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·22. April 2025

Mehr als nur ein Stück Stoff: Der FC Bayern und sein Trikot

Artikelbild:Mehr als nur ein Stück Stoff: Der FC Bayern und sein Trikot

Eine Frage beschäftigt die Fußball-Fans nach den neuesten Transfer-Gerüchten am meisten: In welchem Trikot wird der FC Bayern im kommenden Sommer auflaufen? Nun gab es offenbar eine Antwort. Sehr zur Unzufriedenheit der Bayern-Fans.

Das Trikot. Für viele Unwissende nur ein Stück Stoff, zusammengenäht in Asien und bedruckt mit zwielichtigen Sponsoren ist es vielerorts der Anzug des kleinen Mannes. Ein Stück Stoff, das von den guten, alten Zeiten erzählt oder die Sehnsucht nach selbigen widerspiegelt.


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Es ist ein Erkennungszeichen für Gleichgesinnte und Gegner, es wird mit Stolz getragen. Im Sieg und in der Niederlage. Nicht selten mit den Namen der Helden von gestern und heute auf dem Rücken. Und neuerdings dient das Trikot auch als Accessoire für Influencer und Fashionista auf der ganzen Welt.

Das Trikot. Früher trugen es die Vereine zwei, manchmal sogar drei Jahre lang. Es wurde viel zu weit geschnitten und passgenau zu viel zu kurzen Hosen und knöcheltiefen Stutzen getragen. Wurde es einmal nass vom Schweiß oder vom Regen, war es schwer wie Blei. Baumwolle eben.

Das Trikot. Es kann Ausdruck von Stärke sein, wenn sich unzählige Meister-Sterne, Embleme oder sonstige Abzeichen darauf wiederfinden. Es ist die Visitenkarte, der erste Eindruck des Vereins und, das ist Teil der Wahrheit, es ist Business.

Spätestens mit der Einführung von festen Rückennummern zur Saison 1995/1996 änderte sich die Bedeutung der Trikots enorm. Nun muss der Stammtorhüter nicht mehr die „1“ tragen und der Stürmerstar mit der „9“ auflaufen. Mit dem Personenkult und der Marketingmaschinerie rund um Cristiano Ronaldo entstand so irgendwann „CR7“, ein Synonym für den Portugiesen und mittlerweile auch der Name einer Marke für Mode und Lifestyle.

Die Trikots des FC Bayern: Wahrlich kein Must-Have

Apropos Lifestyle: Der FC Venedig schaffte es vor einigen Jahren weltweit in die Schlagzeilen. Doch Grund dafür waren nicht unbedingt die sportlichen Leistungen, sondern vielmehr das Trikotdesign der Italiener. Der Münchner Designer Mirko Borsche erhielt 2021 den Auftrag, ein Design für den Erstliga-Aufsteiger zu entwerfen. Borsche machte sich an die Arbeit und entwarf etwas, das „dann am Ende auf der Straße (gut) aussehen wird“.

Mit Erfolg. Das Shirt wurde zum Beststeller, zum Must-Have. Und das ganz ohne teure Stars, deren Namen sich auf den Rücken flocken konnte. 97 Prozent der über drei Millionen Mal verkauften kappa-Trikots wurden übrigens ins Ausland geliefert. Was die heimischen Fans zur Schlussfolgerung brachte, dass nur Touristen diese Hemden tragen.

Ob das dem FC Venedig egal war? Vermutlich.

Money, Money, Money: Der FC Bayern verkauft Trikots en Masse

Beim FCB kann man über solche Summen nur lachen. 2023 setze man laut Sports Illustrated 147 Millionen Euro mit dem Verkauf von Trikots um. Ein großes Stück vom Kuchen lieferte Harry Kane, dessen Flock mit der „9“ alleine am Tag nach der Vertragsverkündung über 10.000-mal verkauft wurde. Ein Umsatz von 1,25 Millionen Euro erscheint realistisch.

Ob auch das neue Gewand solche Zahlen liefern kann, darf zumindest bezweifelt werden. Das Portal Footy Headlines hat das neue Shirt des Rekordmeisters geleakt und die Reaktionen der Fans sind verheerend, vom „schlimmsten Trikot aller Zeiten“ ist die Rede.

