DFB-Frauen
·12. Dezember 2025
Kaltenmaier über SGS-Talente im DFB-Pokal: "Freudenrausch oder Tränen"

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·12. Dezember 2025

Im Achtelfinale um den DFB-Pokal der Juniorinnen wartet auf die U 17 der SGS Essen eine der wohl höchsten Hürden. Am Samstag (ab 12.30 Uhr) geht es zu Titelverteidiger TSG Hoffenheim. Im DFB.de-Interview spricht Jonas Kaltenmaier (32), Sportlicher Leiter im Essener Leistungszentrum weiblich, über den Reiz des DFB-Pokals und die Nachwuchsförderung beim einzigen eigenständigen Frauen-Bundesligisten.
DFB.de: Im Achtelfinale des DFB-Pokals der Juniorinnen tritt die U 17 der SGS Essen beim Titelverteidiger TSG Hoffenheim an. Was nimmt sich das Team vor, Herr Kaltenmaier?
Jonas Kaltenmaier: Wir wissen, dass wir auf einen sehr starken Gegner treffen. Dennoch ist es selbstverständlich unser Ziel, die nächste Runde zu erreichen.
DFB.de: Welche Bedeutung hat die Partie für die Spielerinnen und den Verein?
Kaltenmaier: Es ist für uns etwas ganz Besonderes, in diesem Wettbewerb auf die TSG Hoffenheim zu treffen, die ebenfalls für ihre herausragende Ausbildung bekannt ist. Genau wie wir betreibt auch die TSG bereits ein Leistungszentrum weiblich. Lieber wäre uns dieses Duell allerdings erst im Halbfinale oder sogar im Finale gewesen.
DFB.de: Wie gut ist das Team über den Gegner informiert?
Kaltenmaier: Einige Spielerinnen kennen sich über die Länderpokale, manche sogar von den DFB-Teams. Dazu versuchen wir, noch die eine oder andere Information einzuholen. Grundsätzlich fokussieren wir uns aber auf unsere eigene Leistung.
DFB.de: Wie sieht die Vorbereitung aus?
Kaltenmaier: Um optimal vorbereitet in die Partie zu gehen, erfolgt die Anreise am Vortag. Das Team übernachtet in der Nähe von Heidelberg. Allein das macht die Partie schon zu einem besonderen Erlebnis für die Spielerinnen.
DFB.de: Welchen Stellenwert hat für Sie grundsätzlich der neugeschaffene DFB-Pokal, der in dieser Saison erst zum zweiten Mal überhaupt ausgetragen wird?
Kaltenmaier: Es ist kein klassischer Ausbildungswettbewerb, dafür aber äußerst prestigeträchtig. Ein Wettkampf gegen einen Gegner wie die TSG Hoffenheim ist für die Weiterentwicklung unserer Talente sehr wertvoll. Wir können in diesem Wettbewerb als eigenständiger Verein für Frauen- und Mädchenfußball zeigen, dass unsere gute Nachwuchsausbildung Früchte trägt.
DFB.de: Was macht den besonderen Reiz des Pokalwettbewerbs aus?
Kaltenmaier: Beim Abpfiff des Spiels gibt es definitiv Gewinnerinnen und Verliererinnen, entweder Freudenrausch oder Tränen.
DFB.de: K.o.-Spiele sind für die Spielerinnen nicht an der Tagesordnung. Spüren Sie deshalb eine besondere Anspannung?
Kaltenmaier: In den zurückliegenden Tagen wurde fast nur noch über das Spiel in Hoffenheim gesprochen. Dadurch machen sich die Mädels auch selbst einen gewissen Druck. Es geht darum, diesen in Spaß auf dem Platz umzuwandeln.
DFB.de: Nach der Umstrukturierung der B-Juniorinnen-Bundesliga hat sich die SGS Essen entschieden, weiterhin auf regionaler Ebene gegen weibliche Teams anzutreten. Andere Nachwuchsteams von Bundesligisten treten auch gegen Juniorenmannschaften an. Warum haben Sie sich dagegen entschieden?
