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·28. Dezember 2025

Marokkos Gratis-Einlass-Trick zeigt Angst statt WM-Reife

Artikelbild:Marokkos Gratis-Einlass-Trick zeigt Angst statt WM-Reife

Der Afrika-Cup in Marokko liefert gerade Bilder, die man so noch nicht gesehen hat. Stadien, die bei Anpfiff gähnend leer sind und sich dann wie von Zauberhand füllen. Fans, die plötzlich doch da sind, obwohl sie vorher nicht da waren. Und Zuschauerzahlen, die nachträglich korrigiert werden müssen, weil niemand mehr so genau weiß, wer eigentlich wann hineingekommen ist.

Was hier passiert, ist bemerkenswert: Die Organisatoren öffnen offenbar rund zwanzig Minuten nach Spielbeginn die Stadiontore für alle, die draußen warten – ohne Ticket, ohne Bezahlung. Eine CAF-Quelle bestätigt diese Praxis gegenüber AFP. Das Ergebnis sieht man in Agadir, wo das Spiel zwischen Kamerun und Gabun vor fast leeren Rängen begann und später mit 35.200 Zuschauern in einem Stadion für über 45.000 gemeldet wurde. Oder in Rabat, wo die Zuschauerzahl beim Spiel zwischen der DR Kongo und Benin erst mit 6703 angegeben und später auf 13.073 korrigiert wurde.


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Man kann das pragmatisch nennen. Man kann es auch improvisiert nennen. Oder schlicht: chaotisch.

Die Motivation dahinter ist offensichtlich. Marokko richtet 2030 gemeinsam mit Spanien und Portugal die Weltmeisterschaft aus. Leere Tribünen beim Afrika-Cup wären ein verheerendes Signal an die FIFA und die Weltöffentlichkeit. Also füllt man die Stadien, koste es, was es wolle – oder eben: koste es nichts.

Das Problem dabei ist nicht der gute Wille, sondern die Methode. Wer Tickets für neun Euro verkauft und dann zwanzig Minuten später alle anderen umsonst reinlässt, macht zahlende Fans zu Trotteln. Wer Zuschauerzahlen nachträglich verdoppelt, untergräbt jede statistische Glaubwürdigkeit. Und wer so tut, als wäre das alles ganz normal, unterschätzt die Außenwirkung.

Dabei gibt es durchaus Partien, die sich von selbst verkaufen. Die Spiele des Gastgebers Marokko gegen Mali und Sambia sind ausverkauft, ebenso die Algerien-Begegnungen gegen Burkina Faso und Äquatorialguinea. Das Interesse ist also da – nur eben nicht flächendeckend.

Die ehrliche Antwort wäre gewesen: Ja, manche Gruppenspiele ziehen weniger Publikum. Das ist bei jedem großen Turnier so. Stattdessen hat man sich für eine Lösung entschieden, die kurzfristig volle Ränge produziert, aber langfristig Fragen aufwirft.

Marokko will der Welt zeigen, dass es bereit ist für die WM. Doch Bereitschaft zeigt sich nicht in geschönten Kulissen, sondern in funktionierenden Strukturen. Wer 2030 ein Turnier dieser Größenordnung stemmen will, muss beweisen, dass er auch unangenehme Wahrheiten aushält. Leere Sitze bei einem Gruppenspiel zwischen Kamerun und Gabun gehören dazu. Sie sind kein Makel, sondern Realität.

Die Bilder aus Agadir und Rabat erzählen eine andere Geschichte. Sie erzählen von einem Gastgeber, der so sehr gefallen will, dass er die Kontrolle über die eigene Erzählung verliert.

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