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·29. August 2024

Mails zu Schirientscheidungen: So antwortet der DFB den Fans

Artikelbild:Mails zu Schirientscheidungen: So antwortet der DFB den Fans

Am ersten Spieltag der Bundesliga kam es zu einigen vieldiskutierten Schiedsrichterentscheidungen, zu denen Knut Kircher, der neue Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH, Stellung bezogen hat. Unabhängig davon erreichte uns eine Vielzahl von Mails, die in der Regel die Abschaffung des VAR forderten. Wir haben uns über die Zuschriften gefreut. Denn fast alle waren in einem sachlichen Ton und mit einer nachvollziehbaren Argumentation verfasst. Dies ist leider nicht selbstverständlich - wir danken allen, die uns geschrieben haben. Wir haben jeder/jedem zurückgeschrieben und möchten unsere Sichtweise aus Transparenzgründen an dieser Stelle allen Fans zugänglich machen.

"Vielen Dank für Ihre Zuschrift. Wir können Ihnen versichern, dass wir Ihre Kritik sehr ernst nehmen. Unsere sportlich Verantwortlichen im Schiedsrichterbereich besprechen und reflektieren mit den Video-Assistenten selbstverständlich immer wieder intensiv deren Einsätze und (mögliche) Eingriffe - sowie auch und besonders etwaige Fehler und deren Zustandekommen. Zudem sind wir bemüht, das Vorgehen des Video-Assistenten auch und gerade für die Fans verständlicher und transparenter zu machen. Hier werden derzeit verschiedene Lösungsansätze besprochen.


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Gestatten Sie uns dennoch, auf einige Aspekte hinzuweisen, die aus unserer Sicht für das Verständnis, warum es den VAR gibt und wie er wirkt, wichtig sind:

  • Der VAR wurde zur Saison 2017/2018 in der Bundesliga und zur Saison 2019/2020 auch in der 2. Bundesliga eingeführt. Dieser Einführung liegen Beschlüsse zugrunde, die von einer klaren Mehrheit der Profiklubs verabschiedet wurden.
  • Der Einführung des VAR ging eine jahrelange nationale und internationale Debatte voraus, in der immer wieder ein Punkt besonders betont wurde: Der Schiedsrichter sollte nicht länger der Einzige sein, der sich die Bilder von potenziell spielentscheidenden Situationen (Tore, Strafstöße, Rote Karten) nicht noch einmal anschauen kann, während alle anderen diese Möglichkeit haben.
  • Das Ziel, das mit der Einführung des VAR verbunden war, bestand darin, die Zahl der klaren und offensichtlichen Fehler der Unparteiischen in potenziell spielentscheidenden Situationen zu senken. Das war und ist auch der ausdrückliche Wunsch der Vereine im deutschen Profifußball.
  • Bei aller verständlichen Emotionalität lässt sich festhalten, dass die Zahl der gravierenden Fehler tatsächlich deutlich gesenkt wurde. In der vergangenen Saison 2023/2024 beispielsweise wurden in der Bundesliga 118 falsche Entscheidungen mithilfe des VAR korrigiert, im Schnitt also in jedem dritten Spiel eine.
  • Über die weitaus meisten VAR-Eingriffe wird nur wenig diskutiert. Zu Debatten und zu Kritik führen die (vergleichsweise wenigen) Fälle, in denen es zu subjektiv fragwürdigen oder gar falschen VAR-Eingriffen kommt oder eine VAR-Intervention zu Unrecht ausbleibt. Selbstverständlich setzen die Video-Assistenten und die sportlich Verantwortlichen im Schiedsrichterbereich alles daran, derartige Fehler weiter zu reduzieren.

Es liegt in der Natur des Regelwerks, dass über seine Auslegung durch die Schiedsrichter in konkreten Fällen diskutiert wird. Auch das macht den Fußball aus. Bei der Regelauslegung gibt es Graubereiche und Ermessensspielräume, deshalb ist es nicht möglich, dass jede Entscheidung zu allseitiger Zufriedenheit führt beziehungsweise es eine umfassend objektiv richtige Entscheidung gibt. Auch lässt sich nicht immer ein allgemeiner Konsens darüber finden, ob eine spielrelevante Entscheidung des Schiedsrichters eindeutig falsch oder noch vertretbar ist. Zu berücksichtigen ist zudem, dass Entscheidungen zwar mit bestmöglicher fachlicher Expertise, aber noch immer von Menschen getroffen werden. Und schließlich spielt auch die Perspektive des Betrachters eine große Rolle.

Im Spiel Borussia Mönchengladbach gegen Bayer 04 Leverkusen ist der Video-Assistent nach Überprüfung der Videobilder zu der Überzeugung gelangt, dass beim Zweikampf zwischen Amine Adli und Ko Itakura in der Nachspielzeit nur der Leverkusener Angreifer den Ball gespielt hat und anschließend vom Mönchengladbacher Verteidiger durch ein Foulspiel zu Fall gebracht worden ist. Ausschlaggebend waren für ihn dabei die Bilder, die eine der Torlinienkameras geliefert hat.

Mit diesen Bildern stand für ihn zweifelsfrei fest, dass die Entscheidung des Unparteiischen, weiterspielen zu lassen, klar und offensichtlich falsch ist. Der Schiedsrichter hatte auf dem Feld ein Spielen des Balles durch Itakura wahrgenommen. Nach Ansicht der Bilder - die im Fernsehen nur während des On-Field-Reviews zu sehen waren - in der Review Area schloss er sich der fachlichen Bewertung des Video-Assistenten an und entschied auf Strafstoß für Bayer 04 Leverkusen.

Wir verstehen gleichwohl die Enttäuschung der Fans, Spieler und Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach. Auf der anderen Seite hätten vermutlich die Fans, Spieler und Verantwortlichen von Bayer 04 Leverkusen ihren Unmut geäußert, wenn es nach der Überprüfung der Szene durch den VAR nicht zu einem On-Field-Review und anschließend zu einem Strafstoß gekommen wäre.

Wir hoffen, dass wir Ihrer Kritik mit unseren Ausführungen angemessen begegnen konnten. Ihre Zuschrift ist für uns auch ein Antrieb, das Vorgehen der Video-Assistenten immer wieder zu überprüfen und zu verbessern."

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