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·22. Juli 2024
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Am 2. August startet die 3. Liga in ihre 17. Saison. Wer sind die Aufstiegskandidaten, wer muss um den Klassenerhalt bangen? Wer könnte die nächste Überraschungsmannschaft werden, wer die nächste Enttäuschung? In fünf Teilen nimmt liga3-online.de alle Teams unter die Lupe. Im ersten Teil schauen wir auf die vier Aufsteiger Alemannia Aachen, VfB Stuttgart II, Energie Cottbus und Hannover 96 II.
Ausgangslage: Grenzenlose Euphorie beschreibt am besten, was seit Monaten rund um Alemannia Aachen los ist. Als nach einem wieder mal verpatzten Saisonstart alles den gewohnten Lauf zu nehmen schien, legte der TSV nach einem Trainerwechsel hin zu Heiner Backhaus eine schier unglaubliche Siegesserie hin, die in der Meisterschaft mündete – und die Massen mobilisierte. Knapp 20.000 (!) Anhänger strömten im Schnitt in den Tivoli – gegen Saisonende noch einmal deutlich mehr. Die 3. Liga hat nach elf Jahren Abstinenz einen schlafenden Riesen zurück!
Transfers: Die wichtigste Personalmeldung des Sommers war zweifellos, dass sich Erfolgscoach Backhaus gegen die Avancen aus der 2. Liga und für eine Vertragsverlängerung in Aachen bis Sommer 2027 entschied. Und auch aus der Aufstiegsmannschaft konnten alle Stammspieler von einem Verbleib überzeugt werden – so auch 20-Tore-Mann Anton Heinz. Schwerer als erhofft gestaltet sich allerdings die Suche nach Verstärkungen. Eingeengt von einem aufgeblähten Bestandskader engagierte der TSV zahlreiche Probespieler. Gianluca Gaudino (defensives Mittelfeld), Sohn von Maurizio, konnte sich auf diese Weise für einen Vertrag empfehlen, Patrick Nkoa (Innenverteidigung) soll folgen. Ohne Probetraining verpflichtet wurden Charlison Benschop (Wuppertaler SV), Bentley Baxter Bahn (Waldhof Mannheim) und Leandro Putaro (Arminia Bielefeld), die jede Menge Erfahrung mit an den Tivoli bringen. Neben einigen Neuzugängen aus der Regionalliga West kam außerdem noch Kevin Goden (Waldhof Mannheim), der die Torgefahr erhöhen soll.
Vorbereitung: Die ersten Testspiele verliefen zunächst nicht gerade nach Plan: Nach zwei Niederlagen gegen den Hallescher FC (1:2), und den VfL Bochum (0:1) folgte ein torloses Remis gegen Oberligist Eintracht Trier. Deutlich zufriedenstellender waren da schon die darauffolgenden Tests gegen Oberligist Teutonia Weiden und Regionalliga-Aufsteiger Eintracht Hohkeppel, die die Schwarz-Gelben beide mit 3:0 für sich entscheiden konnte. Zum Abschluss der Vorbereitung wartet am kommenden Wochenende noch ein Testspiel-Doppelpack gegen Roda Kerkrade (2. Liga Niederlande) und die TuS Koblenz (Oberliga) auf die Alemannia.
Prognose: Entscheidend wird sein, inwieweit Aachen die gewaltige Euphorie mit in die Saison nehmen kann. Im besten Fall kann sich der TSV von dieser durch die Spielzeit tragen lassen und so zur Überraschungsmannschaft werden. Allerdings bleibt die Frage, ob die Mannschaft den hohen Erwartungen gerecht werden kann. Tendenziell geht es in Richtung Tabellenmittelfeld. Platz 9-13.
Ausgangslage: Was war das für ein traumhaftes Jahr für die Anhänger des VfB Stuttgart: Die Profis stürmen vom Fast-Abstieg zur Vize-Meisterschaft und die Zweitvertretung entreißt dem Stadtrivalen Stuttgarter Kickers am letzten Spieltag die Regionalliga-Meisterschaft und sichert sich damit die Rückkehr in die 3. Liga. Auch wenn sich die Freude des gemeinen Drittliga-Fans über eine weitere Zweitvertretung in Grenzen halten dürfte – zumal diese ihre Heimspiele im rund 30 Kilometer entfernten Großaspach austragen wird – handelt es sich bei den jungen Schwaben um eine Institution in Liga 3: Stuttgart II war einst Gründungsmitglied der eingleisigen 3. Liga und anschließend acht Jahre Teil des Geschäfts, ehe es 2016 in die Regionalliga ging. Schillernde Namen wie Timo Werner, Antonio Rüdiger, Sven Ulreich, Sven Leno und Rani Khedira liefen einst für die Zweitvertretung der Schwaben in der 3. Liga auf. Welche Jungspunde treten nun in die Fußstapfen der Helden von damals? Kandidaten in der mit Junioren-Nationalspielern gespickten Truppe sind beispielsweise Spielmacher Raul Paula, Rechtsverteidiger Alexandre Azevedo oder Sechser Samuele Di Benedetto.
