Nach CR7-Tor und Elfer-Krimi: Portugal gewinnt die Nations League! | OneFootball

Portugal darf sich zum zweiten Mal Nations-League-Sieger nennen. Die Selecao bezwang Spanien in einem spektakulären Finale mit 7:5 nach Elfmeterschießen.

Aus der Allianz Arena berichtet Michael Bojkov.

Im Vergleich zu den erfolgreichen Halbfinals nahmen beide Nationaltrainer jeweils zwei Änderungen an ihrer Startelf vor. Bei Portugal begannen Vitinha und Ausgleichstorschütze Francisco Conceicao für Ruben Neves und Trincao. Aufseiten der Spanier mussten Pedro Porro und Mikel Merino für Oscar Mingueza und Fabian Ruiz weichen.

Unterhaltsames Finale: Spanien führt zur Pause knapp

Bei einer ersten kleinen Druckwell der Portugiesen verfehlte Joao Neves nach vier Minuten infolge einer Ecke das Tor. Auf der anderen Spielfeldseite jagte Lamine Yamal einen Freistoß aus aussichtsreicher Position ins portugiesische Fanlager (14.). Eine Zeigerumdrehung fehlten Gavi auf Vorlage von Nico Williams nur Zentimeter – die bis dahin beste Chance des Spiels.

Nach weitestgehend ausgeglichenen ersten 15 Minuten erhöhte Spanien den Takt, bei einem Schlenzer von Nico Williams fehlte erneut nicht viel zum Führungstreffer (18.). Mit diesem sollte sich der amtierende Europameister kurz darauf belohnen. Nach einer Hereingabe von Lamine Yamal herrschte Chaos im Sechzehner der Portugiesen. Der Ball prallte unglücklich vor die Füße von Martín Zubimendi, der nur noch ins leere Tor einschieben musste (21.). Auf der anderen Seite hatte Nuno Mendes am linken Strafraumeck zu viel Platz und wuchtete die Kugel rechts unten ins Tor (26.) – die schnelle Antwort der Portugiesen!

Die rund 60.000 Zuschauer in der Münchner Allianz Arena sahen ein intensives Finale mit vielen Torraumszenen – und Nico Williams, dem kurz nach dem Ausgleich beinahe der erneute Führungstreffer gelang (29.). Die meisten Angriffe liefen über den Linksaußen vom Athletic Club. Erst Richtung Pause fand das Spiel vermehrt zwischen den Strafräumen statt – auch, weil sich in beiden Lagern kleinere technische Fehler einschlichen.

Praktisch mit Anbruch der Nachspielzeit schlug dann aber Spanien wieder zu: Pedri steckte im perfekten Moment zu Mikel Oyarzabal durch, der vor Diogo Costa eiskalt blieb und seiner Mannschaft die knappe Pausenführung bescherte. Die ging aufgrund des Übergewichts an Spielanteilen und Torchancen auch in Ordnung.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Ausgleich Ronaldo: Finale geht in die Verlängerung

Nach zwei Wechseln zum Wiederanpfiff – Joao Neves und Conceicao mussten runter – gelang Bruno Fernandes der vermeintliche Ausgleich. Der wurde aber direkt wieder zurückgepfiffen, da der portugiesische Kapitän im Abseits gestanden war. Das Bild ähnelte dem des ersten Durchgangs: Spanien hatte viel Ballbesitz und Portugal presste hoch, lief dadurch aber auch Gefahr, ausgekontert zu werden. Der Fall trat zunächst aber nicht ein, stattdessen gelang der Mannschaft von Roberto Martinez der Ausgleich: Nuno Mendes zündete über links den Turbo und ließ Mingueza stehen, ehe seine abgefälschte Flanke Cristiano Ronaldo erreichte, der die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie drückte (61.). Dass der Altstar die mit Abstand meisten Fans mit nach München gebracht hatte, wurde anhand der Lautstärke beim Jubel deutlich.

Gavi hatte nach einem Tänzchen fast die postwendende Antwort parat, sein Schuss wurde aber abgefälscht (63.). Ein Versuch von Williams landete knapp neben dem Tor (69.). Dass es in diesem Spiel um einen Titel ging, merkte man auch daran, dass beide Teams Richtung Schlussphase etwas vorsichtiger agierten. In der Phase wurde unter anderem Isco eingewechselt, der damit nach knapp sechsjähriger Nationalmannschafts-Abstinenz sein Comeback für La Roja feierte. Der Edeltechnicker von Real Betis trat sogleich auch in Aktion und zwang Costa aus rund 20 Metern zu einer Parade (83.).

Auf der anderen Seite wurde Ronaldo ausgewechselt und Portugal in der Nachspielzeit nochmal bei einem Freistoß gefährlich (90.+2). Abgesehen davon machte Spanien den etwas zielstrebigeren Eindruck in den Schlussminuten. Weil die aber für beide Parteien nichts einbrachten, hieß es in einem nach wie vor unterhaltsamen und ausgeglichenen Finale: Verlängerung!

Hitzige Verlängerung – Schlitzohr Porro belohnt sich fast

Hier gehörte Potugal die erste Chance, aus der Nelson Semedo aber zu wenig machte (92.). Die Selección wurde kurz darauf durch Marc Cucurella gefährlich, der nach wie vor mit lautstarken Pfiffen der deutschen Zuschauer begleitet wurde (98.). Auch wenn den Akteuren die müden Beine mittlerweile anzumerken waren, sahen die Zuschauer eine fortlaufend hochelektrisierende Partie, die sich mittlerweile auch abseits von Torchancen auf beiden Seiten aufhitzte – Schiedsrichter Sandro Schärer musste unter anderem eine Rudelbildung managen.

In einer ausgeglichenen Verlängerung bei leichten portugiesischen Vorteilen versuchte es Pedro Porro nach 109 Minuten frech mit einem Distanzschuss von der Mittellinie – und hätte damit beinahe Erfolg gehabt, weil Costa weit vor seinem Kasten stand. Auf der anderen Seite kam Portugal nochmal zum Kopfball, dann ging es ins Elfmeterschießen. Nachdem die ersten sieben Schützen souverän verwandelten, scheiterte Álvaro Morata als einziger Schütze – Costa hielt. Den anschließenden Matchball verwandelte Ruben Neves und bescherte Portugal nach dem Triumph 2019 damit den zweiten Titel in der Nations League.

Torschützen im Elfmeterschießen

1:0 Ramos; 1:1 Merino; 2:1 Vitinha, 2:2 Baena; 3:2 Fernandes; 3:3 Isco; 4:3 Mendes; Costa hält gegen Morata, 5:3 Ruben Neves