Rekorde, Konkurrenzkampf und Kiel im Blick | OneFootball

Rekorde, Konkurrenzkampf und Kiel im Blick | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: MillernTon

MillernTon

·8. April 2025

Rekorde, Konkurrenzkampf und Kiel im Blick

Artikelbild:Rekorde, Konkurrenzkampf und Kiel im Blick

Aus einem rekordträchtigen Spiel holt der FC St. Pauli „nur“ einen Punkt, freut sich aber über die Entwicklung, den vollen Kader und blickt mutig auf das Kiel-Spiel.(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Es ist ein beeindruckendes Spiel gewesen, welches der FC St. Pauli am Sonntag ablieferte. Vieles erinnerte an die Vorsaison: Die Selbstverständlichkeit, mit der die FCSP-Spieler ihr Vorhaben durchzogen. Und das ungeachtet der Tatsache, dass sie zwischendurch in Rückstand gerieten. Dann noch die offenen und anerkennenden Worte des gegnerischen Trainers, der eingestand, dass sein Team eigentlich überhaupt keine Chance hatte. Dass am Sonntag der Tabellenfünfzehnte. gegen den Tabellensechsten spielte, hätte man sich angesichts des Spiels denken können. Doch dann zumeist mit dem Trugschluss, dass der FC St. Pauli auf Tabellenplatz sechs stehen würde.


OneFootball Videos


Noch nie so viele Abschlüsse des FC St. Pauli

Auch in den Zahlen lässt sich die Dominanz des FC St. Pauli beim Spiel gegen Borussia Mönchengladbach ablesen. Der Ballbesitzanteil war mit 65,4 Prozent so hoch wie nie in dieser Saison (bisher war das Auftaktspiel gegen Heidenheim mit 59,9 Prozent Rekord). Die 38 Ballkontakte im gegnerischen Strafraum sind ebenfalls Rekord für den FCSP, lösen die 30 aus der Partie gegen Leipzig am 4. Spieltag ab. Das hohe Pressing des FC St. Pauli machte sich auch ganz direkt bezahlt: 24 Ballgewinne im gegnerischen Drittel sind Saisonrekord.

Nicht zuletzt ist die Anzahl an Schüssen mit 27 ein Rekord. In dieser Saison hatte der FC St. Pauli zuvor gegen Eintracht Frankfurt die meisten Abschlüsse (19) zustande gebracht. 27 Abschlüsse sind aber noch einmal eine ganz andere Marke. Es gab in dieser Saison genau drei Clubs, die diese Marke je einmal übertroffen haben: Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt und der FC Bayern München. Der FCSP rangiert jetzt knapp dahinter mit den viertmeisten Schüssen in einer Partie dieser Bundesligasaison.Auch letzte Saison kam der FC St. Pauli nicht an diese Zahl heran. Zweimal gab es 26 Abschlüsse (gegen Magdeburg und Delmenhorst). Und sowieso: Seit die Schuss-Statistiken von Wyscout erfasst werden (15/16) hat der FC St. Pauli nie 27 Abschlüsse in einem Spiel produziert – dass dieser Rekord in einem Bundesligaspiel gegen Mönchengladbach fällt… nun… damit war nicht unbedingt zu rechnen.

„Das war überragend“

Und ja, es muss hier einmal ausgeschrieben werden: So spielt kein Absteiger! Alexander Blessin fand nach Abpfiff viele positive Worte zum Spiel des FC St. Pauli: „Wie wir in den Phasen nach Ballverlusten gearbeitet haben, das war überragend. Wir haben Gladbach keine spielerische Möglichkeit gegeben, da haben wir ihnen den Spaß genommen, den Zahn gezogen.“ Doch was man bei all der Lobhudelei nicht vergessen darf: Vielleicht spielt ein Absteiger doch so. Denn auch wenn es sich nach dem späten Ausgleich vielleicht ein wenig so anfühlen mag: Der FC St. Pauli hat dieses Spiel nicht gewonnen, trotz drückender Überlegenheit. Und man mag sich gar nicht ausmalen, wie diese Partie eingeordnet werden würde, wenn der Ausgleich nicht noch gelungen wäre.

Eric Smith auf neuer/alter Position und neuem Level

Für Eric Smith wäre es nicht weniger als „horrible“ gewesen, wenn man diese Partie ohne Punktgewinn beendet hätte, er ergänzte aber auch: „Wir hätten ganz eindeutig drei Punkte verdient gehabt.“ Daran hat Smith einen alles andere als unerheblichen Anteil. „Eric war gestern auf einem anderen Level, vermutlich besser als alle anderen“, erklärte Jackson Irvine am Montag in der Medienrunde und setzte dann zu einem großen Loblied an: „Wenn er auf diesem Level spielt, dann ist er unkontrollierbar für den Gegner, dann dominiert er alle Aspekte des Spiels. Wenn er so drauf ist wie zuletzt, dann ist er das Zentrum von allem, was uns stark macht mit dem Ball.“

