Treffpunkt Betze
·23. November 2025
Kein Betze ohne Fans

In partnership with
Yahoo sportsTreffpunkt Betze
·23. November 2025

Vor 45.517 Zuschauern beendeten die Roten Teufel in der Eiskammer des Fritz-Walter-Stadions eindrucksvoll ihre kurze Durststrecke nach drei sieglosen Spielen und fegten die Störche mit der seit dieser Woche herrschenden straffen Brise vom Betzenberg. Ein Blick auf die Spieldaten bestätigt das Gefühl der 45.000 Pfälzer und der 500 bemitleidenswerten Weitfahrer aus der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt, das sie über nahezu die gesamte Spieldauer hatten – in jeglicher Hinsicht. Das Ergebnis spiegelt exakt die Kräfteverhältnisse auf dem Platz wider. Einzig über die Berechtigung des Kieler Tors ließe sich vor dem Hintergrund des Spielverlaufs streiten.
Whatsapp-Channel
**Betze-News direkt aufs Smartphone?** Erhalte alle Neuigkeiten per Push-Nachricht über unseren Whatsapp-Kanal
Indes streiten die Fanlager der deutschen Vereine mit den Innenministern der Bundesländer darüber, wie sicher der Fußball ist und ob Stadionverbote auf Verdacht ausgesprochen werden dürfen. Aus Protest sahen beide Kurven in den ersten zwölf Minuten daher von organisiertem Support ab, um mögliche Konsequenzen von Restriktionen aus der Politik zu veranschaulichen. Doch was wäre, wenn es wirklich so weit käme? Ein kleines Gedankenexperiment.
Würden wir diesem Spiel die Emotionen nehmen, wäre der Zauber vorbei, der diesen Sport und dieses Spiel zur beliebtesten Nebensache der Welt macht. Bereits nach wenigen Minuten schießt Naatan Skyttä das Führungstor. Normalerweise ähnelt der Betzenberg dann einem Tollhaus, in dem sich wildfremde Menschen in den Armen liegen, ihre Emotionen herausschreien und ihre Mannschaft in purer Ekstase weiter vorantreiben. Ohne den Support der Fans gibt es allenfalls wohlwollenden Applaus von den Rängen – mehr aber auch nicht.
Das 2:0 würde sich anhören, als hätte Ronnie O’Sullivan gerade einen Maximum Break beim Snooker gespielt. Das ist sicherlich beeindruckend, haut aber niemanden von der Sitzschale. Die Elfmeterentscheidung des Schiedsrichters und der darauffolgende Anschlusstreffer würden von einem Raunen begleitet werden, wie man es sonst nur hinter dem Sandbunker bei der PGA Tour hört, wenn Bernhard Langer einen perfekt vor dem letzten Loch liegenden Golfball daneben puttet. Und auch nach den Treffern zum 3:1 und 4:1 bliebe die Gefühlsexplosion aus. Passanten würden sich höchstens fragen, ob sie gerade eine besonders gute Inszenierung eines Theaterstücks im Inneren des Stadions verpasst haben.
//
Möchtest du dazu beitragen, dass Treffpunkt Betze weiterhin unabhängig und werbefrei bleibt? Werde jetzt Supporter-Mitglied und unterstütze uns dabei, noch mehr großartige Inhalte über den FCK zu produzieren und zu teilen.
Wenn wir diese Dystopie weiterdenken, wäre es in einem solchen Szenario auch viel weniger tragisch, wenn die Spielleitung komplett durch den Video-Referee aus der Kölner Zentrale erfolgen würde. Dieser würde mithilfe der Just-in-time-Analyse, die durch künstliche Intelligenz unterstützt wird, zweifelsfrei feststellen, dass Maxwell Gyamfi den Gegner im Sechzehnmeterraum strafbar zu Fall gebracht hat. Die Entscheidung wäre klar: Elfmeter, eingeblendet auf den Videowalls, am besten direkt mit den Wiederholungen, wie sie auch im Fernsehen zu sehen sind. Das Publikum weiß Bescheid, vertraut auf die Technik und deren Urteilsvermögen und regt sich daher auch nicht weiter auf. Macht man ja auch nicht, wenn einem im Kino die Wendung im Plot des Films nicht gefällt.
Nein, das kann und darf nicht die Zukunft dieses Sports sein, der von so vielen Menschen auf der ganzen Welt geliebt wird. Sowohl die Politik als auch die Funktionäre im Weltfußball müssen sich vor Augen halten, dass diese Sportart ihre Anziehungskraft und Magie daraus zieht, dass sich in den Arenen rund um den Globus verschiedene Gesellschaftsschichten zu einer lauten, energetischen Masse verschmelzen und aus Zuschauern Fans werden. Besonders frenetische Anhänger, wie die des 1. FC Kaiserslautern, würden einen Teil ihrer Identität und ihres Lebensinhalts verlieren, sollte sich der Fußball weiter in die oben skizzierte dystopische Richtung entwickeln.
Nun aber zurück in die Gegenwart: Nach drei sieglosen Ligaspielen hat der FCK wieder in die Spur zurückgefunden. Die vergangenen Partien gegen Nürnberg, Düsseldorf und Hertha wurden aufgrund der Tabellenpositionen der Gegner recht negativ bewertet. Betrachtet man jedoch die steil ansteigende Formkurve, die insbesondere die Glubberer und die Alte Dame gerade nehmen, und berücksichtigt zudem die reife Leistung der Roten Teufel gegen Kiel, wirken die Ergebnisse schon wieder etwas besser und machen Mut für die kommenden Aufgaben.
An den nächsten Wochenenden zünden die Lautrer zusammen mit den im Tabellenkeller stehenden Teams die Adventskerzen an. Wenn sie dabei an ihre Leistungen aus dem Heimspiel gegen Kiel anknüpfen, dürften sie sich 8 bis 10 Punkte als Zielmarke setzen und eine Top-Platzierung unter den Weihnachtsbaum legen. Entscheidend hierfür dürfte sein, dass die Personaldecke nach der Verletzung von Paul Joly nicht noch knapper wird und Ivan Prtajin seinen Mini-Torfluch besiegt.









































