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·12. Mai 2019
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Vorschau |Eigentlich ist die Saison für beide Teams schon durch, Celtic steht bereits als Meister fest und auch die Rangers stehen zwei Spieltage vor dem Saisonende sicher auf Rang 2. Doch wenn noch ein “Old Firm” ansteht, ist die Saison noch lange nicht vorbei. Der direkte Vergleich ist gefühlt so wichtig wie die Meisterschaft und nur der jüngste Vergleich ist von Bedeutung. Gewissermaßen geht es also doch mal wieder um alles – wie immer, wenn diese beiden Teams aufeinander treffen. Wenn jemand das anders sieht, sollte sich derjenige vielleicht mal mit Celtic-Kapitän Scott Brown unterhalten…
Das Duell am Sonntag ist bereits das vierte in der laufenden Saison. Von den bisherigen drei Spielen konnte Celtic zwei (1:0 und 2:1) gewinnen, die Rangers nur eins (1:0). Das letzte “Old Firm” fand am 31.03. statt und war ein besonders hitziges.
Die grün-weißen Gastgeber gingen in der 27. Spielminute durch ein Tor von Edouard mit 1:0 in Führung und sahen sich nach der Roten Karte für den Top-Torjäger der Rangers, Alfredo Morelos, in der 31. (!) Spielminute bereits auf der Gewinner-Straße.
Die blau-weißen Gäste kämpften sich aber eindrucksvoll zurück und konnten durch einen Treffer von Kent ausgleichen, nur um kurz vor dem Ende doch noch das bittere 1:2 schlucken zu müssen. James Forrest erzielte das goldene Tor. Die Mannschaft von Steven Gerrard hat also definitiv noch mindestens eine Rechnung mit Celtic offen…
Die Rangers können zwar nicht mehr Meister werden, doch sie sind derzeit in geradezu bestechender Verfassung. Seit der Niederlage im letzten “Old Firm” Ende März, haben sie alle fünf Pflichtspiele gewonnen, in der Meisterrunde sind sie noch völlig ohne Punktverlust. Sie haben es also geschafft aus dem Rückschlag der Niederlage etwas Positives zu ziehen, was auch für den Trainer, Steven Gerrard, spricht. Ohnehin verdient Gerrards Arbeit Anerkennung, vor allem vor dem Hintergrund, dass es seine erste richtige Saison als Profi-Cheftrainer ist.
Ein ganz großes Problem seiner Mannschaft hat er allerdings nicht in den Griff bekommen: Die Disziplin. Wettbewerbsübergreifend wurden 12 (!) Platzverweise gegen die Rangers ausgesprochen, allein fünf (!) davon gegen Alfredo Morelos (u.a. drei rote Karten und eine gelb-rote Karte in der Liga). Das ist ein großes Problem und kostet der Mannschaft immer wieder wichtigte Punkte – nicht zuletzt im letzten “Old Firm”. Den Gipfel erreichte dieses Problem allerdings erst am vergangenen Wochenende, als sich Keeper Allan McGregor mit einer geradezu absurd lächerlichen Aktion einen Platzverweis einhandelt, wohlgemerkt in der Nachspielzeit.
Diese rote Karte bedeutet dabei natürlich auch, dass Gerrard am Sonntag auf seinen Stammtorhüter verzichten muss. An seiner Stelle dürfte wohl Ersatztorwart Wes Foderingham zu Einsatz kommen, eine herbe Schwächung. Alfredo Morelos steht unterdessen wieder zur Verfügung. Der Kolumbianer wurde am vergangenen Wochenende erstmals nach seiner Vier-Spiele-Sperre wieder eingewechselt. Er könnte in diesem Spiel zu einem sehr wichtigen Faktor werden, wobei aber nicht einmal gesagt ist, dass er sicher in der Startelf steht. Zuletzt wurde er nämlich sehr gut vom erfahrenen Jermaine Defoe vertreten, der in seinen bisherigen 12 Ligaspielen sechs Tore erzielte und fünf weitere vorlegte. Zudem erzielte er auch das entscheidende Tor gegen Hibernian Edinbrugh am vergangenen Wochenende. Das ist eigentlich mehr als genug, um den Platz in der Startelf zu behaupten.