Für Smith selbst ist dabei auch das Verhalten von Hauke Wahl mitentscheidend, mit dem er sich immer wieder die Positionen teilte. Er erklärt: „Howie und ich sind sehr frei in unseren Entscheidungen, wann wir vorrücken. Wir spielen ähnlichen Fußball. Wir wissen, was der andere denkt. Das passt gerade sehr gut und es ist schwer für die Gegner, da eine Lösung zu finden, wenn wir die Positionen immer wechseln.“ Da Wahl und Smith nun beide im Zentrum agieren und ihre Stärken klar im Aufbauspiel haben, befruchtet sich das aktuell sehr gut. Schon gegen Hoffenheim, Wolfsburg und Mainz konnte dieses Duo dominante Akzente setzen. Gegen Mönchengladbach waren sie der Hauptgrund, warum der FC St. Pauli nicht nur direkt nach Ballgewinnen, sondern auch in strukturierten Ballbesitzphasen so stark war. Wohl dem, der entschied, dass beide ins Zentrum gehören!

Erfreulich viele Optionen in der Offensive

Zwar schwirrt das Thema „wenig Torgefahr“, insbesondere nach nur einem Treffer aus 27 Abschlüssen, weiter rund um den FC St. Pauli herum, aber das Team hat sich offensiv klar verbessert. Nachdem man vier Spiele in Serie zu Null verlor (Summe xG: 2,67), gab es nun erstmals in dieser Saison vier Spiele in Serie mit eigenem Torerfolg (xG: 5,83). Und diese wiedererstarkte Offensive geht nicht zu Lasten einer labileren Defensive. Der gegnerische xG-Wert der letzten vier Partien liegt bei 4,84, jener der vier Partien davor bei 7,77, ist also sogar gesunken.

Es geht also in die richtige Richtung beim FC St. Pauli. Das gilt auch für die personelle Situation. Denn dass der FCSP tief in der zweiten Hälfte gegen Mönchengladbach nochmal richtig aufdrehen konnte, lag zu einem nicht unerheblichen Teil auch daran, dass mit Johannes Eggestein, Dapo Afolayan und Morgan Guilavogui zehn Ligatreffer eingewechselt wurden. Es kam richtig Qualität von der Bank, mit einer guten Energie, wie Blessin nach Abpfiff betonte. Dabei erwähnte der FCSP-Chefcoach aber auch explizit, dass es Noah Weißhaupt, Elias Saad und Danel Sinani zuvor auch „richtig gut“ gemacht haben. Für Blessin zeigte sich einmal mehr: „Jeder ist wichtig“ und er berichtete von einer sehr positiven Situation: „Wir haben da in der Offensive schon momentan das Gefühl: Wir werfen sie alle in einen Sack und ziehen dann einen raus – und mit niemandem haben wir ein Problem. Ich bin von allen überzeugt. Es ist gut, die Qualität und die Qual der Wahl zu haben.“

Selbstbewusster Afolayan gibt dem Team Chaos

Überzeugt ist Alexander Blessin entsprechend auch von Dapo Afolayan, der mit seinem dritten Saisontreffer den erlösenden Ausgleich gegen Mönchengladbach erzielte. Für Blessin die logische Folge einer guten Trainingsarbeit. Nicht nur, weil er dort gesehen habe, dass Afolayan „unbedingt will“, sondern auch weil der 27-jährige dort unter der Woche genau das getan hat, was der FC St. Pauli am Sonntag benötigte: „Dapo hat es diese Woche schon angedeutet durch seine Leistungen. Er hat im Training zwei Situationen gehabt, wo er von der Halbposition rein- und dann abzieht. Das hat uns in der ersten Halbzeit ein bisschen gefehlt. Das freut mich ungemein für ihn.“

Für Afolayan selbst ist dieser Treffer sicher auch besonders. In der Mixed Zone war schon zu spüren, dass er mit der aktuellen Situation alles andere als zufrieden ist. Afolayan kam in der Rückrunde bisher in zehn von elf Spielen zum Einsatz, stand aber nur gegen Wolfsburg in der Startelf. Er erklärte selbstbewusst: „Ich weiß, dass ich diese Saison gut gespielt habe, wenn ich auf dem Platz stand. Das ist ein Fakt. Ich weiß um meine Qualitäten, ich weiß, dass ich Spiele beeinflussen kann. Es waren schwierige Monate. Weil ein Spieler wie ich spielen will und es auch sollte. Es ist aber die Entscheidung des Trainers und jeder muss sie akzeptieren, auch ich. Das ist wichtig für das Team, inbesondere für die Team-Dynamik.“Für seinen Kapitän Jackson Irvine ist dieses Selbstbewusstsein teilweise hilfreich für das Team: „Wir wissen alle, er ist ein selbstbewusster Typ. Er möchte immer den Ball haben, wechselt dafür die Positionen. Das ist ein bisschen wild, aber wenn du zurückliegst, dann brauchst du so ein individuelles Chaos. Er hat sich das Tor heute verdient.“

