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·29. Oktober 2025

Köln-Coach Kwasniok: "Ich habe bei den Bayern keine Schwächen gefunden"

Artikelbild: Köln-Coach Kwasniok: "Ich habe bei den Bayern keine Schwächen gefunden"

Mit seinen vorherigen Vereinen Saarbrücken und Paderborn sind Lukas Kwasniok schon einige Überraschungen im DFB-Pokal geglückt. Heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) fordert der Trainer mit dem 1. FC Köln in der zweiten Runde den Rekordpokalsieger FC Bayern München heraus. Wie er mit dem FC bestehen will, sagt der 44-Jährige im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Tobias Gonscherowski.

DFB.de: Herr Kwasniok, wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf des 1. FC Köln in Meisterschaft und Pokal?


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Lukas Kwasniok: Ergebnistechnisch hätte es schlechter laufen können. Elf Punkte nach acht Spielen helfen auf jeden Fall. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Meine erste richtige Zwischenbilanz wird aber erst während der nächsten Länderspielpause im November erfolgen. Dann ist ungefähr ein Drittel der Saison gespielt inklusive zweier Pokalrunden.

DFB.de: Sie haben beim FC nach auf dem mühsamen Aufstieg für einen Stimmungsumschwung gesorgt. Spielt Ihre Mannschaft aktuell am Limit, oder ist noch Luft nach oben?

Kwasniok: Wenn wir nicht am Limit agieren, haben wir keine Chance in der Bundesliga. Im athletischen und läuferischen Bereich geben die Jungs alles. Trotzdem kannst du dein Limit auch Woche für Woche ein wenig nach oben verschieben. Das muss unser Ziel im Laufe dieser Saison sein, sowohl athletisch, aber insbesondere auch Fußball-inhaltlich. Unser Anspruch ist, uns weiter zu entwickeln und zu verbessern. Das heißt nicht, dass es automatisch bessere Ergebnisse gibt, weil sich andere Mannschaften im Verlaufe einer Saison auch weiterentwickeln.

DFB.de: Jetzt erwartet der 1. FC Köln in der zweiten Runde des DFB-Pokals den FC Bayern München. Die Paarung war 1971 sogar einmal ein DFB-Pokalfinale. Ist das für Sie ein Glückslos?

Kwasniok: Ich habe spaßeshalber schon einmal gesagt, dass die Losfee scheinbar dieses Spiel doch schon im Jahr 2025 sehen möchte, weil wir in der Bundesliga erst im kommenden Jahr auf die Bayern treffen. So können wir uns schon ein wenig auf das Ligaspiel einstellen. Fakt ist, dass die Bayern komplett in einer eigenen Kategorie unterwegs sind. Trotzdem ist es so: Wir haben ein Heimspiel, unsere Aufgabe ist es, den 50.000 Menschen im Stadion einen Feiertag zu bescheren. Mit Feiertag meine ich vor allem, dass wir die Fans mit unserer Art und Weise, Fußball zu spielen, erfreuen – und in dem wir uns komplett verausgaben und alles geben, um die Bayern in einem Spiel mit offenem Ausgang zu challengen.

DFB.de: Für Sie ist es als Trainer das erste Pflichtspiel gegen die Bayern. Ist damit die Partie auch für Sie etwas ganz Besonderes?

Kwasniok: Ja. Aber aktuell nehme ich auch noch jedes Spiel in der Bundesliga und im Pokal als etwas ganz Besonderes wahr. Ich darf als Trainer des FC an der Seitenlinie stehen, das ist etwas Besonderes. Die Bayern sind dann das I-Tüpfelchen auf dem Ganzen. Wir müssen nicht um den heißen Brei reden: Sie sind aktuell das absolute Nonplusultra. Sie werden in diesem Jahr mindestens das Double anvisieren und versuchen, uns aus dem Weg zu räumen. Und wir wollen uns ein wenig in den Weg stellen.

DFB.de: Der Auftritt der Bayern in der ersten Runde beim 3:2 bei Wehen Wiesbaden könnte dem FC doch Mut machen. In den vergangenen Jahren haben die Münchner zudem oft früh im Pokal die Segel streichen müssen. Rechnen Sie sich daher eine größere Chance aus?

Kwasniok: Nein. Die Bayern haben den Gegner in der ersten Runde völlig an die Wand gespielt, 2:0 geführt und dann zwei "Erbsen" bekommen. Das war aus Bayern-Sicht unglücklich. Das kann in einem Spiel schon mal passieren. Wir werden auch darauf angewiesen sein, dass sie uns diese zwei, drei Momente geben. Wir müssen uns die Chancen erarbeiten. Das macht den Pokal doch aus. Du kannst mit einem Moment ein Spiel zum Kippen bringen. Das ist im Pokal möglich, das ist uns klar. Deswegen werden wir nicht schon vor dem Spiel die weiße Fahne hissen.

DFB.de: Was können Sie denn mit der Fußballweisheit anfangen, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat?

Kwasniok: Der Fußball hat grundsätzlich seine eigenen Gesetze. Es ist ein "Low-Score-Game". Das bedeutet, dass wenig Tore fallen. Und dadurch kannst du in einem Spiel als Underdog immer den Favoriten auch ärgern und schlagen. In der Liga kannst du das ausgleichen, im Pokal nicht. Das macht den Reiz aus. Man sieht Runde für Runde, wie schwer sich höherklassige Mannschaften tun. Die Bayern werden uns definitiv nicht unterschätzen. Sie wissen, dass sie gegen einen Bundesligisten vor 50.000 Zuschauern spielen. Die werden Gas geben. Am Ende spielen wir elf gegen elf über 90 Minuten. Insofern hat der Pokal keine eigenen Gesetze. Es gibt Überraschungen, die in diesem Wettbewerb anders wahrgenommen werden. Aber Überraschungen gibt’s auch immer wieder in der Liga.