Eine Doppelspitze ist unterdessen äußerst unwahrscheinlich, da Gerrard sehr konsequent auf sein 4-3-3/4-2-3-1-System vertraut. Und auch ansonsten sind nicht allzu viele Änderungen zu erwarten, der Stamm steht. Zu beachten sind, neben Defoe oder Morelos, vor allem Rechtsverteidiger James Tavenier, der mit 11 Toren und 14 Vorlagen der Top-Scorer der Mannschaft ist, und Scott Arfield, der viel Druck über die linke Außenbahn macht.
Wie schon gesagt, bei Celtic läuft es wieder richtig rund. Die Meisterschaft ist schon fix und auch das Double ist noch möglich. Im Pokalfinale in zwei Wochen geht es gegen die Hearts und Celtic ist klarer Favorit. Der Trainerwechsel von Brendan Rodgers zurück zu Niel Lennon hat der Mannschaft also keineswegs geschadet – ganz im Gegenteil, sie wirkt stabiler als zuvor. In der Liga ist Celtic mittlerweile seit 15 (!) Spielen ungeschlagen. Die letzte Niederlage kassierte man aber ausgerechnet gegen die Rangers – am 29.12.2018.
Mit den vier Pokalspielen dazu, ist Celtic in allen nationalen Pflichtspielen ungeschlagen. Einzig in der Europa League musste man drei Niederlagen, inklusive des Ausscheidens gegen den FC Valencia, hinnehmen. Dementsprechend ist auch das Selbstverständnis der Hoops. Sie gehen, auch auswärts, als Favorit ins Spiel und werden versuchen möglichst dominant aufzutreten. Angesichts der deutlich höheren individuellen Qualität muss das aber auch der Anspruch sein.
Diese Qualität leidet allerdings ein wenig unter den Ausfällen. Mit Dedryck Boyata, Kieran Tierney und Ryan Christie fallen gleich drei ganz interessante Spieler aus. Linksverteidiger Tierney ist ein riesiges Talent und einer der besten Spieler der Mannschaft und Offensivspieler Christie ist mit neun Toren und sechs Vorlagen in der Liga auch einer der gefährlichsten Spieler Celtics. Ihre Abwesenheit wird Neil Lennons Mannschaft wehtun.
Offensiv liegt die Verantwortung daher umso mehr auf den Schultern des jungen Stürmers Odsonne Edouard. Der 21-jährige Franzose ist mit 14 Saisontoren der beste Schütze der Mannschaft und dürfte auch gegen die Rangers als Solo-Spitze beginnen. Die Rangers sind sowas wie ein Lieblingsgegner für ihn, in den bisherigen drei Spielen traf er viermal gegen sie, nur gegen Motherwell hat er eine bessere Quote. Auf ihn sollte man also definitiv ein Auge haben.
Aber auch James Forrest verdient ein gehöriges Maß an Aufmerksamkeit. Mit 11 Toren und 12 Assists ist er der Top-Scorer seiner Mannschaft. Ihn darf man außerdem schon jetzt guten Gewissens als Celtic-Legende bezeichnen – er ist seit 2003 im Verein und kommt schon auf über 200 Erstliga-Einsätze für seinen Verein. Nicht weniger legendär ist Kapitän Scott Brown, der auch am Sonntag im defensiven Mittelfeld aufräumen wird und für seine harte Spielweise bekannt ist. Er wird sicherlich von selbst auf sich aufmerksam machen.
Das Duell am Sonntag wird sicherlich genauso intensiv geführt werden, wie die bisherigen drei Duelle in dieser Spielzeit. Da Derbys ja bekanntlich ihre eigenen Gesetze haben, darf man die Tabellensituation auch getrost ausblenden, zumal sie ja auch keine Rolle mehr spielt. Die Rangers haben sicherlich Wut im Bauch, einen guten Lauf im Rücken und im heimischen Ibrox Stadium ohnehin eine breite Brust. Celtic ist allerdings nicht minder gut in Form und marschiert bisher regelrecht durch das Jahr 2019. Die höhere individuelle Qualität spricht zudem für die Gäste. Es erwartet uns also einmal mehr ein extrem spannendes und sicherlich hart umkämpftes Duell mit einem sehr offenen Ende.
Rangers Football Club: Foderingham – Tavernier, Katic, Goldson, Flanagan – Jack, Kamara – Davis – Kent, Defoe, Arfield
The Celtic Football Club: Gordon – Lustig, Simunovic, Ajer, Izaguirre – Brown, McGregor – Forrest, Rogic, Sinclair – Edouard
(Photo by Mark Runnacles/Getty Images)