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·12. November 2025

Lennart Karl: "Viel Spielzeit erst erarbeiten"

Artikelbild: Lennart Karl: "Viel Spielzeit erst erarbeiten"

Lennart Karl ist einer von zwei Neulingen in der U 21-Nationalmannschaft und aktuell der jüngste Spieler im Kader von Cheftrainer Antonio Di Salvo. Der Youngster vom FC Bayern München sorgte zuletzt mit Toren in der Bundesliga und Champions League für Aufsehen. Im DFB.de-Interview spricht der offensive Mittelfeldspieler vor dem EM-Qualifikationsspiel am Freitag (ab 18 Uhr, live in SAT.1) in Fürth gegen Malta über seinen Spielstil und darüber, wie er mit der Erwartungshaltung an ihn umgeht.

DFB.de: Lennart Karl, Sie sind mit gerade einmal 17 Jahren in die U 21-Nationalmannschaft berufen worden. Wie haben Sie von der Nominierung erfahren, und was ging Ihnen in dem Moment durch den Kopf?


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Lennart Karl: Ich war für eine Routineuntersuchung beim Arzt, als mich Antonio Di Salvo angerufen hat. Den Anruf habe ich zunächst nicht wahrgenommen, weswegen ich eine Nachricht erhalten habe, in der der Cheftrainer mich um einen Rückruf gebeten hat. Also habe ich zurückgerufen, und dann hat mir Toni ausgerichtet, dass ich mir die Nominierung für die kommenden U 21-Länderspiele aufgrund meiner Leistungen beim FC Bayern München verdient habe.

DFB.de: Wie unterscheidet sich das Gefühl, für Deutschland zu spielen, vom Vereinsfußball? Was bedeutet Ihnen das DFB-Trikot?

Karl: Es bedeutet mir sehr viel, den Adler auf der Brust zu tragen. Ich repräsentiere das Land, weswegen ich hier genauso wie im Verein Vollgas gebe. Es ist cool, mit anderen Mitspielern zu spielen, die von Topvereinen aus ganz Deutschland und dem Ausland zur Nationalmannschaft kommen.

DFB.de: Sie haben nun ein paar U-Nationalmannschaften "übersprungen". Ist die U 21-Nominierung ein Sprung ins kalte Wasser?

Karl: Das würde ich nicht sagen. Ich fühle mich super aufgenommen, da ich ein paar Jungs auch gut kenne - Tom Bischof, Noel Aseko oder Arijon Ibrahimović zum Beispiel. Die Situation ist ähnlich zu der im Verein. Beim FC Bayern habe ich den Sprung zu den Profis auch etwas früher geschafft. Es passt also alles.

DFB.de: Welche Ziele haben Sie in und mit der U 21-Nationalmannschaft?

Karl: Erst mal möchte ich gut im Team ankommen. Ich will meine Stärken zeigen und an meinen Schwächen arbeiten. Mein Ziel ist es, viel Spielzeit zu bekommen, die ich mir allerdings erst erarbeiten muss. Auch als jüngerer Spieler habe ich den Anspruch an mich selbst, von Anfang an zu spielen.

DFB.de: Die U 17-Nationalmannschaft weilt derzeit in Katar und ist nun in die K.o.-Phase der Weltmeisterschaft eingezogen. Sie hatten in der vorausgegangenen Qualifikationsphase einen großen Anteil am Erfolg. Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem 2008er-Jahrgang, zu dem Sie eigentlich gehören? Und sind Sie im Austausch mit dem Team?

Karl: Das sind sehr gute Erfahrungen. Aus meiner Sicht haben wir eine Topmannschaft im 2008er-Jahrgang. In den beiden Qualifikationsrunden zur U 17-Europameisterschaft haben wir immer gute Leistungen gezeigt und viele Tore erzielt. Bei der EM im Sommer dieses Jahres haben wir es leider nicht geschafft, unser Können auf dem Platz unter Beweis zu stellen, daher sind wir nach der Gruppenphase ausgeschieden. Umso mehr freut es mich, dass es bei der Weltmeisterschaft nach einem etwas holprigen Start nun gut läuft. Das 7:0 gegen El Salvador zeigt, dass das Team auf dem richtigen Weg ist, was mich glücklich macht. Ich schreibe oft mit den Spielern vor Ort, denen es in Katar viel Spaß macht.

DFB.de: Wenn Sie den Spieler Lennart Karl beschreiben müssten: Wie würde das klingen?

Karl: Ich würde sagen, dass ich viel Speed und einen schnellen Antritt habe. Die meisten meiner Gegenspieler wissen bereits, dass ich auch gerne nach innen ziehe. Irgendwie komme ich manchmal trotzdem vorbei. (lacht) Eine meiner Stärken ist außerdem, keine Angst vor Gegenspielern zu haben - egal, wie alt diese sind. Natürlich habe ich vor allen Gegenspielern Respekt, dennoch versuche ich, immer ganz normal Fußball zu spielen. So kann man seine Qualitäten am besten zeigen. Arbeiten kann ich noch an meinem ersten Kontakt mit rechts, darauf muss ich mich fokussieren.

DFB.de: In diesem Jahr haben Sie neben Alexander Staff und Elias Vali Fard in Ihrem Jahrgang die Fritz-Walter-Medaille in Silber erhalten, mit der Nachwuchsspieler*innen für ihr vorbildliches Verhalten auf und neben dem Platz ausgezeichnet werden. Was macht Sie zum Vorbild?

