Österreichische Fußball-Bundesliga
·25. April 2023
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25. April 2023 in ADMIRAL Bundesliga
2013 war das Jahr des Philipp „Pipo“ Hosiner. Mit 32 Toren schoss er die Wiener Austria zum letzten Meistertitel, der nicht an Red Bull Salzburg ging, und krönte sich selbst zum Torschützenkönig der ADMIRAL Bundesliga. Im „Legenden-Talk“ spricht der 33-Jährige über seine möglichen Nachfolger und die Kunst des Toreschießens.
Pipo, hast du mitbekommen, dass der Name Hosiner in den letzten Wochen wieder öfter zu lesen war, weil es nach deinem Titel 2013 erstmals wieder einen österreichischen Torschützenkönig geben könnte?
Ja, ich habe das verfolgt. Da werden natürlich schöne Erinnerungen wach. Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauern könnte. Worauf ich in den letzten Jahren schon manchmal geschaut habe, ist, dass keiner mehr meine 32 Tore erreicht hat, obwohl es einige Male knapp war. Nachdem es auch dieses Jahr nicht so ausschaut, könnte die Marke vielleicht noch ein paar Jahre halten.
Nach dem China-Transfer von Markus Pink ist mit Guido Burgstaller allerdings nur noch ein österreichischer Anwärter im Rennen. Ihr kennt einander vor allem als Gegner?
Nicht nur, wir waren gemeinsam im Nachwuchs-Nationalteam und in einem der ersten Lehrgänge sogar Zimmerpartner. Wir kennen uns auch ganz gut durch unseren gemeinsamen Freund Alex Grünwald. Aber ja, meistens waren wir Gegner. Dass er jetzt Torschützenkönig werden könnte, überrascht mich nicht. Er hat eine hohe Qualität, die er konstant abrufen kann, er zieht seinen Stil durch. Früher ist er bei Rapid noch mehr über den Flügel gekommen, in Deutschland ist er auch zum Mittelstürmer gereift. Ich habe großen Respekt vor seiner Karriere, er hat überall seine Tore geschossen, auch bei Schalke in der Bundesliga.
Du bist sogar zwei Wochen jünger als er. Geht sich so eine triumphale Rückkehr für dich auch noch aus?
Das kann man als Fußballer nie ausschließen. Das Ziel ist schon, irgendwann zurückzukommen. Ob es schon im Sommer sein wird oder erst in einem Jahr, wird sich zeigen. Ich würde auf jeden Fall auch in Österreich weiter Fußball spielen, weil ich wie der Burgi körperlich topfit bin. Ich hatte zwar einmal Pech mit einer schweren Krankheit, ansonsten bin ich von Verletzungen aber Gott sei Dank verschont geblieben. Solange es mir Spaß macht, will ich weiter spielen.
Reden wir über Burgstallers Konkurrenten: Sesko (14 Tore), Nakamura und Baribo (je 13) sind ihm auf den Fersen. Hat auch Tabakovic (12 Tore) noch eine Chance?
Tabakovic hat einen Lauf, der könnte Burgi schon noch gefährlich werden. Wenn er als Austrianer den Titel holen könnte, würde ich mich am meisten freuen. Ich habe ihn zuletzt im Derby gesehen, da hat er ein sehr gutes Spiel gemacht. Aber natürlich muss man auch noch mit Sesko rechnen. Man weiß ja, wie schnell es gehen kann, wenn die Salzburger es schaffen, in einen Lauf zu kommen und in jedem Spiel wieder drei, vier Tore zu schießen.
Deine Vorliebe für die Wiener Austria ist dir nach dem Meistertitel 2013 auch nach fast neun Auslandsjahren noch geblieben?
Das war einfach der Verein, bei dem ich meine schönsten und größten Erfolge gefeiert habe, mit dem mich am meisten verbindet und zu dem ich immer noch Kontakt habe. Die Austria ist in Österreich ganz klar mein Verein.
Du bist erst ein Jahr nach dem Gewinn der Torjägerkrone ins Ausland gewechselt. Was ist so ein Titel wert?
