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·19. November 2025

Neuer und „ungewohnter“ Fokus: Hannover 96 sucht die Stabilität

Artikelbild:Neuer und „ungewohnter“ Fokus: Hannover 96 sucht die Stabilität

Hatten wir zum Saisonstart noch die wenigsten Gegentore kassiert, aber mit einer auffälligen Abschlussschwäche zu kämpfen, zeigt sich nun ein neues Bild: Während es vorne inzwischen deutlich besser läuft, besteht hinten großer Verbesserungsbedarf. Zwar sind wir fast immer für zwei Tore gut, doch die Defensive wirkt zunehmend fahrlässig und löchrig. Zeit also für das Trainerteam von Christian Titz, etwas mehr Beton anzurühren?

Ganz im Gegenteil. Unter dem Motto „Bock auf Ballgewinne“ feilt der Coach in der Länderspielpause verstärkt am Abwehrverhalten. Dabei wissen Kenner dieser Sportart natürlich, dass eine stabile Defensive schon in den vorderen Mannschaftsteilen beginnt. Fing sich Hannover 96 zuletzt also eine hohe Gegentorquote – auch auswärts –, lag der Ursprung dieser Wirkungstreffer häufig bereits weit vorne. Beton vor dem eigenen Strafraum wäre daher kontraproduktiv, wenn die Balljagd schon in der gegnerischen Hälfte beginnen muss.

Im Grunde sind wir alle froh, dass unsere Elf offensiven Fußball mit vielen Aktionen im letzten Drittel zelebriert. Die Befürchtung, man könne sich zu leicht an tiefstehenden Teams aufreiben, wurde durch zusätzlichen Trainingsfokus auf Ballbesitz und das Kreieren von Chancen zerstreut.


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Mit aktuell 22 Toren nach zwölf Spieltagen stellt Hannover 96 die drittbeste Offensive der 2. Liga – hinter Arminia Bielefeld (25) und dem SV Elversberg (24). Doch hinten klingelt es weiterhin zu oft.

Ich habe mir dazu einige Defensiv-Attribute der aktuellen Top-6-Teams angeschaut und verglichen. Unsere Roten liegen bei zurückeroberten Bällen ordentlich und auch die Ballverluste halten sich im Rahmen. Doch bei direkten Abwehraktionen – abgefangenen oder abgewehrten Bällen – hinken wir hinterher. Die Gegentore sind mit durchschnittlich 1,5 pro Spiel ein negativer Spitzenwert unter den Top-6-Teams. Mit nur drei Spielen zu Null können wir mit der Spitze (sechs zu Null bei Paderborn) nicht mithalten.

Hannover 96 hinten zu löchrig

Der Spielstil von Christian Titz mit hohem Pressing verlangt gute Staffelung und präsente Absicherung. Beides scheint dreieinhalb Monate nach Saisonbeginn noch nicht stabil verankert. Das Kettenverhalten ist fehlerhaft. Es wirkt, als habe Titz im Training bis zuletzt den Schwerpunkt stärker auf das Spiel mit Ball gelegt – wie aktuelle Zahlen belegen:

  • 22 Tore (Platz 3)
  • 192 Torschüsse (Platz 1)
  • 10x Aluminium (Platz 1)
  • 53 Großchancen (Platz 1)
  • 37 vergebene Großchancen (Platz 1)
  • 11 vergebene Großchancen durch Källman (Platz 1)

Offensiv also hui – defensiv eher pfui. Zeit also, im nächsten Schritt die Kollegen Ghita, Tomiak und Nawrocki wieder griffiger zu bekommen. Mit Hendry Blank und Ime Okon stehen zudem zwei Rückkehrer nach überstandenen Verletzungen bereit, die der Abwehr hoffentlich wieder zu mehr Stabilität verhelfen.

Ein großes Manko der vergangenen Spiele: Es wurde häufig im Raum und zu weit weg vom Gegenspieler verteidigt. Der Zugriff war zu zaghaft, es wurde begleitet statt attackiert. Diese kombinierte Mann-Raum-Deckung sorgte für Unbehagen und wurde von den Gegnern eiskalt ausgenutzt. Schließlich traf 96 zuletzt oft auf Teams aus der Spitzengruppe, die über individuelle Qualität verfügen und Schwachstellen zielgerichtet attackieren.

„Wir brauchen wieder eine klarere Mitte über 90 Minuten, wollen das Zentrum geschlossen halten.“(Christian Titz)

Das oberste Ziel muss jetzt die Stabilisierung der Abwehr sein, um Gegentore zu minimieren. Denn im Gegenzug war 96 bisher fast immer gut genug für ein bis zwei eigene Treffer.

„Auch wir spielen immer wieder unterschiedlich und folgen nicht nur einer Idee – aber innerhalb eines Grundgerüsts, das uns Stabilität verleiht“, ordnet der Cheftrainer ein. Eine Stabilität, die das Team in den kommenden Wochen weiter festigen will. Der Schlüssel liege in der Geduld:

„Gerade wenn wir unsere Positionen gehalten haben, haben wir defensiv weniger zugelassen.“(Christian Titz via Hannover96.de)

Auch die Achse muss noch einmal nachjustiert werden. Durch einige Wechsel litt die Grundordnung, was sich auch auf die noch fehler- und leistungsschwankenden Youngster auswirkte.

„Wir wollen hinten wieder stabiler und geduldiger stehen. Gerade wenn wir unsere Positionen gehalten haben, haben wir defensiv weniger zugelassen. Wir müssen es schaffen, besonders in den Heimspielen wieder weniger Gegentore zu bekommen, brauchen mehr Konsequenz.“(Hannover96.de)

Zum Abschluss noch der Blick auf unseren Kader: Er ist der drittjüngste der Liga. Fehler können und werden also passieren. Sobald auch Benni Pichler und Maurice Neubauer in absehbarer Zeit wieder fit sind und ihren Teil zur Defensivarbeit beitragen, dürfte der gesamte Auftritt wieder stabiler wirken.

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