Karl: Dass ich hart an mir arbeite. Ich trainiere fast jeden Tag, auch wenn ich frei habe. Oft bin ich im Kraftraum oder mache zusätzliche Regenerationseinheiten. Natürlich braucht es im Fußball Talent und Glück. Die Einstellung und die Bereitschaft, viel neben dem Platz zu machen, ist aber entscheidend. Deswegen würde ich jungen Nachwuchsspielern raten, in allem immer Vollgas zu geben.

DFB.de: Wer war Ihr Kindheitsidol - und standen Sie ihm vielleicht auf dem Platz schon gegenüber?

Karl: Seit meiner Kindheit ist ganz klar Lionel Messi mein Idol. Leider habe ich noch nicht gegen ihn gespielt. (lacht)

DFB.de: Sie haben bereits Einsätze in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions League gesammelt, dort auch schon Tore erzielt. Was war bisher Ihr prägendster Moment im Trikot des FC Bayern?

Karl: Die Startelf-Einsätze beim FC Bayern München waren schon etwas Besonderes. Schön waren vor allem die Tore in der Champions League und Bundesliga, aber auch mein erster Assist gegen die TSG 1899 Hoffenheim war wichtig für mich. Diese Dinge gehen mir nicht aus dem Kopf.

DFB.de: Wie sehr hilft Ihnen das tägliche Training mit Starspielern dabei, sich weiterzuentwickeln?

Karl: Ich lerne sehr viel von meinen offensiven Mitspielern. Gerade was die Bewegungen von Michael Olise und Luis Díaz betrifft. Natürlich kann man sich Dinge abschauen, aber man muss auch seine eigenen Stärken zeigen. Mit einem Trainer wie Vincent Kompany zu arbeiten, macht mich natürlich von Tag zu Tag besser. Innerhalb des Teams habe ich in den ersten ein, zwei Monaten nicht viel geredet, aber mittlerweile ist es ganz normal, dass ich mich mit meinen Mitspielern auch abseits des Platzes austausche.

DFB.de: Der FC Bayern München stellt traditionell viele Nationalspieler ab. Hat Ihnen einer davon was mit auf den Weg gegeben?

Karl: Mit Tom Bischof oder Aleksandar Pavlović habe ich im Verein am meisten zu tun, die konnten schon ganz gut berichten. Joshua Kimmich hat zuletzt darüber gelacht, dass ich nun schon länger nicht mehr bei einer Nationalmannschaft dabei gewesen bin und ich daher länger keinen "Urlaub" vom Vereinstraining bekommen habe. (lacht) Als ich jetzt nominiert wurde, hat Jo mir dann gesagt, dass ich Vollgas geben und alles reinhauen soll.

DFB.de: In letzter Zeit wurde aufgrund Ihrer Leistungen viel über Sie geredet. Wie gehen Sie mit der Erwartungshaltung an Ihre Person um?

Karl: Mein Berater und meine Eltern helfen mir sehr. Was in sozialen Medien über mich geschrieben wird, versuche ich weitgehend auszublenden. Natürlich benutze ich sie, und es freut mich, wenn positive Dinge über mich geschrieben werden. Allerdings hat jede Karriere mal Tiefen, in denen man die Nachrichten nicht zu sehr an sich heranlassen sollte, da sie deine Leistung beeinflussen können.

DFB.de: Sie sind noch schulpflichtig. Wie gut bekommen Sie den Schul- in den Profialltag unter?

Karl: Wegen der Trainings und Spiele kann ich selten wirklich in der Schule sein. Daher muss ich mich anstrengen und die Schulsachen nachholen oder wiederholen, damit ich für die Prüfungen gut vorbereitet bin. In der Säbener Straße habe ich zweimal in der Woche eine Stunde Nachhilfe, bei der ich mit meinen Lehrern im Austausch bin. Während dieser Länderspielphase muss ich hier zum Beispiel auch eine Prüfung nachschreiben - das klappt schon irgendwie. (lacht)

DFB.de: Was sind in den nächsten Jahren Ihre persönlichen Ziele?

Karl: Dazu gehört auf jeden Fall mein Schulabschluss, dann wäre das schon mal aus dem Kopf. Außerdem möchte ich meinen Führerschein schaffen und mit 18 ein eigenes Auto haben, damit wird alles einfacher. Auf dem Platz möchte ich einfach konstant meine Leistung zeigen.

DFB.de: Abschließend noch ein kurzer Blick auf die beiden anstehenden EM-Qualifikationsspiele gegen Außenseiter Malta und die aufstrebende Fußballnation Georgien. Wie muss die deutsche U 21 die Partien angehen, um sie erfolgreich zu bestreiten?

Karl: Unabhängig vom Gegner müssen wir jedes Spiel gleich angehen, und zwar immer mit Vollgas. Malta ist zwar Letzter in der Tabelle, jedoch sollten wir deswegen auf keinen Fall meinen, das Spiel lockerer angehen zu können. Ich freue mich, dass sich für das Heimspiel in Fürth meine Familie angekündigt hat. Vielleicht kommen noch ein paar Kollegen aus meiner Heimat. Das Auswärtsspiel in Georgien wird schwierig, aber wenn wir uns perfekt darauf vorbereiten, bin ich mir sicher, dass wir auch dieses Spiel erfolgreich bestreiten werden.

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