OneFootball
Jule Stolpe·21. November 2025
In partnership with
Yahoo sportsOneFootball
Jule Stolpe·21. November 2025
In der 6. (!) Minute der Nachspielzeit mutierte er kurzfristig zum Joker-Held des BVB, als er am achten Bundesligaspieltag das goldene Siegtor gegen die Aufsteiger aus Köln erzielte und damit verhinderte, dass Dortmund zwei Punkte in einem Spiel durch die Lappen gehen, das sie auf jeden Fall gewinnen müssen.
Die Rede ist von BVB-Stürmer Maximilian Beier. Dieses Jokertor ist sein aktuellstes Highlight – davor und danach sucht man nach denen jedoch wieder vergeblich. Und das ist irgendwie unverständlich bei einem Spieler, der so viel Qualität mitbringt - eigentlich.
Karrieretechnisch ging es für ihn richtig gut los. Ausgeliehen von der TSG Hoffenheim schaffte der damals 18-Jährige den Sprung in den Profifußball bei Hannover 96 – und zwar sehr passabel. Zwei Jahre in der niedersächsischen Landeshauptstadt ließen ihn fußballerisch erwachsen werden.
📸 Martin Rose - 2022 Getty Images
Nach seiner Rückkehr brillierte er in Sinsheim mit 16 Toren in 33 Buli-Spielen für die TSG und schoss sich nicht nur auf den Zettel von Borussia Dortmund, sondern auch ins Blickfeld von Julian Nagelsmann. Im Sommer 2024 durfte er mit zur Europameisterschaft, schloss sich den Schwarz-Gelben an und hatte spätestens zu diesem Zeitpunkt den Weg auf die ganz große Fußballbühne zumindest mal angetreten.
Und dann? Die großen Highlights blieben aus und es schien, als würde Beier eher auf der Stelle treten, statt so richtig voranzukommen.
Einer der Gründe: Der Offensivspieler hatte fast zeitgleich mit einem Trainer bei seinem neuen Klub angeheuert, der ihn offensichtlich missverstand. Unter Vereinslegende Nuri Sahin durfte Beier oft nur auf Rechtsaußen ran. Dass ihm das missfiel, drückte er nach dessen Entlassung ziemlich deutlich aus.
Kurz nachdem Niko Kovač das Team übernommen hatte, sagte er in einem Talk mit den ‘Ruhr Nachrichten‘: „Niko Kovač hat mir vertraut, und ich habe dann endlich auf der richtigen Position gespielt. Als er vom Team wissen wollte, auf welchen Positionen man spielen möchte, habe ich nur 'Sturm' auf den Zettel geschrieben."
Soweit so gut – endlich wurde Beiers Wunsch nach der für ihn richtigen Position gehört und gesehen. Eigentlich müsste es doch dann jetzt richtig losgehen, oder Kovač lässt ihn schließlich jetzt dort auflaufen, wo Beier sich am wohlsten fühlt: als Doppelspitze im Zusammenspiel mit Guirassy oder als hängender Stürmer im Zentrum und auf den Halbpositionen hinter der Spitze – zumindest, wenn er spielt.
Das Problem: Unangefochtener Stammspieler ist er beim BVB nicht. Kovač setzt zwar häufiger auf ihn als Sahin, trotzdem kommt er in der aktuellen Spielzeit laut 'bundesliga.de' auf nur 562 von 900 möglichen Bundesligaminuten. Zum Vergleich: Sturmkollege Guirassy verpasste nur etwas mehr als hundert dieser Zeigerumdrehungen. Und das dürfte nicht besser werden: Mit Adeyemi und den beiden Neuverpflichtungen Silva und Bellingham wird der Konkurrenzkampf um die Plätze im offensiven Mittelfeld weiterhin kein Zuckerschlecken.
Auch in der Nationalelf blieb der große Beier-Durchbruch trotz EM-Teilnahme bislang aus. Während er bei der letzten Länderspielpause noch dabei war, musste er gegen Luxemburg und die Slowakei vom Sofa aus zugucken.
📸 Stuart Franklin - 2025 Getty Images
Von Beier wird also mehr erwartet – sowohl von Kovač als auch von Nagelsmann.
Dabei liegen die grundlegenden Qualitäten des mittlerweile 23-Jährigen auf der Hand: Steht er auf dem Platz, haut er immer ALLES rein. Fast 12 Kilometer reißt er im Schnitt pro Spiel ab und startet die drittmeisten Sprints aller BVB-Spieler. Auch was das Tempo angeht, machen ihm wenige etwas vor: Nach Adeyemi ist Beier der zweitschnellste bei den Dortmundern. Außerdem besitzt er eine hohe Spielintelligenz, ein tolles Gefühl für Räume und weiß genau, wie erfolgreiches Pressing funktioniert.
Sein Engagement erinnert an die ganz großen Dortmunder. Noch gehört Beier nicht dazu, er ist weder ein Star im BVB-Trikot noch eine ernstzunehmende Option bei der deutschen Nationalmannschaft.
Ist der Offensivspieler vielleicht zu mannschaftsdienlich? Beispielhaft dafür: Im Spiel beim FC Augsburg übernahm er aufgrund Personalnot die linke Schiene, erntete dafür viel Lob – ob solche Experimente zur Weiterentwicklung auf seiner Stammposition beitragen ist aber fraglich.
Auch das Spielsystem ist nicht unbedingt auf seinen Spielertyp zugeschnitten. Unter Niko Kovač spielt der BVB oft mit breiten Flügeln und frühen Hereingaben von außen – das Spiel durchs Zentrum? Sucht man häufig vergeblich. Dieser fußballerische Ansatz nimmt den Mittelfeldspielern hier und da sicherlich die Möglichkeit, zu glänzen.
📸 Christof Koepsel - 2025 Getty Images
Aber natürlich trägt Beier auch selbst dazu bei, dass er es im BVB-Trikot bislang noch so weit gebracht hat, wie es vielleicht möglich gewesen wäre. Vor allem in den letzten BVB-Spielen konnte er nicht so richtig überzeugen und blieb oft ohne Glanz. So bekam er für seine Leistung im City-Spiel zum Beispiel von ‘Sport1‘ die Schulnote 5 reingedrückt, für seine Performance beim Auswärtsspiel gegen den HSV reichte es laut ‘RUHR24‘ erneut nur für eine 4,5.
Maximilian Beier ist also ein Spieler, der sich stets zu bemühen scheint, zu oft bleibt das aber offensichtlich ohne Lohn. Viel Aufwand, wenig Ergebnis. Vermutlich ist das der Grund dafür, dass die Statistiken nur Zahlen bleiben und sich noch nicht auf dem Platz widerspiegeln.
Aktuell ist der 23-Jährige also durchaus noch ein Stück davon entfernt, sich beim BVB – oder anderswo – zum Spitzenspieler zu mausern. Und das, obwohl er viele Voraussetzungen dafür mitbringt. Bleibt die Frage, ob Dortmund für seine Entwicklung die richtige Adresse ist - oder ob´s woanders besser gelingen würde.
📸 Alex Grimm - 2025 Getty Images









































