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·10. Dezember 2025

Pierre Littbarski: „Da wäre ich besser zu Hause geblieben“

Artikelbild:Pierre Littbarski: „Da wäre ich besser zu Hause geblieben“

Kaum ein Spieler verkörpert die goldene Ära des deutschen Fußballs so sehr wie Pierre Littbarski. Er wurde 1990 mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister und avancierte zum Publikumsliebling beim 1. FC Köln. Zudem hatte er in seiner Karriere immer wieder besondere Berührungspunkte mit dem 1. FC Kaiserslautern. Sei es sein Bundesligadebüt gegen den FCK oder das unvergessliche Saisonfinale 1991, als Köln eine wahre Invasion von Lautrer Fans erlebte – Littbarski war immer mittendrin. Im Gespräch mit Treffpunkt Betze blickt er auf diese Momente zurück, erzählt von packenden Duellen und persönlichen Erinnerungen an die Männer mit dem Teufel auf der Brust.

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„Eine absolut beeindruckende Atmosphäre“

Treffpunkt Betze: Obwohl Sie nie für den 1. FC Kaiserslautern gespielt haben, scheinen Sie eine besondere Verbindung zu den „Roten Teufeln” zu haben. Im Sommer 1978 startete Ihre große Profikarriere mit einem Spiel gegen den FCK. Nur gegen Stuttgart standen Sie häufiger auf dem Platz, und gegen keinen anderen Verein haben Sie eine schlechtere Quote. Wie blicken Sie auf die vielen Duelle gegen Kaiserslautern, speziell auf dem Betzenberg, zurück?

Pierre Littbarski: Vor allem mit viel Bewunderung. Zu meiner Zeit hatte der FCK immer eine super Mannschaft mit teils überragenden Einzelspielern. Spieler wie Benny Wendt, Ronnie Hellström, Hans-Peter Briegel, Hannes Riedl oder Stefan Kuntz waren richtig gut, um nur einige zu nennen. Und besonders auf dem Betzenberg haben sie immer aufgedreht. Nirgends trifft die Aussage vom berühmt-berüchtigten 12. Mann besser zu als in Kaiserslautern.

Was von den Rängen auf das Spielfeld getragen wird, ist unheimlich beeindruckend und auf dem Platz zu spüren. Den Lautrern hat man den Push dieser Unterstützung auch immer angemerkt. Generell ist der Betzenberg mit seinen Fans eine besondere Spielstätte. Wenn man sich die Choreografie gegen Hertha BSC Berlin anschaut und darüber nachdenkt, wie viel Arbeit und Hingabe hinter einer solchen Aktion stecken, kann man nur den Hut ziehen. Das war eine absolut beeindruckende Atmosphäre.

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„Wir wurden regelrecht hergespielt“

Treffpunkt Betze: Sie sind unmittelbarer Zeitzeuge eines der größten Tage in der Geschichte des 1. FC Kaiserslautern. Am 15. Juni 1991 kam es am 34. Spieltag zum entscheidenden Auswärtsspiel beim 1. FC Köln, den Sie als Kapitän aufs Feld führten. Es war klar, dass Kalli Feldkamp und seine Mannschaft mit einem Punktgewinn die deutsche Meisterschaft sensationell gewinnen würden. Im Müngersdorfer Stadion waren damals über 40.000 mitgereiste FCK-Fans. Wie haben Sie diese Übermacht vor dem Spiel wahrgenommen, und welche Erinnerungen haben Sie insgesamt an diesen Tag?

Pierre Littbarski: Um es kurz zu machen: An dem Tag wäre ich besser zu Hause geblieben (lacht). Als wir zum Warmmachen rausgekommen sind, war ich mir sicher, dass sich der Busfahrer verfahren haben muss. Das konnte nur das falsche Stadion sein. So viele Gästefans habe ich noch nie irgendwo gesehen, und das ging den Lautrern wohl genauso. Wir mussten selbst punkten, um uns für den UEFA-Pokalwettbewerb zu qualifizieren, aber die Spieler des 1. FC Kaiserslautern waren so angestachelt, die haben uns regelrecht hergespielt. Man kann wohl ganz offen zugeben, dass wir an dem Tag chancenlos waren. Zur Halbzeit stand es bereits 4:1 für den FCK. Am Ende blieb uns nur, den Gegnern beim Feiern zuzusehen, obwohl wir uns am liebsten irgendwo verkrochen hätten.

„Hans-Peter ist ein Schaf im Wolfspelz“

Treffpunkt Betze: Sie waren einer der Ehrengäste, als Hans-Peter Briegel im Rahmen des Heimspiels gegen Hertha BSC Berlin zum Ehrenspielführer des 1. FC Kaiserslautern ernannt wurde. Welche Verbindungen pflegen Sie zu ihm?

Pierre Littbarski: Gegenüber Hans-Peter verspüre ich vor allem ganz viel Respekt. Ich durfte mit ihm über viele Jahre hinweg in der Nationalmannschaft zusammenspielen und habe ihn dort als einen Mitspieler kennengelernt, der mit einer unendlichen Energie gearbeitet und nie schlecht gespielt hat. Den Begriff „Walz aus der Pfalz“ fand ich nie wirklich passend, weil seine fußballerischen Fähigkeiten damit etwas zu kurz kommen. Dazu, und das ist das eigentlich Ausschlaggebende, fasziniert er mich als Mensch. Oft spricht man vom Wolf im Schafspelz, bei Hans-Peter muss man aber fast vom Schaf im Wolfspelz sprechen, und das meine ich überhaupt nicht despektierlich (lacht). Er ist nach außen hin die eisenharte Kampfmaschine, dabei ist er ein ganz lieber Mensch, der immer bodenständig und ohne Allüren geblieben ist.

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