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·27. Dezember 2021
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Die Premier League ist ohne Frage aktuell die beste Liga der Welt. Doch auch hier tummeln sich Spieler, die nicht unbedingt einen geradlinigen Karriereweg hatten. Zwei dieser ungewöhnlichen Karrieren stellen wir genauer vor.
Nicht jeder Profi geht den klassischen Weg durch Nachwuchsleistungszentren und weiß früh, dass er einmal Fußballprofi wird oder die große Chance darauf hat. Der bekannteste dieser Spieler dürfte Jamie Vardy (34) sein. Der Topstürmer von Leicester City kam erst mit 27 Jahren in die Premier League und entwickelte sich seither zu einem der besten Stürmer der letzten zehn Jahre. In der ewigen Torschützenliste der Premier League steht Vardy auf Platz 14. Zwei weitere Spieler sind Max Kilman (24) von den Wolverhampton Wanderers und Michail Antonio (31) von West Ham United.
Max Kilman (24) wurde mit 14 Jahren beim Fulham FC aussortiert, nicht talentiert genug erschien er den Verantwortlichen in der Nachwuchsakademie. Daraufhin fokussierte sich der 1,93 Meter große Kilman auf Futsal, die relativ neue, nicht mit Hallenfußball zu verwechselnde Hallenvariante des Fußballs. Auf dem grünen Rasen spielte der in London geborene Kilman hobbymäßig weiter, bis 2018 tat er dies im Amateurverein Maidenhead United, der in der fünften englischen Liga zuhause ist.
Beim Futsal geht es im Fünf-gegen-Fünf auf zwei 3×2-Meter-Tore, der Ball ist kleiner als der klassische Fußball, es gibt anders als im Hallenfußball keine Bande, der Ball wird eingekickt. Fouls werden wie beim Basketball zusammengezählt, ab dem sechsten Mannschaftsfoul gibt es direkte Freistöße vom Zehn-Meter-Strafstoßpunkt. Dazu gibt es eine Netto-Spielzeit. In dieser Sportart also spielte Kilman für den Verein Genesis und schaffte es schnell zum Nationalspieler, mit 18 Jahren spielte er erstmals für England. Ganze 25 Einsätze stehen insgesamt zu Buche.
Im Sommer 2018 entschied sich Kilman im Alter von bereits 21 Jahren doch noch dafür, es mit einer Karriere als Profifußballer zu versuchen und wechselte am letzten Tag des Transferfensters zu den Wolverhampton Wanderers. Die Wolves waren bereits im Dezember 2016 auf ihn aufmerksam geworden. In einem Futsal-Spiel von England gegen Wales war ein Scout der Wanderers anwesend, diesen beeindruckte die Leistung Kilmans sehr. Seine Futsal-Karriere hängte der Engländer an den Nagel.
In seinen ersten beiden Jahren bei den Wolves sah es nach einem Fehler aus, nur drei Einsätze in der Premier League hatte er im Sommer 2020 auf seinem Konto. Doch dahinter steckte ein Plan. In der U23 war Kilman gesetzt, verhalf der Mannschaft zum Aufstieg in die höchste Spielklasse, der Premier League 2. In seiner zweiten Saison fing Kilman an, auch in der ersten Mannschaft Fuß zu fassen. 18 Spiele, davon 14 über die volle Spieldauer, sind ein beeindruckender Wert. In diesem Jahr ist er nun unumstrittener Stammspieler.
(Photo by Charlotte Tattersall/Getty Images)
Im System von Neu-Trainer Bruno Lage (45) kommt dem Innenverteidiger seine durch das Futsal erlernte Qualität mit dem Ball am Fuß sehr entgegen. Im Spielaufbau ist er ein wichtiger Faktor. Etwas ungewöhnlich ist, dass er als Linksfuß auf der rechten Seite der Dreierkette agiert. Das liegt einerseits daran, dass die beiden anderen Positionen durch Kapitän Conor Coady (28) und Romain Saiss (31) besetzt sind. Andererseits ist Kilman extrem beidfüßig, wodurch ihm die Position durchaus auch liegt . Dazu hat er auch noch das nötige Tempo und eine für seine Größe ungeahnte Wendigkeit.
Seine Leistungen sind derart stark, dass er dem Vernehmen nach inzwischen sogar auf der Liste von Nationaltrainer Gareth Southgate (51) steht. Es könnten also bald zu den Länderspielen für die Futsal-Nationalmannschaft auch noch Länderspiele für die englische Fußballnationalmannschaft dazu kommen. Aufgrund der Entwicklung folgerichtig verlängerten die Wolves seinen Vertrag Anfang November bis 2026.
Die Geschichte von Michail Antonio (31) ist eine sehr bewegte. In einem der ärmsten Stadtteile Londons aufgewachsen, wurde er 2007 im Alter von bereits 17 Jahren von Sebastian Kneißl (38), dem ehemaligen Stürmer und heutigen Experten bei DAZN, in einem seiner Fußballcamps entdeckt. Daraufhin bekam er die Chance, bei Reading FC zum ersten mal in einem Fußballverein zu trainieren. Nach einigen Stationen in der zweiten und dritten Liga wechselte er 2015 zu West Ham United.
Dort wurde er auf fast jeder Position bereits eingesetzt. Die meisten Spiele machte er auf der offensiven rechten Außenbahn, doch auch auf der linken Seite und im zentralen Mittelfeld kam er zum Einsatz. Seine meisten Spiele machte er unter Slaven Bilic (53) als Rechtsverteidiger. Diese Vielseitigkeit war Fluch und Segen zugleich. Zwar bekam er viel Spielzeit, konnte sich aber nie auf einer Position festspielen, da er überall der „Notnagel“ war.
Das änderte sich 2019/20 ab dem Restart nach der Corona-Pause. In allen neun Ligaspielen bis zum Rest der Saison stand er von Spielbeginn an im Sturmzentrum auf dem Feld. Und dass dies seine beste Position ist, sah man mehr als deutlich. In diesen neun Spielen traf er starke achtmal und war einer der Hauptfaktoren, warum es für die Hammers den Klassenerhalt schafften. Zum Zeitpunkt der Unterbrechung stand West Ham nämlich auf Platz 16, am Ende wurde es Rang 15. In den letzten eineinhalb Jahren ging es statistisch ähnlich gut weiter, in 32 Ligaspielen traf er 16-mal und bereitete zehn Treffer vor.
(Photo by Justin Tallis – Pool/Getty Images)
Mit 1,80 Metern ist er nicht der größte Stürmer, ist dafür allerdings sehr bullig und weiß seinen Körper einzusetzen. Dazu ist er überraschend schnell und technisch begabt, trifft immer wieder sehenswert. Gegen Manchester City machte er beispielsweise Anfang letzter Saison ein Fallrückziehertor. In seinem Spiel steckt also immer auch ein Schuss Genialität, der jederzeit hervorkommen kann.
In Sachen Nationalmannschaft hat sich bei Antonio kürzlich ebenfalls etwas getan. Aufgrund seiner Vorfahren hätte er schon immer neben der englischen auch für die jamaikanische Nationalmannschaft auflaufen können. Aus verschiedensten Gründen kam es nie dazu. Bis zu diesem Herbst. Im September wurde er erstmals für die Reggae Boyz nominiert und kam in drei Spielen zum Einsatz. Zweimal traf er dabei, darunter auch ein Traumtor aus 25 Metern gegen die USA. Es war gleichzeitig sein erstes Tor von außerhalb des Strafraums seit sieben Jahren.
(Photo by Michael Regan/Getty Images)