Kaua Santos muss auf die Bank: Was für und gegen die drastische Maßnahme spricht | OneFootball

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·22. Oktober 2025

Kaua Santos muss auf die Bank: Was für und gegen die drastische Maßnahme spricht

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Es war wohl der eine Patzer zu viel. Eintracht-Keeper Kaua Santos ließ sich beim 2:2 in Freiburg von Freistoß-Genie Vicenzo Grifo düpieren, der den Ball in die kurze Ecke setzte, während der Keeper mit einer Flanke spekulierte. Zwar stärkte Dino Toppmöller dem Brasilianer zunächst noch den Rücken, entschied sich dann aber doch, einen Torwartwechsel vorzunehmen. Zumindest bis zur Länderspielpause soll Michael Zetterer im Tor stehen, der Santos zum Saisonstart vertreten hatte, als dieser nach seinem Kreuzbandriss noch nicht ganz fit war.

"Michael Zetterer wird im Tor stehen. Die Entscheidung haben wir nach dem einen oder anderen Austausch getroffen. Warum? Weil wir den Eindruck haben, dass es für Kaua wichtig ist, noch mal einen Schritt zurückzumachen. Es ist sehr viel auf ihn eingeprasselt", schilderte Dino Toppmöller im Rahmen der PK. Der Coach hofft darauf, dass Santos seine Leichtigkeit und Lockerheit wiederfindet.


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Doch was spricht für und gegen die drastische Maßnahme, die Toppmöller mit dem Torwartwechsel ergreift?

Die Bilanz der Hessen seit der Rückkehr von Kaua Santos zwischen die Pfosten ist eher verheerend. Aus fünf Pflichtspielen gab es nur einen Sieg, ein Remis und drei Pleiten. Hierbei ist festzuhalten, dass Santos sogar beim einzigen Sieg vier Gegentreffer kassiert hat. Klar, gegen Atlético und Bayern München hätte Freiburg auch mit Zetterer verloren, beim Spiel gegen Freiburg wäre ohne den Santos-Patzer aber ein Sieg möglich gewesen. Auch gegen Union Berlin hätte es zumindest einen Punkt geben können. Die Unsicherheiten von Santos strahlen natürlich auch auf den gesamten Defensivverbund aus. Weder bei Flanken in den Sechzehner, noch bei Rückpässen kann man sich aktuell sicher sein. Es ist sicherlich auch am Torhüter festzumachen, dass Frankfurt nach dem guten Saisonstart weder in der Champions League noch in der Bundesliga so richtig gut dasteht.

Kontra: Man muss dem Mann der Zukunft vertrauen und ihn fördern

Kaua Santos hat bereits bewiesen, dass er zu außergewöhnlichen Leistungen fähig ist. Es benötigt schon besonders viel Talent, um einen Platzhirsch wie Kevin Trapp verdrängen zu können. Der Brasilianer verfügt über enorme Reflexe, eine herausragende Athletik und viel Mut. Letzteres wurde ihm in den vergangenen Wochen gepaart mit der fehlenden Erfahrung hier und da zum Verhängnis. Man darf aber nicht vergessen, dass Santos mit seinen 22 Jahren zu den jüngsten Torhütern der Bundesliga zählt und noch dazu einen Kreuzbandriss verarbeiten musste.

Kommen dann noch ein paar unglückliche Aktionen dazu, steigt die Verunsicherung. Genau dann benötigt man allerdings einen Coach, der ihm bedingungslos vertraut und bereit ist, die Talsohle gemeinsam zu meistern. Den Youngster nun in seinem sozusagen schwächsten Moment aus dem Tor zu nehmen, kann weitreichende Folgen für die weitere Karriere haben. Santos hat alle Qualitäten, um ein Top-Keeper zu werden und ist ganz klar der Mann der Zukunft, da Zetterer zwar erfahren und solide ist, aber nicht an das Potenzial und die Entwicklungsmöglichkeiten seines Rivalen herankommt.

