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Schweizerischer Fussballverband (SFV)

·20. April 2025

Mämäntum: Halbe Finals, doppelt verrückt

Artikelbild:Mämäntum: Halbe Finals, doppelt verrückt

Das Ziel scheint so nah. Nur noch eine Hürde trennt die vier verbliebenen Klubs von der Teilnahme am grössten Fussballereignis, das die Schweizer Fussballwelt kennt. Beim Cupfinal schaut das ganze Land zu, und dieses Mal ist der Anlass noch einmal spezieller, schliesslich wird zum hundertsten Mal um den begehrten silbernen Kübel gespielt. Ja, das Ziel ist nah, aber eben noch nicht ganz erreicht. Man kennt es ja: Nach einem langen Treppenaufstieg ist das Ende schon greifbar nahe, doch ausgerechnet an der letzten Stufe bleibt man hängen und fällt doch noch hin. Es gibt unzählige Youtube-Filmchen von Leichtathletinnen oder Radfahrern, die schon vor der Ziellinie die Arme hochreissen, und dabei noch von einem Konkurrenten überholt werden. Davon können auch manche Schweizer Fussballklubs ein Lied singen. Im Halbfinal 1988 hat Titelverteidiger YB nur noch Nationalliga-B-Vertreter FC Schaffhausen vor der Brust und darf erst noch zu Hause antreten – und verliert 0:1. Sechs Jahre später hat der FC Basel die gleiche Ausgangslage, auch gegen Schaffhausen – und scheitert im Elfmeterschiessen. Der FC St. Gallen darf 2004 gegen den kleinen Kantonsrivalen FC Wil im Espenmoos ran – und zieht den Kürzeren. Wie sagt man so schön? Im Cup gelten eigene Regeln. Und in einem Bereich stimmt das auf jeden Fall, wie obige Beispiele zeigen: Während in der Meisterschaft das Heimteam statistisch wesentlich bessere Chancen auf einen Sieg hat, ist ein Heimspiel im Cup-Halbfinal ein Nachteil.  Vor 37 Jahren wurden die Wiederholungsspiele im Falle eines Unentschiedens abgeschafft, seither setzten sich 44 Auswärtsmannschaften im Semifinal durch. In sechs von zehn Duellen also erreichte das Gästeteam den Final! Das mag teilweise damit zu erklären sein, dass Unterklassige im Cup Heimrecht geniessen, aber einerseits stossen nur wenige Aussenseiter so weit vor, und andererseits heisst das im Cup noch nicht viel – siehe Schaffhausen. Wer ein Faible für verrückte Spiele hat, sollte die Halbfinals auf keinen Fall missen. 1976 fegt der FC Zürich den FC Biel-Bienne mit 7:2 vom Platz, gleichzeitig besiegt Servette GC mit 6:2. Im Mai 2000 führt der FC Luzern beim FC Zürich mit 2:1, kassiert aber noch den Ausgleich und geht in einer irrwitzigen Verlängerung noch 2:7 unter. 2004 treiben es die Zürcher noch wilder. Trainer Lucien Favre ist nach dem Schlusspfiff fassungslos: «Diesen Match kann man nicht vergessen. 10 Jahre lang nicht, 100 Jahre lang nicht, vielleicht denken wir daran, bis wir gestorben sind». Jenes Stadtderby dürfte in alle Ewigkeit einen Spitzenplatz einnehmen in der Rangliste der unglaublichsten Fussballspiele in unserem Land. Im Hardturm ist eine Platzhälfte gefroren, die andere weich und tief. Nach 11 Minuten und einem skurrilen Eigentor liegt GC bereits 0:2 zurück, zur Pause heisst es 1:3. Es folgt eine Halbzeit purer Wahnsinn: Nach etwas mehr als einer Stunde gelingt César das vermeintlich vorentscheidende 5:2, er klettert zum Jubeln den Gitterzaun hoch und sieht dafür folgerichtig Gelb – seine zweite Karte, er muss frühzeitig unter die Dusche. Doch der FCZ hält den Angriffen der Hoppers stand, erst in der 83. Minute gelingt Eduardo das 3:5. Sechs Minuten später nickt wieder Eduardo ein, und tief in der Nachspielzeit verwertet Mladen Petric einen Abpraller zum Ausgleich. In der Verlängerung kommt es, wie es kommen muss: Richard Núnez hebt den Ball über Goalie Davide Taini zum 6:5 ins Netz. Zu allem Überfluss lässt Schiedsrichter Urs Meier auch noch ein Foul an Alain Nef im Strafraum ungeahndet – ein Fehler, wie er später eigestehen wird. Nach dem Schlusspfiff sinkt Daniel Gygax, dreifacher Torschütze, zu Boden und bleibt minutenlang regungslos liegen.  Diese irre Partie hallt noch lange nach. Die emotionale Achterbahnfahrt schweisst die FCZ-Fans noch mehr zusammen, immer mehr von ihnen pilgern an die Matches in den Letzigrund. Die GC-Fans wiederum taufen ihr Clublokal «Sächsfoif», um sich stets an dieses «Psycho-Spiel» (Daniel Gygax) zu erinnern.  Im Cupfinal danach sind die Grasshoppers gegen Absteiger FC Wil turmhoher Favorit. Doch sie schaffen es, selbst nach dem Überwinden der letzten Treppenstufe noch zu straucheln und verlieren 2:3. Die Wiler hatten angesichts des übermächtigen Gegners nicht einmal Champagner oder Bier zum Feiern mitgebracht. Das geschlagene GC überlässt ihnen seine Vorräte.  Auch in den diesjährigen Halbfinals scheinen die Rollen klar verteilt. Das unterklassige Biel empfängt Schweizer Meister YB, Meisterschafts-Anwärter Basel trifft auf Lausanne. Doch wir lernen aus der Geschichte: Im Cup gelten Wahrscheinlichkeiten herzlich wenig – ganz besonders nicht bei den Duellen auf der letzten Treppenstufe.  SFV / Bild: Keystone-SDA  Nehmen Sie jetzt auf schweizercup.ch an der Jubiläums-Verlosung teil und gewinnen Sie exklusiv VIP-Packages und Tickets für den Cupfinal am 1. Juni 2025 im Berner Wankdorf.

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