REAL TOTAL
·11. Dezember 2025
Kommentar nach City: Real braucht Geduld mit Alonso

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Xabi Alonso kämpft um seine Chance bei Real – Foto: Aitor Alcalde/Getty Images
Am Ende gab es wieder Pfiffe im Bernabéu. Nach dem desaströsen Auftritt gegen Celta am vergangenen Sonntag (0:2) entlud sich der Frust der Anhänger von Real Madrid noch in erster Linie beim Schiedsrichter der Partie, doch beim Abpfiff des Champions-League-Spiels gegen Manchester City (1:2) am Mittwochabend galt das Pfeifkonzert ausschließlich der eigenen Mannschaft. Die zuvor kein schlechtes, ja sogar ein relativ gutes Spiel gezeigt hat und gegen das Guardiola-Team vor allem in puncto Einsatz und Wille überzeugen konnte, nachdem es in den letzten Wochen gerade in dem Bereich fast an allem gemangelt hatte.
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Und da sind wir auch schon beim entscheidenden Punkt: Real Madrids Spieler scheinen sich die Spiele auszusuchen, in denen sie vollen Einsatz zeigen und die sie mit maximaler Intensität angehen, wie es zuletzt beim überzeugenden Sieg in Bilbao und eben auch gegen Manchester City der Fall war. In allen anderen Partien seit Anfang November hat es an all dem hingegen gefehlt. Ein Muster, das dem Madridismo bereits aus der vergangenen Saison bekannt ist, in der der Trainer der Königlichen bekanntlich nicht Xabi Alonso hieß. Auch Carlo Ancelotti hatte es in seinem letzten Jahr als Real-Coach mit einer launischen Mannschaft zu tun, die teilweise von Woche zu Woche jeweils ein anderes Gesicht gezeigt hatte. Genau das scheinen auch die Anhänger erkannt zu haben und nehmen nun das Team aufs Korn, und nicht den Trainer.
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Xabi Alonso hat zuletzt offenkundig nicht alles richtig gemacht, sei es die mitunter fehlende Rotation auf bestimmten Positionen, ausbleibende oder wenig nachvollziehbare Wechsel oder aber taktische Maßnahmen, die teils überhaupt nicht gegriffen haben. Auf der anderen Seite darf nicht unterschlagen werden, dass der 44-jährige Baske seit seiner Ankunft in Madrid mit widrigen Umständen zu kämpfen hat: Der Kaltstart bei der FIFA Klub-WM mit dem letztjährigen Kader und noch nicht allen Verstärkungen, gefolgt von der Mini-Vorbereitung auf die neue Saison, und nicht zuletzt die Verletzungsmisere, die sich gerade in den letzten Wochen dramatisch zugespitzt hat. Trotz alledem legte Reals neue Mannschaft einen sehr guten Saisonstart hin, enttäuschte bis Anfang November praktisch nur im Stadtderby gegen Atlético Madrid, schien ansonsten vor allem spielerisch auf einem guten, dem richtigen Weg zu sein. Dies gilt in gleichem Maße für den Trainer selbst, der es relativ schnell geschafft hatte, einen ganz neuen Konkurrenzkampf zu entfachen, das Team gleichzeitig aber auch Schritt für Schritt taktisch weiterzuentwickeln.
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In den vergangenen fünf Wochen kam dem ehemaligen Leverkusener Meistertrainer all dies zunehmend abhanden und plötzlich wurde die Partie gegen Manchester City seitens der Medienlandschaft und der Öffentlichkeit zu seinem persönlichen „Finale“ erklärt. Doch trotz der Niederlage wird Alonso nicht gehen müssen, zumindest nicht sofort. Denn die wichtigste Schlussfolgerung aus der knappen und ziemlich unglücklichen Niederlage gegen die Briten lautet in meinen Augen: Das ist kein Team, das gegen den eigenen Trainer spielt. Ganz unabhängig von Umarmungen von Rodrygo oder Vinícius Júnior und diversen öffentlichen Bekundungen seitens der Spieler, nach denen das Team geschlossen hinter dem Übungsleiter stehe, hinterließen die Blancos während der 90 Minuten gegen City auf mich persönlich den Eindruck, als sei ihnen tatsächlich daran gelegen, allen zu zeigen, dass sie mit Alonso weitermachen wollen. Und der Trainer selbst vermittelte in seiner Coaching Zone keine Resignation – im Gegenteil. Wer – wie ich – am Mittwochabend Reals Coach etwas genauer beobachten konnte, sah keinen resignierenden und aufgebenden Mann, sondern jemanden, der um seine Chance mit vollem Einsatz kämpft und auf keinen Fall aufgeben will.
Vor wenigen Tagen hatte ich selbst noch geschrieben, dass mir die Trennung vom Basken angesichts der Gesamtumstände als unumgänglich erscheint, doch nach den 90 Minuten gegen City möchte ich dies revidieren. Denn entgegen der allgemeinen und auch meiner Vermutung scheint Alonso sein Team immer noch so erreichen zu können, dass es trotz aller Widrigkeiten bis zur letzten Minute alles gab, um zumindest ein Unentschieden zu erreichen. Diese Mannschaft ist nicht tot. Angesichts der bereits genannten Begleitumstände im Sommer hatten eigentlich fast alle einen schwierigen Saisonstart unter Xabi Alonso erwartet, der aber bekanntlich völlig ausgeblieben war, dafür kommen jetzt alle Schwierigkeiten zeitversetzt und mit voller Wucht auf Real Madrid zu. Und nun heißt es zusammenstehen. Eine Saison ohne jegliche Krisen und einen Durchmarsch auf allen Fronten zu erwarten, wäre jenseits jeglicher Realität gewesen, dafür gab und gibt es im Kader selbst, aber auch in taktischer und strategischer Hinsicht noch viel zu viele Baustellen. Einige konnte Alonso einigermaßen bewältigen, viele andere noch lange nicht.
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Florentino Pérez und Reals Vereinsführung entschieden sich für den ehemaligen Mittelfeldspieler, weil sie an ihn als langfristiges Projekt geglaubt haben. Trotz der vielen Rückschläge und Rückschritte der vergangenen Wochen muss der Auftritt gegen das Team von Pep Guardiola diesen Glauben nun bestärken – Trainer und Team sind offensichtlich kein zerstrittener Haufen und gewillt, gemeinsam zu kämpfen. Man hat sich in Madrid bewusst und auch gezwungenermaßen für einen Neuanfang, einen Umbruch entschieden, und auch beim erfolgreichsten Klub der Welt muss man in einer solchen Situation bereit sein, Rückschläge zu akzeptieren und mit diesen umzugehen. Zumal es auch an sinnvollen und realistischen Alternativen für den aktuellen Trainer gänzlich fehlt. Castilla-Trainer Álvaro Arbeloa wäre ein kaum kalkulierbares Risiko, Namen wie Jürgen Klopp entbehren jeder realistischen Grundlage und eine Rückkehr zu Zinédine Zidane oder gar Carlo Ancelotti wäre ein absurder, grotesker Schritt, der mit solider Planung und langfristigem Denken wenig zu tun hätte.
Das Wichtigste ist jedoch die potenzielle und in meinen Augen gar nicht so unmögliche langfristige Aussicht: Wenn der Verein, die Mannschaft und der Trainer es schaffen, das aktuelle Tal gemeinsam zu durchschreiten, kann Real Madrid daraus so gestärkt hervorgehen, dass das mittel- und langfristig alles möglich ist. Alles andere wären sechs verlorene und weggeworfene Monate sowie eine äußerst ungewisse Zukunft, unter welchen neuen Trainer auch immer.
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