Pro: Toppmöller muss das Leistungsprinzip anwenden

Auch Dino Toppmöller dürfte sich im Klaren sein, dass langfristig Kaua Santos im Tor das Rennen machen sollte. Als Trainer geht es allerdings auch darum, das Leistungsprinzip nicht ins Absurdum zu führen. Vergleicht man die Leistungen von Zetterer und Santos in dieser Saison, hat der Routinier ganz klar die Nase vorne. Zetterer hat sich nichts zu schulden kommen lassen, mit seinem guten Aufbauspiel überzeugt und eine gewisse Ruhe ausgestrahlt. Bei Santos blieb davon nicht viel übrig. Letztlich ist der Fußballsport eine Leistungsgesellschaft, in der es derjenige verdient zu spielen, der die besseren Performances zeigt.

Diese Devise muss ein Trainer auch vorleben, um als gerecht und fair wahrgenommen zu werden. Für Toppmöller wurde es immer schwieriger, die Nummer-eins-Rolle von Santos zu rechtfertigen. Auch Feldspieler, die schwache Leistungen zeigen, werden schließlich ersetzt. Manchmal ist es gewissermaßen sogar nötig, den Reset-Button zu drücken.

Kontra: Santos könnte eines Tages viel Geld einbringen

Als Kaua Santos vor seiner Verletzung mit spektakulären Paraden glänzte, kursierten auf Anhieb verrückte Summen, was eine mögliche Ablöse in Zukunft betrifft. Gänzlich aus der Luft gegriffen waren diese nicht, weil der Brasilianer zu diesem Zeitpunkt zu den stärksten Torhütern seines Jahrgangs weltweit zählte. Selbst wenn Santos aktuell eine Krise durchläuft, spricht grundsätzlich nichts dagegen, dass der Schlussmann eines Tages für viel Geld wechselt. Das nötige Potenzial, um ein ganz Großer seiner Zunft zu werden, hat der 22-Jährige definitiv.

Der Körper spielt nach seiner Verletzung grundsätzlich schon wieder mit, nur der Kopf wohl noch nicht so ganz. Dennoch ist er ein Spieler, der der SGE bei einem guten Verlauf 50 bis 80 Millionen Euro einbringen könnte. Dies ist aber natürlich nicht der Fall, wenn er in Frankfurt dauerhaft nur Ersatz ist und daran gewissermaßen auch zerbricht. Bei Zetterer gibt es aus Eintracht-Sicht finanziell hingegen praktisch nichts zu holen. Der frühere Werder-Keeper ist bereits in seinen 30ern und verfügt über keinen großen Wiederverkaufswert.

Fazit:

Dino Toppmöller befindet sich in einem wahren Dilemma. Auf der einen Seite sollte er Kaua Santos eigentlich stärken, damit dieser seine kleine Krise überwinden kann, jedoch kann er auf der anderen Seite auch nicht ignorieren, einen anderen Keeper zu haben, der aktuell mehr Sicherheit und Konstanz ausstrahlt. Letztlich geht es schließlich um Punkte und Siege. Nach den jüngsten Misserfolgen ist diesbezüglich der Druck auf die SGE gestiegen. Gewissermaßen hat man nur darauf gewartet, dass Toppmöller die schwere, aber wohl richtige Entscheidung trifft, Santos aus dem Tor zu nehmen.

Wichtig ist nun aber, dass man den Youngster nicht fallen lässt und ihm ganz klar demonstriert, dass man perspektivisch voll auf ihn setzt und von seinen Qualitäten überzeugt ist. Gute und zielführende Einzelgespräche mit Santos dürften nun so wichtig wie nie sein. Man muss dem Torwart-Talent vermitteln, dass dies kein Karriere-Tiefschlag ist, sondern die Möglichkeit, in Ruhe wieder Vertrauen in sich und den Körper zu finden. Dass Santos nun vor einer schwierigen Charakter-Prüfung steht, lässt sich aber nicht leugnen.

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