Karl-Heinz Rummenigge wird 70: WM-Finale 1986 "gern noch mal spielen" | OneFootball

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·25. September 2025

Karl-Heinz Rummenigge wird 70: WM-Finale 1986 "gern noch mal spielen"

Artikelbild: Karl-Heinz Rummenigge wird 70: WM-Finale 1986 "gern noch mal spielen"

Seine Bayern sind wieder mal Meister und Tabellenführer, und auch der Jubilar ist in einem fast makellosen Zustand. Karl-Heinz Rummenigge wird heute 70 Jahre alt und ist nach eigenem Bekunden "wunschlos glücklich". Natürlich wünscht er sich, dass das so bleibt. Und deshalb, der Wunsch fiel ihm im Gespräch mit der dpa dann doch noch ein, steht "weiterhin Gesundheit" auf seinem Zettel. Denn "die schätzt man mit zunehmendem Alter immer mehr".

Dass ein ehemaliger Weltklassefußballer mit 70 noch keine künstlichen Gelenke hat und nichts machen lassen musste, ist für Rummenigges Spielergeneration nicht selbstverständlich. Schließlich ging es in seiner Zeit, da noch nicht jeder Quadratzentimeter des Spielfelds mit Kameras ausgeleuchtet wurde und an einen VAR noch kein Gedanke war, durchaus rau zu auf dem Platz - und wendige Stürmer wie er bekamen ganz schön auf die Knochen. Heute sind sie etwas besser geschützt, und nicht nur deshalb würde Rummenigge "gern noch mal spielen - gerade in der Allianz Arena, ich liebe dieses Stadion, diese Stimmung." Denn: "Ich habe ja meine Karriere im Olympiastadion verbracht, und da war die Stimmung nicht annähernd so gut."


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Cognac und Cup für "Kalle"

Auch sein FC Bayern, zu dem er unmittelbar nach der WM 1974 auf Vermittlung von Max Merkel aus Lippstadt stieß, war es damals nicht (mehr). Da saß der junge Rummenigge plötzlich mit sechs Weltmeistern in der Kabine und musste mitansehen, wie es ist, wenn eine Mannschaft satt ist. Er spielte zwar noch mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller oder Uli Hoeneß - und doch wurde er in zehn Jahren "nur" zweimal Deutscher Meister. Eine heute kaum vorstellbare Quote für einen Bayern-Profi.

Immerhin: Zweimal gewann Karl-Heinz Rummenigge mit den Bayern auch den Europapokal der Landesmeister, 1975 in Paris noch auf der Bank, 1976 in Glasgow auf dem Rasen. Jenes 1:0 gegen St. Etienne, fünf Monate vor seinem Debüt in der Nationalmannschaft, betrachtet er bis heute als seinen schönsten Moment. Vor dem Spiel, die Geschichte ist ebenso wahr wie legendär, musste er auf Anweisung von Trainer Dettmar Cramer seine Nervosität mit zwei Gläschen Cognac bekämpfen. Es dauerte eben eine Weile, bis sich der schüchterne "Kalle", von Trainer Udo Lattek "Rummelfliege" getauft, im Münchner Starensemble etabliert hatte.

Als Beckenbauer und Müller dann Vergangenheit waren, verkörperte Karl-Heinz Rummenigge gemeinsam mit Rückkehrer Paul Breitner die Zukunft. Der Erfolg kam an die Säbener Straße zurück, praktisch zeitgleich mit seiner Leistungsexplosion. Seine Stärke war das Dribbling, er kam über die Flügel, seine Tore fielen oft mit Anlauf. Meist mit rechts, aber auch mit links oder per Kopf. Mit 1,82 Meter war er eigentlich zu groß für einen klassischen Dribbler à la Libuda oder Littbarski, aber seine enge Ballführung und seine Dynamik wurden für jeden Abwehrspieler zur Herausforderung. "Einmal gegen Rummenigge spielen, und du überdenkst dir deine Berufswahl", gab Bochums Verteidiger Jupp Tenhagen zum Besten.

Europameister 1980: "Stell die Linse scharf"

1980 und 1981 wurde Rummenigge Torschützenkönig und Europas Fußballer des Jahres. Letzteres auch, weil er Deutschland 1980 in Italien zum EM-Titel geführt hatte. Seine wichtigsten Beiträge: das Siegtor gegen die Tschechoslowakei und eine Eckballvorlage im Finale gegen Belgien auf Horst Hrubesch. Nahezu prophetisch hatte der Eckenschütze den Fotografen vorher noch gewarnt: "Stell die Linse scharf, jetzt knallt’s."

In seiner letzten Bayern- und Bundesligasaison 1983/1984 wurde Rummenigge zum zweiten Mal DFB-Pokalsieger und ein drittes Mal Torschützenkönig, mit insgesamt 162 Treffern steht er hinter Gerd Müller und Robert Lewandowski auf Platz drei im ewigen Klubranking. Dann zog es Rummenigge über den Brenner, die Ablösesumme von 11,4 Millionen Mark, die Inter Mailand locker machte, sanierte den FC Bayern. In drei Jahren bei Inter blieb er ohne Titel, gewann aber in Italien viele Sympathien. Auf seiner letzten Station bei Servette Genf in der Schweiz holte er sich 1989 seine letzte Torjägerkanone - mit 33.

Zweimal als Kapitän im WM-Finale

Für Deutschland traf er in 95 Spielen 45-mal (Platz sechs). Er spielte drei WM-Endrunden, zweimal führte er das DFB-Team als Kapitän ins Finale, beide wurden verloren. 1982 in Spanien mit 1:3 gegen Italien, vier Jahre später in Mexiko mit 2:3 gegen Diego Maradonas Argentinier. Das Endspiel von 1986 würde er "gern noch mal spielen", war Deutschland doch gegen Argentinien nach auch dank Rummenigges Anschlusstreffer aufgeholtem 0:2-Rückstand in Reichweite des einzigen Titels, "der mir noch fehlt in meiner großen Sammlung".

Immerhin, seine zweite Karriere im Vorstand und Aufsichtsrat des FC Bayern entschädigte ihn reichlich für die Niederlage von Mexiko City. Auch sein Weg hinter dem Schreibtisch verblüffte viele: vom "Rotbäckchen" aus der westfälischen Provinz zu einem der mächtigsten Männer im Reich des Fußballs, zum Chef der Fußball-AG des FC Bayern, dessen Vorstandsvorsitzender er von 2002 bis 2021 war, und der europäischen Klubvereinigung ECA. Klar, Rummenigge hatte nicht nur alles erlebt im Fußball, er parlierte auch noch fast mühelos auf Englisch, Französisch und Italienisch.

Mit Uli Hoeneß machte er den FC Bayern zum Weltklub mit aktuell 410.000 Mitgliedern. Auf den er heute in seiner Funktion als Aufsichtsrat eben noch ein wenig aufpassen muss. Den Vorwurf, ebenso wie Hoeneß nicht loslassen zu können, kontert Rummenigge im SID-Interview so: "Wir wollen niemandem schaden, sondern nur unseren Beitrag leisten, dass dieser große Klub weiterhin positiv unterwegs ist und dabei Erfolg hat." So wie es bisher in seinem Leben meistens war, weshalb er sich "sicherlich zu glücklicheren Menschen auf dieser Welt" zählt.

Neuendorf gratuliert Rummenigge

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