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·22. November 2024
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Die Skybar sollte eine VIP-Attraktion sein, entwickelt sich aber zum Problem – Fotos: skybarbernabeu.com, getty images
Das Estadio Santiago Bernabéu hat im Zuge des mehr oder weniger abgeschlossenen Umbaus neben neuen VIP-Boxen auch einen besonders großen und alles andere als üblichen VIP-Bereich erhalten: die Skybar, die sich auf der Westseite des Stadions von Real Madrid befindet – über der Tribüne, unter dem Dach. Die exklusive Einrichtung verfügt über verschiedene Bereiche: Hier eine Bar mit Hockern, dort Tische zum Speisen, an anderer Stelle wiederum Sitzplatzgelegenheiten im Club-Ambiente – alles natürlich mit Blick auf das Spielfeld in extravaganter Einrichtung. Hierzu schloss Real Madrid mit der Firma Anastia Gourmet Hostelería einen Pachtvertrag für den VIP-Raum ab. Die Vereinbarung gab den Startschuss für einen Bereich, für den der Klub einen Jahresumsatz von mehr als 15 Millionen Euro prognostiziert hatte – eine der ehrgeizigsten Investitionen im Rahmen der Stadionmodernisierung. Real Madrids Auftrag war klar: Die Loge musste vor Saisonende 2023/24 betriebsbereit sein, wobei die Taylor-Swift-Konzerte (29. und 30. Mai 2024) das erste Großereignis sein sollten, das in der Skybar ausgerichtet werden sollte. Seitdem sind jedoch beinahe sechs Monate vergangen und die Superbox bleibt weiterhin geschlossen.
Anastia, der Pächter, hat nicht nur gegenüber dem Verein einen eklatanten Vertragsbruch begangen, indem es die geplanten und zugesicherten Eröffnungsfristen nicht eingehalten hat, sondern ist inzwischen scheinbar auch hochverschuldet. So hat die MARCA berichtet, die Unternehmensgruppe habe Schulden in Höhe von fast vier Millionen hat Euro bei verschiedenen Lieferanten und Firmen, die mit der Ausführung der Arbeiten an der Skybar beauftragt waren.
Von Anfang an baute Anastia scheinbar auf das Prestige und die Strahlkraft von Real Madrid, um Vertrauen bei den Lieferanten, globalen Brands und Fachleuten zu gewinnen, die an dem Projekt beteiligt waren. So sollen Lieferanten, die auf die schnelle Eröffnung der Räumlichkeiten und den Ruf des Vereins vertrauten, große Geldsummen vorgestreckt, und zahlreiche Marken und Unternehmen Vorauszahlungen geleistet haben, um Präsenz in den Räumlichkeiten und in der Umgebung zu erhalten. Allerdings nutzte der Pächter, der gemäß der Vereinbarung mit den Königlichen allein für die Projektleitung zuständig war, diese Mittel wohl nicht zur Deckung der Arbeitskosten. Nachdem die Box fristgerecht fertiggestellt worden war, weigerten sich die Hauptlieferanten, die für den Erhalt der entsprechenden Eröffnungslizenz erforderlichen Unterlagen und Validierungen vorzulegen, und wollen dies weiterhin nicht tun, solange die besagten Schulden nicht komplett beglichen sind.
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Mit Real Madrid und dem Bernabéu als Garantien war es für Anastia nicht schwierig, die besten Lieferanten für die Ausführung der Arbeiten zu engagieren sowie potente Geldgeber für das ehrgeizige Projekt zu finden. So sollen globale Marken wie Heineken, Schweppes und andere mehr als jeweils eine Million Euro bereitgestellt haben, um in der Skybar präsent zu sein – obwohl die Königlichen bereits einen Vertrag mit der Konkurrenz, Mahou, einem Sponsor des Vereins, der einen weiteren Raum im Stadion gepachtet hat, unterzeichnet hatten. Insgesamt konnte Anastia durch die von diesen Unternehmen vorgestreckten Gelder vier Millionen Euro einnehmen – ein Betrag, der nie zur ordnungsgemäßen Finanzierung der Arbeiten oder zur Bezahlung der verschiedenen Lieferanten verwendet wurde, die ihrerseits eigenes Geld vorgestreckt hatten, um die gesetzten Fristen einzuhalten. Der Verdacht der Betroffenen, Opfer einer Betrugsmasche geworden zu sein, scheint jedenfalls nicht ganz unberechtigt.
