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·1. Dezember 2024

Nach Kantersieg über die Schweiz: Drei Learnings für das DFB-Team

Artikelbild:Nach Kantersieg über die Schweiz: Drei Learnings für das DFB-Team

Auch wenn der Auftritt in Zürich allein vom Ergebnis betrachtet ein voller Erfolg war, tat sich das DFB-Team vor allem in der ersten Halbzeit noch lange schwer. Erst nach der Pause war mehr von dem Potenzial zu erkennen, das in dieser Mannschaft steckt. 90min hat die drei wichtigsten Learnings aus dem Spiel zusammengefasst.

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Selina Cerci startete gegen die Schweiz auf dem rechten Flügel / Daniela Porcelli/GettyImages


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Raum für neue Talente: Erfolgreiche Debüts

Bundestrainer Christian Wück hatte schon bei seinem Amtsantritt angekündigt, dass er sich einen großen Pool an Spielerinnen ansehen möchte, bevor jegliche Entscheidung hinsichtlich des finalen Kaders für die Europameisterschaft im nächsten Sommer getroffen werden. Dazu gehört auch, dass viele jüngere Akteurinnen, die mit ihren Leistungen in der Liga aufgefallen sind, schon früh die Chance erhalten, sich im Kreise des DFB-Teams zu zeigen.

In Zürich feierten mit Sophia Winkler (SGS Essen) im Tor und den beiden eingewechselten Offensivspielerinnen Cora Zicai (SC Freiburg) und Alara Şehitler (FC Bayern München) gleich drei Talente ihr Debüt im Trikot der A-Nationalmannschaft. Am überraschendsten war vermutlich die Nominierung der Letzteren gewesen. Denn Şehitler hatte erst kürzlich mehr Spielzeit bei den Münchnerinnen sammeln können. Dass der Bundestrainer die 18-Jährige bereits so früh berufen hat, zeigt Mut und auch eine gewisse Offenheit, junge Talente schon früh an die Elite heranzuführen.

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Corai Zicai beschenkte sich beim DFB-Debüt an ihrem Geburtstag mit einem Tor und einem Assist / Daniela Porcelli/GettyImages

Alle neuen Spielerinnen fügten sich gegen die Schweiz nahtlos in das System von Wück ein. Winkler lieferte insgesamt ein ordentliches Debüt ab. Der Essener Keeperin gelang es, bis zum Abpfiff kein Gegentor zuzulassen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der EM-Gastgeber in der Offensive kaum Akzente setzen konnte, weswegen es insgesamt für Winkler ein recht ruhiger Abend war.

Deutlich auffälliger war Zicai ab dem Moment ihrer Einwechslung zur zweiten Halbzeit. Die Freiburgerin begann sofort an, auf der linken Angriffsseite zu wirbeln und bereitete ihren Gegenspielerinnen mit ihrer engen Ballführung in den Dribblings große Probleme. An ihrem Geburtstag beschenkte sich die nun 20-Jährige gleich zweimal. Zuerst legte sie ein Tor für Lea Schüller auf. Kurze Zeit später war es Zicai selbst, die jubeln durfte, nachdem sie nach Vorlage von Laura Freigang erfolgreich vollendete.

Etwas unaufälliger blieb Şehitler in den knapp 30 Minuten, die sie auf dem Platz stand. Die gebürtige Ravensburgerin reihte sich auf der Doppel-Sechs im zentralen Mittelfeld ein und war gewohnt ballsicher mit einigen gelungenen Spielverlagerungen. Gut möglich, dass Şehitler auch gegen Italien noch einmal Einsatzzeit bekommt, um mehr von ihren Qualitäten zeigen zu können.

Bleibendes Manko: Stabilität der Defensive

Trotz des Torspektakels in der zweiten Halbzeit war vor allem zu Beginn noch auffällig, dass weiterhin eine der größten Baustellen im deutschen Team die Defensive bleibt. Denn auch wenn die Schweiz insgesamt nicht viel Offensivdrang zeigte und mit dem Anlaufen wartete, kam es doch zu einigen brenzligen Situationen.

Dies war vor allem bei langen und hohen Bällen in die Spitze auffällig. Wie etwa gleich zu Beginn als die Schweizerin Alisha Lehmann in die Tiefe geschickt wurde und Janina Minge sich deutlich verschätzte. Kathrin Hendrich gelang es schließlich noch, die Situation in höchster Not zu lösen. Kurze Zeit später setzte sich Ana-Maria Crnogorcevic auf ähnlichem Wege durch, konnte den anschließenden Pass aber nicht an die Mitspielerin bringen.

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Die Rolle, die Janina Minge im DFB-Team spielen wird, ist noch nicht ganz klar / Alex Grimm/GettyImages

Wenn die Schweizerinnen mal in Richtung des deutschen Strafraums kamen, konnte das nicht immer konsequent gelöst werden. Besonders die Konteranfälligkeit bleibt eine der großen Schwächen der DFB-Frauen. In der Viererkette dürfte sich bisher nur Giulia Gwinn ansatzweise eines Stammplatzes sicher sein. Gerade in der Innenverteidigung ist weiterhin viel Spielraum. Gegen Italien könnte das Frankfurter Duo aus Sophia Kleinherne und Sara Doorsoun die Gelegenheit bekommen, Minge wäre auch noch eine Option für das zentrale Mittelfeld.

Tore am Fließband - allerdings erst in Hälfte zwei

Während sich die Wück-Elf im ersten Durchgang noch relativ schwer tat, die Räume im dicht gestaffelten Defensivverbund der Schweizerinnen samt Fünferkette zu knacken, schien dies mit den Einwechslungen in der zweiten Hälfte kein Problem mehr dazustellen. Nachdem Sjoeke Nüsken die Deutschen kurz vor der Pause zur Führung geköpft hatte, legten Lea Schüller und Freigang jeweils mit einem Doppelpack sowie Zicai nach.

Zu Beginn war der Mannschaft klar anzusehen, dass erst wieder ein gewisse Gewöhnung stattfinden musste. Dafür sprachen unter anderem einige Ungenauigkeiten, die zu Ballverlusten führten, undurchsichtige Laufwege und fehlendes Durchsetzungsvermögen im letzten Drittel. Dies besserte sich erst im späteren Spielverlauf.

Besonders Schüller und Freigang ergänzten sich mehrmals gut in ihrem Angriffsspiel. Die beiden boten Variabilität was kurze Anspielmöglichkeiten als auch Tiefenläufe anging. Die Frankfurterin ließ endlich den Knoten platzen und traf zum ersten Mal seit September 2022 wieder für das DFB-Team. Auch Schüller lieferte erstmals seit längerer Zeit wieder die vollen 90 Minuten auf dem Platz ab und konnte sich im Spielverlauf beachtlich steigern.

Um den nächsten Schritt im Umbruchprozess gehen zu können, braucht es mehr Konstanz im Spiel der deutschen Mannschaft. In allen drei Partien unter Wück schien die gesamte Konzentration beziehungsweise Zielstrebigkeit mit und ohne Ball nur über Teile der Duelle vorhanden gewesen zu sein. Natürlich wird das auch einfacher werden, sobald der Bundestrainer einen klaren Plan ausgearbeitet hat, was seine Startelf-Kandidatinnen angeht. Denn diese werden bestens eingespielt sein müssen, wenn man etwas bei der EM im nächsten Sommer reißen will.

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