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·10. Januar 2025
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Der kriselnde Traditionsklub braucht für den Abstiegskampf in der 2. Liga einen erfahrenen Torhüter. Für Loris Karius spricht einiges
Der FC Schalke 04 bedient sich anscheinend auf dem Wintermarkt und holt den vereinslosen Torhüter Loris Karius. Der Transfer des polarisierenden Profis ist smart und macht durchaus Sinn.
Kurz- bis mittelfristig ist dieser Transfer vor allem ein kluger Marketing-Schachzug. Loris Karius kann auf 1,8 Millionen Instagram-Follower verweisen. Das sind alleine 500.000 mehr als S04 selbst auf dieser Plattform aufbietet. Seine Frau, die DAZN-Moderatorin Diletta Leotta, steht bei sage und schreibe 9,1 Millionen Follower. Beide sind international bekannt – beispielsweise in England, Italien oder der Türkei. Karius ist längst nicht mehr nur Profifußballer: Er hat sich – auch in zugegebenermaßen sportlich schwierigen Jahren – nebenbei eine Marke aufgebaut, modelt beispielsweise für große Mode-Brands wie Hugo Boss.
Diese Reichweite und Präsenz könnten sich auch auf die Social-Media-Kanäle und das Merchandising von S04 positiv auswirken. Logisch: S04 braucht in erster Linie Punkte und einen Bundesliga-Aufstieg, um international wieder stärker wahrgenommen zu werden, aber es spielen eben nicht immer nur sportliche Aspekte eine Rolle bei Transfers.
Karius (31) soll dem Vernehmen nach zunächst die Rolle als zweiter Torhüter einnehmen. Ron-Thorben Hoffmann steht dafür laut Medienberichten vor einer Rückkehr zu Ex-Klub Braunschweig. Nummer 1 bliebe also vorerst der sieben Jahre jüngere Justin Heekeren (24), der bei den Anhängern als Schalke-Fan seit Kindestagen einen Stein im Brett hat und in der Hinrunde gute Leistungen gezeigt hat. Aber eben auch keine sehr guten. Vor der Winterpause leistete er sich einen dicken Bock in Elversberg, wirkt auch sonst nicht immer vollends sicher in seinen Aktionen. Jetzt würden viele entgegnen: Aber der Karius, der hat doch beispielsweise damals mit Liverpool im Champions-League-Finale gepatzt. Ja, richtig. Beide Keeper müssten im Falle eines Zweikampfes beweisen, wer die stärkeren Nerven besitzt und konstant sehr gute Leistungen abliefern kann.
Hoffmann hatte das Torwart-Casting von Trainer Kees van Wonderen gegen Heekeren verloren und konnte sich in dem halben Jahr nie wirklich in den Vordergrund spielen. Spätestens nach Ende dieses Castings schien eine Umkehr dieser Entscheidung praktisch unmöglich. Einen fairen Konkurrenzkampf gab es ab dem Zeitpunkt nicht mehr. Karius soll laut Sky einen Vertrag bis Sommer 2025 unterschreiben. Eine Option auf eine längerfristige Beschäftigung dürften sich beide Seiten offenhalten. Spätestens ab der neuen Saison könnten sich dann Heekeren und Karius im Falle einer Weiterbeschäftigung des früheren Bundesliga-Keepers einen intensiven Konkurrenzkampf liefern.
3. Nicht nur die Erfahrung spricht für Karius
Der 1,91 Meter große Blondschopf hat in seinen bislang rund zwölf Jahren als Profi reichlich Erfahrung auf nationalem und internationalem Parkett gesammelt. Gestartet in der Bundesliga in Mainz als viel gelobter Torwart, hütete Karius später für Liverpool und Besiktas den Kasten, ehe er bei Union Berlin und zuletzt Newcastle kaum mehr zum Einsatz kam. Laut Transfermarkt steht er bei insgesamt 219 Pflichtspielen auf Profi-Niveau.
Der gebürtige Baden-Württemberger bringt eine gute Statur mit, kann wie Heekeren mit dem Ball umgehen und hat seine Qualitäten eher auf der Linie sowie im Eins-gegen-Eins. Sicherlich wird Karius einige Wochen brauchen, um eine spielfähiges Level zu erreichen. Umso größer wird seine Motivation nach mehreren Monaten ohne Verein sein, sich gerade in Deutschland zu beweisen.
In erster Linie sparen sich die Gelsenkirchener eine Ablöse. Das Winter-Transferfenster ist traditionell schwierig und wirklich gerne setzt sich keiner als Nummer 2 auf die Bank. Auch Karius wird sich mit diesem Status nicht lange zufriedengeben, doch er sollte S04 vor allem als eine Chance wahrnehmen, seine sportlichen Qualitäten innerhalb Deutschlands bei einem exponierten Klub präsentieren zu können.
Bei seinen vorherigen Stationen dürfte Karius erheblich mehr verdient haben, als er jetzt bei Schalke erhält. Laut BILD bekam er beispielsweise bei Liverpool fünf Millionen Euro Jahresgehalt. Zuletzt war sein Salär sicher nicht mehr so hoch, aber immer noch höher als Schalke-Profis heutzutage einstreichen. Bild zufolge soll er bei Königsblau zu den Besserverdienern gehören. Der finanzielle Gegenwert liegt wie beschrieben in potenziellen Merchandising-Verkäufen oder einem möglicherweise steigenden Interesse des einen oder anderen Sponsors.
Selbstverständlich gibt es auch Argumente gegen eine Verpflichtung wie beispielsweise die fehlende Spielpraxis oder eine mögliche Torwart-Diskussion, wenn Heekeren mit dem Druck möglicherweise nicht umgehen könnte und Karius anschließend auch nicht performen würde. Keine einfache Situation für Heekeren, der wohl demnächst einen international erfahrenen Keeper im Nacken sitzen haben wird. Hätte, wäre, könnte: Aus meiner Sicht sind das keine Gründe, es mit Karius nicht zu probieren und den Konkurrenzkampf nicht anzufachen.Schalke 04 macht in den letzten Wochen einiges richtig. In der 2. Bundesliga geht es peu à peu voran, das Trainingslager in Belek ist mit zwei Testspiel-Siegen als Erfolg einzuschätzen, die Verletztenliste lindert sich und nun der Coup mit Karius.