Transfers: Auf zwei wichtige Säulen der Aufstiegsmannschaft muss Trainer Markus Fiedler künftig verzichten: Torjäger Dejan Galjen (21 Tore) und Taktgeber Laurin Ulrich (10 Vorlagen) überspringen die 3. Liga und schließen sich den Zweitliga-Aufsteigern Regensburg und Ulm an. Ansonsten konnte das Gros an Leistungsträgern im Verein gehalten werden, wenngleich so mancher Shootingstar wie besagter Raul Paula (22 Scorerpunkte in der Aufstiegssaison) auf einen internen Aufstieg in den Profikader spekuliert. Auf der Zugangsseite sind neben vielen internen Transfers mit Michael Glück und Nicolas Sessa auch zwei namhafte Neuzugänge von Drittliga-Konkurrenten zu finden. Das österreichische Abwehrtalent Glück kommt von 1860, während Sessa vom SC Verl zurück in seine Heimatstadt gelockt wurde, wo er die jungen Wilden mit seiner Erfahrung von über 100 Drittliga-Spielen anführen soll.
Vorbereitung: Die Vorbereitung verlief ergebnistechnisch durchwachsen. Gegen die Regionalligisten TSG Backnang (0:0), FC Augsburg II (1:1) und Astoria Walldorf (1:3) gab es zwei Remis und eine Niederlage. Und während die Fiedler-Truppe dem österreichischen Bundesligisten SCR Altach ein 0:0 abknöpfen konnte, setzte es gegen Ligakonkurrent Saarbrücken eine 1:2-Niederlage. Die Generalprobe steigt am kommenden Wochenende gegen den SSV Ulm 1846.
Prognose: Wie groß das Leistungsspektrum von Zweitvertretungen ist, deckte der Rivale aus Freiburg in den letzten beiden Jahren eindrucksvoll auf, als auf die Vizemeisterschaft der sang- und klanglose Abstieg folgte. Wo ist Stuttgart II einzuordnen? Wenn die Truppe ihre Defensive im Vergleich zur Aufstiegssaison stabilisieren kann (50 Gegentore), ist ihr eine gute Rolle zuzutrauen. Platz 11-14.
Ausgangslage: Es war der vielleicht bitterste Abstieg der Drittliga-Geschichte, als Energie Cottbus 2019 trotz 45 Punkten aufgrund der um ein Tor schlechteren Tordifferenz den Gang in die Regionalliga antreten musste. In der Folge scheiterte ein Rückkehrversuch nach dem anderen, oftmals ziemlich knapp. Doch die Mannschaft von Kult-Trainer Claus-Dieter Wollitz ließ sich selbst von einer verlorenen Aufstiegsrelegation nicht unterkriegen und kämpfte sich in der abgelaufenen Saison zum zweiten Mal in Folge zur Meisterschaft. Ein Titel, der dieses Mal mit dem Direktaufstieg die 3. Liga belohnt wurde. Willkommen zurück, Energie Cottbus! Im ersten Jahr nach der Rückkehr, das gleichzeitig das letzte Jahr von "Pele" Wollitz als Cheftrainer darstellt, da der 59-Jährige nach der Saison in die Führungsebene wechseln will, gilt einzig und allein der Klassenerhalt. Ein Ziel, mit dem sich die meisten Aufsteiger aus der Regionalliga Nordost in der jüngeren Vergangenheit schwergetan haben.
Transfers: Schmerzhaft ist der Abgang von Top-Torschütze Tim Heike (21 Tore), den es nach Ingolstadt verschlägt. Der Ersatz für Heike hat es aber in sich: Tolcay Cigerci, der einst im Trikot von Viktoria Berlin die Abwehrreihen der 3. Liga mächtig aufwirbelte, kommt von der VSG Altglienicke – ohne Frage der Top-Transfer der Lausitzer. Neben Heike gilt es allerdings auch Innenverteidiger Jonas Hildebrandt zu ersetzen, der seine Karriere im Sommer beendete und die Mannschaft nun als Co-Trainer unterstützt. Für die Abwehr wurde bisher allerdings nur Außenverteidiger Henry Rorig (VfL Osnabrück) verpflichtet, während für den Sturm Romarjo Hajrulla (Rot-Weiß Erfurt) ausfindig gemacht wurde. Zudem wurde Jan Shcherbakovski fest verpflichtet und Edgar Kaizer (FSV Luckenwalde) sowie Timo Bornemann (FC Wegberg-Beeck) kehren von ihren Leihen zurück. Das soll es aber noch nicht gewesen sein: Die Verantwortlichen halten Ausschau nach weiteren Verstärkungen, insbesondere im Sturm wird noch nach einer Alternative für den derzeit verletzten Timmy Thiele gesucht.
