Pfanne im Interview: "Schiedsrichter sollten eine Hilfe bekommen" | OneFootball

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·12. Dezember 2025

Pfanne im Interview: "Schiedsrichter sollten eine Hilfe bekommen"

Artikelbild:Pfanne im Interview: "Schiedsrichter sollten eine Hilfe bekommen"

Mit reichlich Oberwasser und einem wortgewandten Kapitän steuert die Hansa-Kogge die Spitzengruppe an. Im Interview mit liga3-online.de spricht Franz Pfanne vom F.C. Hansa Rostock über ein veraltetes Leader-Bild, ein Bank-Geheimnis und die VAR-Debatte innerhalb der 3. Liga.

Kapitän? "Es erfüllt mich mit Stolz"

liga3-online.de: 18 von 24 möglichen Punkten, länger ungeschlagen als jeder andere Drittligist: Steht etwas auf dem Wunschzettel für Weihnachten, was Sie und die Mannschaft sich selbst nicht erfüllen könnten?


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Franz Pfanne: Rein sportlich betrachtet, können wir uns mit dieser Form vieles selbst erfüllen. Darüber hinaus bliebe dann der Wunsch, dass wir von schweren Verletzungen verschont bleiben und mit unserem Kader gesund in die Winterpause kommen.

Von einer Bollwerk-artigen Defensive mit vier Zu Null-Siegen bis zur Effizienz in der Offensive: Die Serie scheint viele Gesichter zu haben. Andere glauben – bei acht Tor-Beteiligungen durch Joker – auch an eine Art Bank-Geheimnis!

Offensichtlich ist es doch nicht so geheim (lächelt). Wenn ich Spieler wie Max Krauß oder auch einen Christian Kinsombi nehme, die du zur 60. oder 70. Minute noch reinwerfen kannst – da vergeht jedem Gegenspieler, der vorher schon viele Kilometer in den Knochen hatte, der Spaß im Eins-gegen-Eins. Auch defensiv und insbesondere auf meiner Position in der Innenverteidigung haben wir eine gewisse Breite, die uns, verbunden mit einem klaren Plan gerade so konstant macht.

Dies führte zu dem Umstand, dass Sie als Kapitän (beim 2:2 gegen SC Verl) auch mal auf die Bank mussten. Konnten Sie die Entscheidung einfach so wegstecken?

Diese Denkweise, dass der Kapitän immer und in jeder Situation gesetzt sein muss, ist ein Stückweit veraltet. Wenn ich über den Tellerrand blicke, beispielsweise zu Rot-Weiss Essen, hat der Kapitän dort auch keine Startelf-Garantie. Da ich jedoch auch von meinen Mitspielern aktiv einfordere, dass sie keine schlechte Stimmung verbreiten, wenn sie nicht von Anfang ran dürfen, gehe auch ich professionell damit um.

Schon bei Ihrer vorherigen Station Borussia Dortmund II trugen Sie als unumstrittener Leader die Binde. Kapitän der Kogge zu sein, ist vielleicht noch mal eine andere Welt, oder?

Klar, merkst du bei diesen Rollen gewisse Unterschiede. Als erfahrener Spieler bei einer U23 braucht es mal ein paar mehr Streicheleinheiten in der Kabine. In Rostock bin zwar immer noch älter als die meisten Teamkollegen. Doch Präsenz sowie Emotionalität und Spannungen im Umfeld spielen eben eine enorme Rolle. Es erfüllt mich mit Stolz, hier schon im zweiten Jahr als Kapitän aufzulaufen und gerade nur den positiven Einfluss dieser Faktoren zu spüren.

"Trainerwechsel wäre das komplett falsche Signal gewesen"

Erntet Rostock nicht zuletzt den Lohn dafür, im September nicht reflexartig gehandelt zu haben? Wo bereits sechs andere Teams die Karte Trainerwechsel gezogen haben, blieb Daniel Brinkmann im Amt und verdiente sich mit der Serie sogar eine Vertragsverlängerung.

Einmal umgekehrt betrachtet: Ein Trainerwechsel wäre das komplett falsche Signal gewesen – auch generell an jungen Trainer, die in der 3. Liga ihre ersten Schritte im Profibereich machen. Unsere Klubführung hat sich da glücklicherweise nicht von rechts und links treiben lassen und auch gemerkt, dass uns in dieser Phase ein offensiver Schlüsselspieler nach dem anderen weggebrochen war. Stattdessen wurde mit Emil Holten, der als ausländischer Spieler verständlicherweise etwas mehr Eingewöhnungszeit gebraucht hat, nachgebessert und Daniel Brinkmann bekam die Chance zu zeigen, was er mit dieser Mannschaft in Bestbesetzung möglich ist.

War die Umstellung des Trainers auf ein 4-3-1-2-System mit Blick auf die Erfolgsserie eher Beiwerk?

Rückblickend würde ich es auf etwa 50:50 zwischen der Rückkehr von Spielern wie Ryan Naderi und dem neuen System beziffern. Es hilft uns schon in dieser Ausrichtung, einen weiteren Offensivspieler auf dem Feld zu haben. Jetzt müssen wir nur dafür sorgen, dass wir bei einem 4er-Wert an xGoals wie im Aachen-Spiel (2:2, Anm. d. Red.) auch als Sieger vom Feld gehen. Intern betonte ich es so oft: Auf Dauer kann uns so eine Effizienz killen.

Heißer denn je wird nunmehr über die Schiedsrichter debattiert. Braucht die 3. Liga als Profi-Liga mittelfristig den Video Assistant Referee (VAR)?

Ich verfolge diese Debatte sehr gespannt – inklusive den Einschätzungen und Analysen von Babak Rafati auf liga3-online.de nach den Spieltagen. Auf dem Platz erwarten alle stets eine schnelle Entscheidungsfindung. Da nehme ich mich selbst nicht aus, wenn ich an die Elfmeter-Szene in Regensburg denke. Unabhängig, ob VAR oder auf anderem Wege, ist meine Meinung: Die meist jungen Schiedsrichtern in der 3. Liga sollten eine Hilfe bekommen.

Bei einer Umfrage in unserer Community sprachen sich 66 Prozent von etwa 2500 Teilnehmenden pro VAR aus. Sehen Sie Alternativen zum VAR?

Generell müssen wir schauen, was mit den jetzt schon vorhandenen Ressourcen an Hilfe möglich ist. Die vom Aachener Spieler Bentley Baxter Bahn eingeworfene Idee mit einem Tablet für den 4. Offiziellen am Spielfeld fand ich recht charmant. Auch eine Art Challenge-Möglichkeit durch die Trainer kann ich mir für eine Liga, die eine Vielzahl von Profiklubs hat, vorstellen

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