sieg in der Gesamtwertung – im torreichsten Halbfinale in der Geschichte der Champions League. Nach dem Endspiel von Istanbul 2023 erreicht die Elf von Simone Inzaghi damit zum zweiten Mal binnen drei Jahren das Finale der Königsklasse.
(Photo by Carl Recine/Getty Images)