DFB.de: Bei Ihren früheren Trainerstationen haben Sie gezeigt, dass Sie Pokal können. Sie sind mit dem Viertligisten 1. FC Saarbrücken ins Halbfinale eingezogen. Mit Paderborn haben Sie die Bundesligisten Werder Bremen und SC Freiburg ausgeschaltet. Wie groß ist denn Ihr Glaube an die Überraschung mit dem FC?

Kwasniok: Die Frage wird einem ja immer gestellt. Das in Prozente zu fassen, ist schwierig. Soll ich jetzt sagen, der Glaube ist bei 68,5 Prozent? Da tue ich mich schwer. So ein Gefühl entsteht innerhalb einer Mannschaft, im Verlauf einer Trainingswoche und im Verlauf des Spiels selbst. Dann gibt es Momente, in denen du denkst: "Heute geht gar nichts" oder "Heute ist genau dieser eine Tag". Das entsteht, das kannst du nicht herbeireden. Am Mittwoch um 20.45 Uhr muss es da sein. Dann muss der Torhüter alles halten, es passieren Sachen, die keiner auf der Rechnung hat. Letztes Jahr hat Leverkusen gegen die Bayern auf einmal 70 Minuten in Überzahl gespielt. Der Fußball ist unberechenbar. Und deshalb kann unterm Strich auch der 1. FC Köln gegen Bayern München gewinnen. Deshalb lieben wir doch alle den Fußball.

DFB.de: Haben Sie bei den Bayern schon Schwächen ausmachen können?

Kwasniok: Ich habe nach Schwächen gesucht, aber keine gefunden. Sie können viel laufen, intensiv laufen, sie sind extrem schnell in beide Richtungen, sie können hoch pressen, aber auch das Tor leidenschaftlich verteidigen, wenn es mal sein muss. Sie erdrücken dich die ganze Zeit mit dem Ball. Sie haben klare Abläufe. Sie scheuen kein Risiko und greifen mit sechs, sieben, zeitweise acht Spielern an. Ich kann nur alle Hüte ziehen. Aber wir spielen Elf-gegen-Elf, und das Spiel geht bei 0:0 los. Wir haben eine kleine Chance. Am meisten freue ich mich auf die Begegnung mit Vincent Kompany. Ich freue mich, dass er seinen Vertrag verlängert hat. Er ist ein sehr sympathischer Mensch und sehr guter Trainer. Er hat die Bayern zu einer Einheit geformt. Das zeichnet sie aus.

DFB.de: Was macht für Sie den Reiz des DFB-Pokals aus?

Kwasniok: Das Ziel Olympiastadion Berlin ist etwas Besonders. Am Ende wollen da alle hin. Es gibt ja nicht umsonst die Fangesänge „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“. Der Pokal ist ein eigener Wettbewerb. Mit fünf Siegen bist du dort. Aber das denken leider alle. (lacht).

DFB.de: Ihren Torwart haben Sie bereits angesprochen. Bleibt es dabei, dass Ron-Robert Zieler im Pokal im Kasten steht?

Kwasniok: Ja, er wird das Tor hüten.

DFB.de: Im Moment gibt es einen Riesenhype um das FC-Talent Said El Mala, der ein Traumtor nach dem nächsten schießt. Wie gehen Sie mit dem Spieler um?

Kwasniok: Es ist ja nicht das erste Mal, dass ein Spieler in jungen Jahren gehypt wird. Das ist auch völlig in Ordnung. Für uns ist das Allerwichtigste, dass er versucht, sich auf dem Trainingsplatz zu verbessern. Mein gesamtes Trainerteam und ich und auch die Mannschaftskameraden sehen das. Bei der Mannschaft ist er extrem anerkannt, weil er keine Sperenzien macht. Er ordnet sich auf dem Feld unter. Er versucht zu lernen und packt mit an. Er hat bisher erst zwei Spiele von Beginn an gespielt und bei seinen Einwechslungen Highlights gesetzt. Er weiß, dass es noch ein harter und weiter Weg ist, um dauerhaft ein sehr guter Bundesligaspieler zu werden.

DFB.de: Kann er mit seiner jugendlichen Unbekümmertheit vielleicht auch die Bayern überraschen?

Kwasniok: Wir hätten nichts dagegen. Es hat Vorteile, dieses Business nicht als Rucksack mit sich herumzuschleppen und mit der Einstellung reinzugehen: "Ich freue mich auf die Fans, auf den Gegner, gib mir die Kugel und ich dribbel los." Ich wünsche ihm, dass er sich diese Unbekümmertheit so lange wie möglich bewahrt, ohne nachlässig in seiner Bereitschaft zur ständigen Verbesserung zu werden.

DFB.de: Letzte Frage: Stand Elfmeterschießen auf dem Trainingsplan?

Kwasniok: Das habe ich noch nie getan und damit auch gute Erfahrungen gemacht. Wenn sich die Jungs das wünschen, dann bauen wir das ein. Ein Harry Kane übt das nicht nur einmal, sondern vier-, fünfmal in der Woche. Dann ergibt das einen Sinn. Aber die Stresssituation eines Elfmeterschießens kann man im Training nicht simulieren. Vielleicht ist es für den Kopf mal ganz gut, aber es gibt keine Anweisung von mir.

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