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Niklas Levinsohn·23. Juni 2021

One Punch László: Der Ungar, der Deutschland auf die Bretter schickt?

Artikelbild:One Punch László: Der Ungar, der Deutschland auf die Bretter schickt?

Deutschland geht als großer Favorit in das letzte Gruppenspiel gegen Ungarn. Die Gäste haben allerdings einen Mann dabei, der schon N’Golo Kanté in den Schatten gestellt hat.

Kann László Kleinheisler schauspielern? Wir zumindest könnten ihn uns gut als Kleinganoven in einem Guy Ritchie-Film vorstellen. Vielleicht ein Amateurboxer, der sich mit illegalen Kämpfen in irgendwelchen Hinterhöfen über Wasser hält. Ein untersetzter Typ mit mehr Nacken als Hals, der tief drinnen ein herzensguter Kerl ist. Der aber eben auch einen Dampfhammer in der Faust hat, mit dem er aus stehenden Gegnern in Sekundenbruchteilen liegende Gegner macht. Ungarns Antwort auf „One Punch Mickey“, wenn man so will.


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Nun aber zurück in die Realität. László Kleinheisler ist weder Schauspieler noch Amateurboxer, sondern Fußballspieler. Ein eher durchschnittlicher Fußballspieler, das würde der 27-Jährige wohl auch selbst so unterschreiben. Werder Bremen verpflichtete den damals noch jungen Mittelfeldmann im Januar 2016 für schlappe 250.000 Euro. Kleinheisler kam nicht über sieben Einsätze hinaus. Auf Leihbasis schlug er in der Folgesaison noch für ein halbes Jahr in Darmstadt auf, dann war das Kapitel Deutschland für den bulligen Rotschopf beendet.

Viel gesprochen hat Kleinheisler während seiner Stippvisite in der Bundesliga nicht. Auf dem YouTube-Kanal des ‚Weser-Kurier‘ findet sich noch ein Video aus dem Februar 2016, in dem der Ungar in der Mixed Zone die Fragen einiger Journalisten beantwortet. „Ich bin ein Kämpfer, habe schon früher als kleiner Junge gekämpft. Ich bin bissig und so ist mein Stil“, klärte Kleinheisler damals über seine Art des Fußballspielens auf.

Seine Karriere las sich die längste Zeit allerdings mehr als Flucht denn als Kampf. Kaum ein Klub, für den Kleinheisler länger als ein Jahr spielte. Bis er vor zweieinhalb Jahren seinen Vertrag in Astana auflöste und sich dem kroatischen Erstligisten NK Osijek anschloss. Dort erlebte der Rechtsfuß in der abgelaufenen Saison das stärkste Jahr seiner Karriere. Mit sechs Toren und sechs Assists trug er maßgeblich zu Osijeks Vizemeisterschaft bei.

Auffällig daran ist, dass Kleinheisler fünf seiner zwölf Torbeteiligungen allein an den letzten drei Spieltagen einsammelte. Als hätte er genau den richtigen Moment abgepasst, um zu seiner Bestform zu finden. Denn die zeigt Ungarns Dauerläufer zurzeit auch bei der Europameisterschaft. Beim für alle so überraschenden 1:1 im zweiten Gruppenspiel gegen Frankreich machte Kleinheisler das wohl beste Spiel seiner Karriere. Unermüdliche Laufarbeit, nicht kopflos, sondern immer die richtigen Löcher stopfend, und eine kompromisslose Zweikampfführung prägten seinen Auftritt.

Die Auszeichnung als „Man of the Match“ war der verdiente Lohn für den Mann, der N’Golo Kanté wenigstens für fast 90 Minuten wie die französische B-Version von László Kleinheisler aussehen ließ. Und jetzt womöglich dasselbe mit Joshua Kimmich vorhat. „Das alles gibt uns große Kraft für das letzte Gruppenspiel“, blickte Kleinheisler der ‚SZ‘ zufolge nach dem Remis gegen Frankreich bereits auf das Duell mit der DFB-Elf.

Kraft spendete jedoch nicht nur das überraschende Ergebnis, das dem krassen Außenseiter in Gruppe F nach wie vor Chancen aufs Weiterkommen lässt. Es war vor allem das leidenschaftliche Publikum in Budapest, das aus den Spielern von Nationaltrainer Marco Rossi Ungeahntes hervorlockte. In München müssen die Ungarn auf den Rückhalt aus den ersten beiden Gruppenspielen verzichten. Wenn er so spielt, wie er gegen Frankreich gespielt hat, haben sie trotzdem einen zwölften Mann dabei: László Kleinheisler.