Obwohl Real Madrid zweifelsfrei zu den Geschädigten gehört, ist der Verein an der Misere nicht ganz schuldlos. Obwohl sich Unternehmen und Restaurantgruppen mit anerkanntem Ruf in der Branche an der Skybar-Ausschreibung beteiligt hatten, beschloss der spanische Rekordmeister, die Konzession an Anastia zu vergeben, ein laut MARCA neu gegründetes Unternehmen mit einem Stammkapital von knapp 3.000 Euro und ohne jegliche Referenzen. Nachdem der Klub im vergangenen Sommer vom Pächter eine sofortige Lösung der Probleme forderte, betrat ein weiteres Unternehmen die Bühne: Die Jerezano García-Delgado-Gruppe stieg in das Skybar-Geschäft ein und erwarb 51 Prozent des Projekts von Anastia für einen Betrag von 250.000 Euro, verbunden mit der Zusage, sechs Millionen Euro innerhalb von maximal 30 Tagen zuzuschießen. Mit dem Geld sollten Zahlungsverpflichtungen gegenüber Lieferanten beglichen werden, doch dies sei bis heute nicht passiert.
Tatsächlich soll die Delgado-Gruppe einen Monat nach der Übernahme der Projektanteile sogar eine Versteigerung des Unternehmens und der Skybar an Dritte im Wert von 20 Millionen Euro gestartet haben, um die ursprüngliche Investition zu vervielfachen. Daraufhin machte sich Real Madrid daran, den Mietvertrag sofort zu kündigen. Über seine Rechtsabteilung forderte der Verein die freiwillige Überlassung des Raums und teilte die Kündigung des Vertrags mit, wodurch Anastia-Mitgliedern monatelang der Zutritt zur zehnten Etage des Stadions, wo sich die Skybar befindet, verwehrt wurde. Die Anastia-Gruppe konterte, indem sie eine Klage gegen den Verein auf 16 Millionen Euro einreichte und dem Klub vorwarf, ihnen die Nutzung eines Raums zu verwehren, den sie wohl als ihren eigenen betrachteten – trotz der Tatsache, dass sie verschiedenen Unternehmen, die an den Arbeiten beteiligt waren, mehr als vier Millionen schulden.
Nach derzeitigem Stand bleibt die Skybar jedenfalls weiterhin geschlossen, und Partys und unzählige Monate im Voraus geplante Events werden weiterhin verschoben, während Real Madrid bereits alle rechtlichen Mechanismen in Gang gesetzt hat, um das Problem zu lösen und die VIP-Superbox so schnell wie möglich in Betrieb zu nehmen. Der Raum soll vollständig zur Eröffnung bereit sein, außerdem sollen etliche zahlungskräftige und renommierte Unternehmen ihre Angebote auf den Tisch gelegt haben, um die Verwaltung der Skybar zu übernehmen. Nach den bisherigen Erfahrungen sollten Florentino Pérez und Co. dabei allerdings sehr sorgfältig und behutsam vorgehen, wenn eine der großen Bernabéu-Attraktionen bald Realität werden soll.
Denn so reiht sich jetzt auch dieses Prestigeprojekt in die „Pleiten, Pech und Pannen“-Serie der Blancos ein: Von explodierten Kosten und verlängerten Umbauzeiten mal abgesehen, ist durch die teilweise nicht wie präsentierte aber jetzt quasi fertiggestellte Außenfassade, den Protest der Anwohner und dadurch verschobene Konzerte sowie abgebrochene Bauarbeiten am Parkhaus, der Ruf von Real Madrid und Bau-Experte Florentino Pérez etwas in Ungnade gekommen.
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