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·14. Oktober 2025
Mönchengladbach: Rouven Schröder kommt zur Unzeit

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·14. Oktober 2025
Rouven Schröder wird Gladbachs neuer Sportchef. Das ist die richtige Entscheidung zum falschen Zeitpunkt. Denn der 50-Jährige übernimmt einen Verein, der sich selbst demontiert hat und nun mit drei Punkten aus sechs Spielen auf Bundesliga-Platz 17 steht. Die Ausgangslage könnte schlechter kaum sein: kein Trainer in Sicht, keine funktionierende Mannschaft, keine Zeit für Experimente. Schröder soll richten, was Roland Virkus und die Vereinsführung über Monate versäumt haben. Das Problem dabei: Er kommt nicht als Retter, sondern als Getriebener.
Seine Vita liest sich beeindruckend. Bei Mainz 05 legte er den Grundstein für die erfolgreichste Phase der Vereinsgeschichte. In Leipzig baute er mit an einem Konstrukt, das polarisiert, aber funktioniert. Auf Schalke scheiterte er an den chaotischen Strukturen eines Vereins, der sich selbst im Weg steht. Diese Erfahrung aus Mainz, Leipzig und Schalke macht ihn zum idealen Kandidaten für Gladbach – theoretisch. Praktisch muss er binnen Tagen Entscheidungen treffen, für die andere Sportdirektoren Wochen haben. Die erste und wichtigste: Wer wird Trainer? Eugen Polanski hat als Interimslösung keinen Kredit erworben. Ein Punkt aus zwei Spielen ist zu wenig für einen Verein, der jeden Zähler braucht.
Gladbach steht mit nur drei Punkten aus sechs Spielen unter enormem Druck. Die Mannschaft wirkt orientierungslos, die Defensive ist ein Offenbarungseid, die Offensive harmlos. Schröder muss nicht nur einen Trainer finden, der sofort funktioniert. Er muss auch im Winter einen Kader verstärken, der strukturelle Mängel aufweist. Dafür braucht er Geld, das Gladbach nicht hat, und Überzeugungskraft, die bei einem Tabellenvorletzten begrenzt ist.
Die Entscheidung über den Trainerposten liegt jetzt in Schröders Händen. Das ist seine Chance und sein Risiko zugleich. Holt er den falschen Mann, ist die Saison verloren, bevor sie richtig begonnen hat. Holt er den richtigen, kann er zum Architekten eines Neuanfangs werden. Nur: Wer will schon zu einem Verein, der gerade seinen Sportdirektor und seinen Trainer entlassen hat? Schröder muss Überzeugungsarbeit leisten, wo nichts zu überzeugen ist.
Der Wechsel von Salzburg nach Gladbach ist für Schröder ein Rückschritt. In Österreich arbeitete er bei einem Serienmeister mit funktionierenden Strukturen. Am Niederrhein erwartet ihn das Gegenteil. Dass er trotzdem kommt, zeigt Mut. Oder Größenwahn. Die Grenze dazwischen ist schmal. Gladbach braucht jetzt beides: einen Mutigen, der unpopuläre Entscheidungen trifft, und einen Größenwahnsinnigen, der an das Unmögliche glaubt. Ob Schröder beides ist, wird sich zeigen. Zeit dafür hat er keine.