Artikelbild:Rekorde, Konkurrenzkampf und Kiel im Blick

Jackson Irvine hob nach Abpfiff das Chaos hervor, welches Dapo Afolayan auf dem Platz beim Gegner verursachen kann. Afolayan selbst brachte durchaus selbstbewusst zum Ausdruck, dass er sich mehr Spielzeit wünscht. // (c) Stefan Groenveld

Eggesteins (Verhandlungs)Position hat sich geändert

Ebenfalls als Joker reingekommen in die Partie ist Johannes Eggestein. Eine Rolle, die für ihn auch weiterhin ungewohnt sein dürfte. Knapp 18 Monate lang war er unangefochtener Stammspieler beim FC St. Pauli. Nun musste er zuletzt mehrfach von der Bank aus zuschauen, was seine Mitspieler auf dem Platz fabrizieren. Eine Rolle, die er zweifelsohne annimmt, die für ihn aber zur Unzeit kommt.

Denn der Vertrag von Johannes Eggestein läuft am Saisonende aus. Lange schien eine Verlängerung des Arbeitspapieres nur eine Frage der Zeit zu sein. Doch nun ließ Eggestein am Sonntag nach Abpfiff durchblicken, dass der FC St. Pauli ihm bisher noch kein Angebot unterbreitet hat („Ich habe das ja schon betont, dass ich mich nicht allzu spät entscheiden will, aber dafür muss ich natürlich dann auch irgendwie was Schriftliches vorliegen haben.“). Eggesteins Verhandlungsposition hat aufgrund der fehlenden Startelfeinsätze allerdings zuletzt auch gelitten. Wie die MOPO erfahren haben will, gab es vor einigen Wochen noch ein Zögern auf Spielerseite bezüglich eines neuen Vertrages. Dieses Zögern gibt es nun wohl beim FCSP. Ausgang offen.

Nicht nachlassen jetzt!

Zurück zur sportlichen Situation des FC St. Pauli: Wie viel dieser Punkt wert ist, wird man natürlich erst am Ende der Saison wissen. Der Abstand nach unten ist nach diesem 28. Spieltag jedenfalls etwas größer geworden, weil Heidenheim und Bochum ihre Spiele verloren (einzig Kiel konnte auch einen Punkt holen) und auch Hoffenheim wieder etwas näher gekommen ist. Die Situation ist mit nun vier Punkten Vorsprung auf Platz 16 (sechs auf Platz 17 – sogar eher sieben, weil das Torverhältnis so viel besser ist) weit weg davon, als komfortabel bezeichnet zu werden. Schrillende Alarmglocken sind aber nicht angebracht.

Um zu verstehen, wie schnell sich diese Situation ändern könnte, reicht ein Blick auf den kommenden Spieltag. Der FC St. Pauli ist zu Gast in Kiel und eine Niederlage dort würde schwer wiegen. Weiterhin zwar fernab von schrillenden Alarmglocken, aber der Abstand nach unten würde sich verringern. Für Alexander Blessin ist das Spiel sowieso mit Druck behaftet, denn: „Wir wollen uns selber unter Druck setzen.“ Beim FCSP ist man sich im Klaren darüber, dass es für Holstein Kiel vielleicht um ein wenig mehr geht (Irvine sprach von einem möglichen ‚win or die‘-Spiel für Kiel), dass eine Niederlage dort die eigene Situation aber auch ein gutes Stück verschärfen würde, was es zu verhindern gilt. Mit dem daraus abzuleitenden Druck kommt der FC St. Pauli aber gut klar, so Blessin: „Wir haben zuletzt auch gezeigt, dass wir mit dem Druck in Spielen gegen direkte Konkurrenten auch umgehen können.“

Zumal dieses Unentschieden gegen Borussia Mönchengladbach dann eben doch etwas mehr wert sein könnte, als nur den einen Punkt für die Tabelle. Für Irvine und Smith ist es ein Ausdruck einer positiven Entwicklung der letzten Spiele, die man aber nahtlos fortführen muss. „Wir bewegen uns wieder in die richtige Richtung mit der Art, wie wir spielen“, so der Kapitän des FC St. Pauli, der dann noch hinterschob „aber wir müssen dranbleiben.“ Smith erklärte: „Wir müssen den Rest der Saison genau so spielen, dann wird alles gut. Wir haben letzte Woche eines der schwersten Auswärtsspiele in ganz Europa bestritten und waren selbst Schuld, dass wir da nichts geholt haben. Wir sind auf einem guten Weg – aber auf dem müssen wir jetzt bleiben.“Nicht nachlassen jetzt!// Tim

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube

// Teile diesen Beitrag mit Deinem Social Media Account (Datenübertragung erfolgt erst nach Klick)

Impressum des Publishers ansehen