Du kommst als Torschützenkönig nicht automatisch zu einem Verein in der Deutschen Bundesliga, da gehört schon mehr dazu. Ich habe schon in der Meistersaison gesagt, dass es zwar eine Ehre ist, Torschützenkönig zu sein, aber es braucht immer auch eine Mannschaft drumherum. Die habe ich bei der Austria gehabt. Ich war ja nicht der Typ, der fünf Spieler überdribbelt und dann eingeschossen hat, ich habe meist nur ein, zwei Kontakte gebraucht, um den Ball im Tor unterzubringen. Und ein Näschen dafür, wo der Ball hingehen, wo ein Abpraller landen könnte, habe ich immer gehabt.
Warum müssen wir schon so lange auf einen österreichischen Torschützenkönig warten, warum kommen so wenige Torjäger aus den Akademien?
Für einen Österreicher ist es doppelt schwierig, Bundesliga-Torschützenkönig zu werden, weil für Stürmer das meiste Geld ausgegeben wird. Dadurch hat Salzburg immer Stürmer mit sehr hoher Qualität aus dem Ausland. Und dann haben sie natürlich auch die Mannschaft, die diese Stürmer versorgt. Wenn Salzburg in der Saison 80, 90 Tore schießt, ist klar, dass die Stürmer viele Tore schießen. Wenn dort drei Österreicher stürmen würden, hätten diese wahrscheinlich auch viele Tore. Aber Torjäger sind ja nicht nur in Österreich gefragt, in Deutschland ist es ähnlich. Es gab eigentlich jahrelang keinen echten Mittelstürmer, erst jetzt wieder mit Füllkrug. Die spanischen Klubs, Manchester City, sie sind alle jahrelang ohne Mittelstürmer ausgekommen. Aber jetzt kehrt man wieder zu ihnen zurück. Das schwierigste im Fußball ist das Toreschießen. Es braucht jemand, der nach dem Ballbesitz die Aktion abschließt, einen, der im Sechzehner da ist und ein Näschen hat. Ich bin sicher, selbst Bayern gegen Manchester City wäre mit einem Lewandowski noch einmal spannender geworden.
Hast du Ambitionen, nach der Karriere als Trainer Stürmer auszubilden?
Das wäre naheliegend. Ich werde auf jeden Fall im nächsten Lehrgang die Trainer-Ausbildung machen, also die B-Lizenz für Berufsspieler, die der ÖFB anbietet. Dann würde ich gerne noch bei einem Klub spielen, wo ich nebenbei als Jugendtrainer, Co-Trainer oder Individualtrainer Erfahrung sammeln kann. Aber ich versuche, mich breiter aufzustellen und mache aktuell auch ein Master-Studium im Bereich Business Administration und Sport.
Mit den Kickers Offenbach läuft es derzeit nicht nach Wunsch, wie schlimm ist es, den Aufstieg in die 3. Liga zu verpassen?
Offenbach ist seit Jahren ein schlafender Riese, der eigentlich in die 3. oder sogar 2. Liga gehört. Der Aufstieg wird sich wohl nicht ausgehen, weil wir jetzt fünf Spiele hintereinander nicht gewonnen haben. Worauf wir noch schauen, ist der Hessen-Pokal, weil man dort den Einzug in den DFB-Pokal schaffen kann. Das wäre wichtig, weil das immer schöne Spiele sind.
Die Kickers sind schon deine siebente Station in Deutschland. Wo war’s am schönsten?
Union Berlin ist mir schon nachhaltig in Erinnerung geblieben. Es war extrem geil dort. Mit den positiven Fans, die die Mannschaft immer unterstützen. Es ist schön zu sehen, dass sie den Champions-League-Platz schaffen könnten. Ich weiß, was das für die Fans bedeutet. Ich war zwei erfolgreiche Jahre dort und habe mich super wohlgefühlt. Dresden war auch sehr schön mit dem Aufstieg in die 2. Liga. Schade nur, dass er in die Corona-Phase gefallen ist. Die Meisterfeier mit 30.000 Fans im Stadion wäre noch einmal eindrucksvoller gewesen als sie es im leeren Stadion schon war.
Fotos: GEPA pictures
Redakteur: Horst Hötsch