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·12. November 2025

Lieber El Mala als Gnabry: Ein Dilemma für Nagelsmann

Artikelbild:Lieber El Mala als Gnabry: Ein Dilemma für Nagelsmann

Um Geschichte zu schreiben, braucht Said El Mala nicht viel. Nur ein paar Minuten Einsatzzeit in einem der zwei WM-Qualifikationsspiele am Freitag in Luxemburg oder am Montag gegen die Slowakei – dann wäre der Kölner Jungstar der erste deutsche Nationalspieler, der beim WM-Sommermärchen 2006 noch nicht geboren war. So schnell kann’s gehen.

Sein Arbeitsplatz auf dem Rasen sieht nur eine grobe Jobbeschreibung vor: „Offensives Mittelfeld“. Das kann überall und nirgendwo sein, halt dort, wo Fußballspiele entschieden werden: hinter der Spitze, auf den Flügeln, manchmal im Sturmzentrum. El Mala vermag mit 19 Jahren fast alle Positionen spielen – wenn man ihn denn ließe. Jünglinge haben’s beim DFB nicht leicht.


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Beim Aufsteiger 1. FC Köln ist er in nur wenigen Saisonspielen unersetzbar geworden. Bei der Nationalmannschaft gibt’s immer einen Rivalen, der mehr Erfahrung hat, mehr Cleverness, mehr Fürsprecher. Und damit sind wir bei Serge Gnabry, einem Haudegen von 30 Jahren und ebenso vielseitig einsetzbar wie der Jungspund aus dem Rheinland. 

Was Gnabry von El Mala unterscheidet

Gnabry ist ein Phänomen. Er steht beim FC Bayern seit 2017 unter Vertrag und war niemals eine unumstrittene Größe. Schon als er aus England kam, hielt ihn Vereinsboss Uli Hoeneß für einen günstigen Beifang und war ganz überrascht, wie der damals junge Schwabe – vor allem später in der Champions League – aufdrehte. Bilanz heute: 97 Tore und 65 Vorlagen in 300 Pflichtspielen.

Mehrfach schon, zuletzt im Sommer, hoffte man bei ihm auf einen Vereinswechsel. Aber dieser Gnabry nutzte den Personalmangel beim FC Bayern, als Jamal Musiala verletzt ausfiel. Seine plötzlich beständige Performance und seine Vielseitigkeit in der Abteilung Attacke brachten ihn zurück zur Nationalmannschaft. Bundestrainer Julian Nagelsmann braucht ihn als Allzweckwaffe.

„El Mala hat so viel, was ich nicht hatte.“ Pierre Littbarski

Hier sind wir am Kern dieser Kolumne: Natürlich liefert Serge Gnabry auf den ersten Blick alles, was ein Trainer für ein ausbalanciertes Mannschaftsgefüge nach dem TTT-Prinzip benötigt: Tempo, Torgefährlichkeit, Temperament. Aber die bittere Wahrheit ist: Er ist jetzt 30 und kein Mann für die Zukunft. Sein Marktwert von jetzt 22 Mio. Euro sinkt kontinuierlich. Aus gutem Grund.

Er hat viermal das Tor des Monats erzielt, zuletzt im August 2020 – vor fünf Jahren. Die Bundesliga wählte ihn zweimal zum Spieler des Monats, zuletzt im November 2022 – vor drei Jahren. Seine Bilanz in der Nationalmannschaft ist Durchschnitt: Von 55 Länderspielen hat er nur die Hälfte gewonnen – 15 Niederlagen und elf Unentschieden stehen zu Buche. Furchtbare Zahlen.

El Mala oder Gnabry: Was sie unterscheidet

Bundestrainer Nagelsmann hatte deshalb gute Argumente, als er 2024 bei der Heim-EM auf ihn verzichtete. Dass Gnabry wie Leon Goretzka überhaupt zurückkehrte, lag sowohl an den unstrittig guten Leistungen beim FC Bayern als auch an der Personallage: Es fehlt an Alternativen, was ja zu der absurden Situation führte, dass sogar Leroy Sané eine neue Chance bekommt.

Aber soll man an einem Nationalspieler festhalten, der seine besten Zeiten hinter sich hat? Bei El Mala wissen wir: Er steht am Anfang einer großen Karriere. Vermutlich wird er nicht das Pensum abliefern können, das Nagelsmann von Gnabry erwartet. Daran werden die letzten sieben Monate vor der Nordamerika-WM 2026 nichts ändern: El Mala bleibt ein Grünschnabel.

Trotzdem denke ich, dass Said El Mala den Vorzug vor Gnabry kriegen sollte. Erstens gehört ihm die Zukunft, zweitens muss er lernen, lernen, lernen – und das geht am besten auf dem Rasen. Der Vergleich mit Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger liegt nahe: Sie waren ebenfalls 19, als sie 2004 zur EM fuhren. Ihre Lehrzeit endete zehn Jahre später mit dem WM-Titel.

Littbarski bewundert El Mala

Kölns Fußball-Legende Pierre Littbarski, Weltmeister von 1990, hat keinen Zweifel an El Malas Durchbruch: „Der hat so viel, was ich nicht hatte. Er hat Geschwindigkeit, einen Riesenbody, er hat Mut, das Gespür.“ Und vor allem: „Wenn der Ball verlorengeht, geht er wieder ins Risiko. Er hat einen enorm guten Schuss. Und seine Qualität ist: Er kann auf beiden Seiten vorbei.“

Also alles, was wir von Gnabry kennen. Eine Ablösung wäre dennoch richtig: Said El Mala steht ja stellvertretend für eine neue Spielergeneration, die auf den Spielberichtsbogen drängt, und die findet in Lennart Karl (FC Bayern) und jetzt aktuell Forzan Assan Ouedraogo (RB Leipzig) weitere Repräsentanten. Der Bundestrainer muss ihnen nur Spielzeit geben.

Ja, das bedeutet auch: Es würde aus Unerfahrenheit Rückschläge geben. Routiniers wie Gnabry sind eine sichere Bank. Aber Julian Nagelsmann hat einen Arbeitsvertrag, der über 2026 hinaus läuft: Die Spieler von Morgen heißen halt nicht Gnabry oder Sané. Die Deutschen würden ihm sicherlich ein bisschen mehr Mut beim Generationswechsel zugestehen.

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