Kaltenmaier: Wir haben uns in erster Linie dafür entschieden, im Mädchenbereich zu bleiben. Dabei sind wir dem Westdeutschen Fußballverband sehr dankbar, dass er neben einer U 17-Regionalliga als Pilotprojekt auch eine überregionale Spielklasse für U 19-Juniorinnen geschaffen hat. Dadurch können wir unsere ganzheitliche Ausbildung und vor allem auch den Übergang in den Frauenbereich noch flexibler und besser gestalten. Gegen einen Wechsel in eine Juniorenliga sprach auch der abweichende Spielkalender, was beispielsweise bei Verbandslehrgängen für Probleme sorgen könnte. Außerdem ist es wegen der großen körperlichen Unterschiede in diesem Alter aus unserer Sicht schwierig, eine genau passende Spielklasse zu finden, in der sich die Spielerinnen jeweils auf Augenhöhe mit ihren männlichen Gegnern messen würden.
DFB.de: Wie würden Sie insgesamt die Philosophie des Vereins bei der Förderung junger Spielerinnen beschreiben?
Kaltenmaier: Es ist uns wichtig, dass sich die Ausbildung wie ein roter Faden durch sämtliche Jahrgänge zieht und die Spielerinnen gut auf die nächsten Schritte vorbereitet werden. Dass wir es gut machen, haben wir schon über viele Jahre bewiesen. Essen ist als Standort bekannt, bei dem Talente schon sehr früh erste Erfahrungen auf höchstem Niveau, also auch in der Frauen-Bundesliga, sammeln können.
DFB.de: Die SGS Essen hat sich über viele Jahre als Talentschmiede einen Namen gemacht, brachte zahlreiche Nationalspielerinnen hervor. Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen der Profiabteilung und dem Nachwuchs?
Kaltenmaier: Alle Beteiligten arbeiten sehr eng zusammen. So werden beispielsweise schon Spielerinnen im U 15-Alter im Techniktraining besonders gefördert. Talente aus der U 16 oder U 17 bekommen regelmäßig die Möglichkeit, mit dem Bundesligakader zu trainieren und sich zu empfehlen. Einige U 19-Spielerinnen sind schon fest oben dabei. Diese DNA zeichnet den Verein seit vielen Jahren aus.
DFB.de: Gerade erst schaffte Abwehrspielerin Lany Mia Bäcker den Sprung in die Startformation des Bundesligateams. Sehen Sie weitere Spielerinnen, die zumindest auf Sicht den Sprung in den Profibereich schaffen können?
Kaltenmaier: Auf jeden Fall. Die Liste der Spielerinnen, denen wir eine solche Entwicklung zutrauen, ist lang. Von den Mädels, die beim Pokalspiel in Hoffenheim auf dem Platz stehen, werden wir einige in zwei oder drei Jahren mit Sicherheit in der Bundesliga sehen. Davon bin ich überzeugt.
DFB.de: Viele Spielerinnen im Profikader haben auch schon in der Jugend für die SGS Essen gespielt. Sind das Vorbilder für die U 17-Talente?
Kaltenmaier: Absolut. Als kürzlich zwei unserer Partnerschulen offiziell zu "Eliteschulen des Fußballs" ernannt wurden, war neben zwei unserer U 17-Spielerinnen mit Beke Sterner auch eine Leistungsträger unserer ersten Mannschaft dabei. Sie war damals bei uns ebenfalls im Internat und den Sprung geschafft. Da hat man schon gesehen, wie die jüngeren Spielerinnen zu ihr aufschauen und sehr gerne in ihre Fußstapfen treten wollen.
DFB.de: Aktuell ist die SGS Essen der einzige verbliebene reine Frauenfußballverein in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Wie lange kann sich der Klub dort noch halten?
Kaltenmaier: Solange wir uns auf unsere Stärken besinnen und unsere Talente weiterhin so gut ausbilden, haben wir auch eine Daseinsberechtigung in der höchsten Spielklasse.
DFB.de: Sie fungieren aktuell auch als Co-Trainer der ersten Mannschaft. Welche Vorteile bringt das mit sich?
Kaltenmaier: Da ich die meisten Spielerinnen schon seit vielen Jahren kenne, kann ich gut einschätzen, woran sie vor allem arbeiten müssen, um sich dauerhaft durchzusetzen. Das kann für unsere nächste Generation auf jeden Fall von Vorteil sein.









































