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Selina Eckstein·29. September 2024

Lieber Tore statt Tritte: Reals Heißsporn sollte einfach mal chillen

Artikelbild:Lieber Tore statt Tritte: Reals Heißsporn sollte einfach mal chillen

Ein Tritt gegen Marc Cucurella im März. Ein Tritt gegen Omar Alderete in der Länderspielpause im September. Ein Tritt gegen Santiago Mouriño Anfang dieser Woche. Dazu ein Tiktok-Video, das unter dem Titel „Aggressive & Dirty Tackles“ viral geht: Endrick macht aktuell auf sich aufmerksam. Allerdings nicht nur mit Toren und schönen Offensiv-Akitionen.

Dabei scheint der Brasilianer noch ein weiteres Talent zu haben. Unbemerkt, außer Sichtweite der Schiedsrichter, Tritte verteilen. Denn bei den genannten Szenen wurde er nie vom Platz gestellt, wenn überhaupt, sah er die Gelbe Karte. So auch im LaLiga-Spiel gegen Alavés. Der Ball war nicht in der Nähe und dennoch trat er Santiago Mouriño zwischen die Beine.


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Für viele Beobachter schien die Szene klar, es hätte Rot geben müssen. Sein Trainer Carlo Ancelotti sagte nach der Partie, er habe die Szene nicht gesehen und auch noch keine Wiederholung. Konsequenzen wird der junge Brasilianer wohl trotzdem nicht befürchten müssen. Denn Star-Stürmer Kylian Mbappé fehlt erstmal verletzt, fällt definitiv ein paar Wochen und vor allem für das Madrilener Derby gegen Atlético aus.

Die Königlichen werden ihre Offensive umstellen müssen. Für Endrick gibt es also die Möglichkeit von Beginn an zu spielen. Bislang wurde er nur eingewechselt, erzielte gegen den VfB Stuttgart sein erstes CL-Tor. In der Liga bejubelte er auch schon ein Tor beim 3:0-Sieg gegen Real Valladolid. Beinahe wäre am Dienstag noch ein zweites gefolgt, doch da traf er nur die Latte.

„Er ist zu Dingen in der Lage, die sich niemand vorstellen kann“, schwärmte sein Coach nach dem Tor in der Königsklasse. Mit dem Treffer ließ er einmal mehr sein Talent aufblitzen und bewies den Mut auch mal aus der Distanz einfach draufzuhalten. Endrick sei mit seiner Schusstechnik sehr effektiv, hob Ancelotti hervor. Das würde man nicht nur in den wenigen Spielminuten sehen, sondern auch im Training.

Trotz seines jungen Alters weiß er schon jetzt, wie er sich gegen die Gegenspieler durchsetzen muss und wie er seinen – für sein Alter – überraschend robusten Körper richtig einsetzt. Das wird ihm auch am Wochenende helfen. Denn mit Atlético wartet auf den 18-Jährigen nun „die größte Rabaukentruppe der Welt“, wie Thomas Müller sie mal getauft hat.

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📸 Alexander Hassenstein – 2020 Getty Images

Auch Diego Simeone und seine Spieler werden aber mitbekommen haben, zu welchen Aktionen sich der Real-Star in den vergangenen Wochen und Monaten hat hinreißen lassen. Nicht auszuschließen also, dass sie ihn provozieren, piesacken und beleidigen werden, um ihn aus der Fassung zu bringen. Denn schon in Kurzeinsätzen ließ sich der Brasilianer zu Kung-Fu-Aktionen hinreißen.

Was passiert also, wenn er nun über 90 Minuten auf dem Feld steht?

Für ihn ist es eine Chance zu zeigen, ob er in dieser Extrem-Situation die Ruhe bewahren kann. Er muss sein Temperament zügeln, in Stresssituationen lieber einmal öfter durchatmen und vielleicht einfach mal ein bisschen mehr chillen, will er langfristig eine Option für die Startelf werden.

Die fußballerischen Qualitäten dafür sind vorhanden, das stellt wohl niemand infrage. Doch welcher Trainer setzt schon ruhigen Gewissens einen Spieler von Beginn an ein, der regelmäßig am Rande des Platzverweises wandelt.

Endrick muss also Fouls vermeiden, aber auch nicht zu oft und schnell beim Schiedsrichter meckern. Vínicius Jr., Jude Bellingham, Kylian Mbappé und Rodrygo zeigen, wie es nicht geht. Auch Ancelotti stellte das schon fest und ermahnte seine Stars: „Wir haben in den vergangenen Partien viele Gelbe Karten durch Proteste erhalten und müssen uns an die neuen Regeln gewöhnen. Wir müssen Proteste vermeiden – Punkt.“

Das gilt nicht nur für das Atlético-Spiel, sondern auch für die kommenden Wochen. Denn in der spanischen Liga zeichnete sich zuletzt der Trend ab, dass die Offensivspieler gerne mal durch Fouls provoziert werden und dadurch mehr gemeckert wird. Vor allem die Real-Stars, unter anderem Vini Jr., sind beliebte „Opfer“. Aber auch Barcelonas Lamine Yamal bekam es gegen Villarreal zu spüren. Als die Katalanen schon mit 5:1 führten, kassierte er mehrere Frustfouls.

Heißsporn Endrick muss sich leider auf solche Aktionen einstellen und könnte in Zukunft von den Gegnern besonders in die Mangel genommen werden, um Ausraster zu provozieren. Er muss sich also vor allem mental weiterentwickeln, wenn er zum ernsthaften Startelf-Kandidaten mutieren und künftig wieder mit Videos von seinen Toren viral gehen will.