Vorbereitung: Gegen die unterklassigen Vertreter SG Burg/Spreewald (12:0), Chemie Tschernitz (22:1) und LSV Bergen (13:2) feierte die Wollitz-Truppe Schützenfeste. Deutlich mehr gefordert waren die Brandenburger gegen die Regionalligisten VSG Altglienicke (2:0) und FSV Zwickau (2:2). Das Aufeinandertreffen mit Hertha BSC brachte nach 0:2-Rückstand ebenfalls ein 2:2, ehe es gegen Eintracht Braunschweig am gestrigen Sonntag die erste Niederlage der Vorbereitung setzte (2:3). Zur Generalprobe erwartet der FCE am kommenden Samstag Ligakonkurrent Hannover 96.
Prognose: Energie wird über die Eingespieltheit und den Teamspirit kommen müssen, zwei Fähigkeiten, die in der Vergangenheit unter Beweis gestellt wurden. Der Klassenerhalt wird zudem davon abhängen, ob Cigerci an seine vergangenen Drittliga-Leistungen anknüpfen kann und inwiefern die Lausitzer mit Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen haben. Platz 13-18.
Ausgangslage: Die Zweitvertretung von Hannover 96 sorgt für ein Novum: Erstmals ist eine U23 Mannschaft eines Zweitligisten Teil der 3. Liga. Die Youngsters der Niedersachsen ließen in der vergangenen Saison mit 90 (!) Toren in 34 Spielen aufhorchen und stellten zudem in der Aufstiegsrelegation, in der sie die Würzburger Kickers im Elfmeterschießen niederrangen, ihre Kämpfermentalität unter Beweis. Trainiert werden die jungen 96er von Ex-Proficoach Daniel Stendel, der den Jungspunden einen mutigen Pressing-Fußball eingeimpft hat. Den Großteil der Heimspiele wird Hannover II im Eilenriedestadion austragen, das aktuell noch 2.500 Plätze fasst, aber auf 5.000 Plätze erweitert werden soll. Für die Spiele mit einem großen Gästefanaufkommen steht die Heinz-von-Heiden-Arena der Profis zur Verfügung.
Transfers: Auf 21-Tore-Mann Lars Gindorf musste Hannover II aufgrund der vereinsinternen Beförderung in die Profimannschaft bereits in der Schlussphase der vergangenen Saison verzichten. Deutlich schmerzhafter ist daher der Abgang von Innenverteidiger Julian Börner, der in den Aufstiegsspielen der Fels in der Brandung war, sich aber in Folge einer Sprunggelenksverletzung für einen Abgang entschied. Ersetzt werden soll er durch Felix Göttlicher, der vom SV Sandhausen kam und mit Kapitän Fynn Arkenberg und Sechser Tim Walbrecht den vielen Jungspunden Halt geben soll. Zu diesen Jungspunden zählen auch Mark Gevorgyan (FC Liefering), Mustafa Abdullatif (Hertha BSC II) und Melkamu Frauendorf (FC Liverpool U19), drei Neuverpflichtungen mit denen Hannover in der Szene aufhorchen ließ.
Vorbereitung: Nach einem 4:2 Sieg gegen den SC Paderborn II zum Vorbereitungsbeginn folgten drei Niederlagen gegen die Regionalligisten VSG Altglienicke (1:2) und Kickers Emden (1:2) sowie gegen den englischen Viertligisten Milton Keynes Dons (1:4). Bevor in knapp zwei Wochen das erste Drittliga-Spiel gegen Erzgebirge Aue auf dem Programm steht, möchte Hannover II am Dienstag gegen den Oberligisten Germania Egestorf-Langreder noch mal Selbstvertrauen tanken. Die Generalprobe bestreitet 96 am Samstag gegen Ligakonkurrent Energie Cottbus.
Prognose: Wenngleich Hannover über deutlich weniger finanzielle Möglichkeiten verfügt als Stuttgart oder Dortmund, darf man diese Truppe auf keinen Fall unterschätzen – zu gut war das Auftreten in der vergangenen Saison. Der von Daniel Stendel hervorragend eingestellten Mannschaft ist die eine oder andere Überraschung zuzutrauen – darunter auch der Klassenerhalt. Platz 14-18.
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