Der langjährige Partner Adidas soll wohl ein Design planen, dass mit großen weißen Elementen auf der Vorderseite auffällt.

Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, aber der Entwurf legt den Verdacht nahe, das dem Design-Team entweder die Farben oder die Ideen ausgegangen sind. Man wird den Entwurf als Hommage an die Frauenkirche verkaufen, denn mit viel Phantasie könnte man tatsächlich die beiden Zwiebeltürme erkennen.

Aber was doch viel entscheidender ist, ist die fehlende Kontinuität in den Entwürfen aus Herzogenaurach. Die großen Erfolge der 1970er und 1980er- Jahre feierte man in rotem Shirt, mit roten Hosen und roten Stutzen. Die Farbe weiß war für das Ausweichtrikot vorbehalten und wurde auf dem Heimtrikot lediglich sporadisch in Applikationen verwendet.

Rot und Weiß war einmal…

Das änderte sich erstmals 1991/1992 als das Heimtrikot rot-blau wurde und das Auswärtstrikot 1993/1994 durch eine gelb-grüne Farbkombination abgelöst wurde. In den folgenden Jahren blieb man beim FCB bei einem rot-blauen Heimtrikot ehe mal zur Saison 1997/1998 auf dunkelblau-rot umstellte. Ja, richtig gelesen: Die Bayern spielten eine zeitlang in Bekleidung, deren Hauptfarbe blau war.

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Blau-roter Torjubel beim Rekordmeister.(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Hätte es damals Social Media gegeben, der Shitstorm wäre garantiert gewesen. In den folgenden Jahren wechselte man munter die Trainer und die Trikotdesigns- Rot-weiß gestreift, mal längs mal quer, rot mit goldenen Akzenten, ganz in Rot, wahlweise mit blauen Hosen oder, 2023, als Harry Kane kam, mit Weiß als Hauptfarbe: Die Münchner zeigen sich erfinderisch. Und die Fans nervt es.

Wo bleibt die Verbindlichkeit? Wo bleibt die Corporate Identity, um es auf Neu-Deutsch zu sagen? Der VfB Stuttgart spielt seit Jahren, nein Jahrzehnten mit einem weißen Shirt und rotem Brustring. Ajax Amsterdam, Juventus Turin, AC oder Inter Mailand, Real Madrid, PSV Eindhoven oder Boca Juniors: Es gibt weltweit genügend Beispiele von Vereinen, die ihrer Linie bzw. ihren Linien treu geblieben sind. Wo das Heimtrikot bis auf kleine Nuancen unverändert bleibt. Wo man gleich beim Blick auf den TV erkennt, wer gerade spielt.

Der FCB lässt seit Jahren diese Verbindlichkeit nicht zu. Er spielt mit den Farben des Vereins und erhitzt die Gemüter. Im Stadion, wo desöfteren schon für die Einhaltung der Vereinsfarben rot und weiß plädiert wurde und im Internet.

Das Fußballtrikot: Der Anzug des kleinen Mannes

Jetzt könnte man argumentieren, dass es in dieser Welt wichtige Dinge als ein Trikotdesign gibt. Stimmt, zu einhundert Prozent ist das so. Man könnte sagen, dass es doch egal ist, in welcher Bekleidung man nächste Saison in Freiburg antritt. Und man könnte entgegnen, dass egal wie hässlich man ein Trikot vielleicht empfindet, das Auge sich daran gewöhnt und desto erfolgreicher das Team spielt, desto beliebter ist es wahrscheinlich auch.

Kann alles sein. Doch die Diskussion zeigt eines ganz genau: Fußball ist immer noch die schönste Nebensache der Welt. Nur hier werden solche Themen auf den Tisch gebracht. Weil es eben nicht nur um ein Stück Stoff geht. Es geht um die Fans. Und wir alle sind eben doch ein bisschen eitel. Wenn das Champions League Finale ansteht, wollen wir gut aussehen. Der Anzug muss passen. Und die Farbe auch. In Rot und Weiß eben.

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