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·26. Juli 2020

Publikumsliebling: Deshalb ist die Personalie Gacinovic so sensibel

Artikelbild:Publikumsliebling: Deshalb ist die Personalie Gacinovic so sensibel

Wie wird ein Spieler eigentlich Publikumsliebling? Dafür gibt es verschiedene Faktoren, die über reine Scorerwerte hinausgehen. Mijat Gacinovic etwa hat diesen Status bei den Fans von Eintracht Frankfurt, obwohl der Serbe sportlich nicht immer überzeugt. Sobald Abgangsgerüchte aufkommen, reagiert der Anhang genervt. Woran das liegt? Eine Analyse.

Aus Frankfurt berichtet fussball.news-Reporter Christopher Michel


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#TeamGacinovic - das Hashtag wurde auf der Onlineplattform Twitter rasch kreiert, nachdem Gerüchte über einen möglichen Abgang von Mijat Gacinovic auftauchten. "Gacinovic verkaufen???? Im Ernst??? Nieeemaaallsss!!!" lautete nur eine Reaktion. Der Serbe ist sehr beliebt beim Anhang, auch Hinweise auf seine fehlende Effizienz werden mit Verweis auf Laufstärke und Engagement weggewischt. Um diese Sicht zu verstehen, bedarf es eines Rückblicks.

Mann für die besonderen Momente: Gacinovic gegen Nürnberg, ...

Als Gacinovic im Sommer 2015 für rund 1,25 Millionen Euro zu den Hessen wechselte, war der Kader qualitativ längst nicht mit der aktuellen Mannschaft zu vergleichen. Der damals noch 20-Jährige Offensivmann galt als Hoffnungsträger und wurde nach Meinung der Fans viel zu langsam von Ex-Trainer Armin Veh an die Startelf herangeführt. Im Mai 2016 machte sich Gacinovic für die Anhänger schon unsterblich, mit Tor und Vorlage verhinderte er in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg (1:1/1:0) den Abstieg beinahe im Alleingang.

... Berlin und Rom

Weitere tolle Momente verbinden die Fans mit dem Mittelfeldmann: Etwa den endlos wirkenden und sich tief ins Gedächtnis prägenden 70-Meter-Lauf im DFB-Pokal-Finale in Berlin gegen den FC Bayern München (3:1) oder sein Traumtor in Rom (2:1), das den Weg zum Europa-League-Rekord (alle sechs Gruppenspiele gewonnen) ebnete. Der Wert von Gacinovic für die Eintracht wird eher in emotionalen statt in sportlichen Werten gemessen.

Seit bald drei Jahren kein Bundesligator mehr

Normalerweise werden von Offensivkräften Tore und Vorlagen en masse erwartet, eine Partie ohne Beteiligung ist eigentlich zu wenig. Bei Gacinovic stehen nach 157 Pflichtspielen nur 28 Scorerpunkte auf dem Zettel. Das letzte Bundesligator? Es datiert vom 12. Dezember 2017 (!) beim 2:1-Sieg in Hamburg - die Durststrecke beträgt somit bereits 67 Partien.

Gacinovic trotzdem nicht automatisch ein Verkaufskandidat

Ist Gacinovic somit automatisch ein Verkaufskandidat, vor allem nach den Aussagen der Verantworlichen zu den Finanzen des Klubs? Mit Blick auf die Werte kann die Antwort nur ja lauten. Doch dann gibt es die sogenannten Soft-Skills eben auch im Fußball. Sein Verhalten im Spiel gegen den Ball ist vorbildlich, er lässt sich nie hängen, mit seinen Deutschkenntnissen beeindruckt er nicht nur die Medienwelt. Sein Wort hat in der Kabine Gewicht, er ist ein stiller Leader, der dennoch klare Botschaften versenden kann. Führungsspieler wird so etwas gerne genannt und als solcher will Gacinovic nach fussball.news-Informationen intern auch wahrgenommen werden.

Apollon noch beteiligt bei Weiterverkauf

Auch mit Blick auf die Finanzen muss sich die Eintracht deshalb insgesamt die Frage stellen: Ab wann lohnt ein Verkauf? Ex-Klub Apollon, über die der Transfer geregelt wurde, sind noch mit 50 Prozent laut einer Spiegel-Recherche aus dem Winter 2016 beteiligt. Der Marktwert wird aktuell auf rund sieben Millionen Euro geschätzt, den Hessen blieben somit 3,5 Millionen Euro. Sie hätten aber einen Publikumsliebling und in der Mannschaft gemochten Spieler abgegeben. Lohnt sich dieser Abgang?

Gacinovic braucht eine klare Position

Dabei muss die Sicht des Spielers berücksichtigt, eine Rolle definiert werden. Auf der Ersatzbank kann sich Gacinovic nicht weiterentwickeln, doch die Rolle als Offensivkraft hilft ihm nicht weiter. Besser wäre es, ein klares Profil für Gacinovic zu finden und voll darauf zu setzen! Seine wohl stärkste Phase hatte er nämlich unter Ex-Coach Niko Kovac, der ihn in der Rückrunde der Spielzeit 2016/17 im zentralen Mittelfeld mit defensiver Orientierung auflaufen lief. Im DFB-Pokal-Finale gegen Borussia Dortmund (1:2) überragte er in dieser Rolle, bereitete das zwischenzeitliche 1:1 durch Ante Rebic vor und legte auch den Pfostentreffer von Haris Seferovic auf. Möglicherweise würde dem als Flügelspieler geholten Gacinovic eine klare Aussage zu seiner Rolle helfen und ihm die Angst vor dem Tor nehmen. "Ich habe bei der Eintracht alles, was ich brauche, um ein besserer Spieler zu werden", sagte Gacinovic im Januar 2019 in einem Interview mit fussball.news. Es wäre falsch, diese Treue zum Klub zu unterschätzen.

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