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·1. August 2025

Schalke-Analyse zum Saisonauftakt: Baumann macht gute Arbeit, aber…

Artikelbild:Schalke-Analyse zum Saisonauftakt: Baumann macht gute Arbeit, aber…

In der Veltins Arena gab es spöttische La-Ola-Wellen, als der FC Schalke 04 zuletzt die schlechteste Saison seiner Vereinsgeschichte mit einer 1:2-Niederlage gegen die SV Elversberg beendete. Rund zweieinhalb Monate sind seither vergangen – und heute geht das Spektakel wieder von vorne los! Die Knappen eröffnen die neue Zweitliga-Saison mit einem Heimspiel gegen Hertha BSC.

Um 2025/26 einem dritten Supergau in Folge zu entgehen, hat man den Verein in den vergangenen Wochen abermals ausführlich umgekrempelt. Angefangen in verantwortlicher Position mit Sportvorstand Frank Baumann ernannte S04 schließlich Miron Muslic zum neuen Cheftrainer. Hinzu kommen die obligatorischen Veränderungen innerhalb des Kaders.


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Es stellt sich die Frage, wo dieses Schalke zum Saisonauftakt steht. Wie ist die bisherige Arbeit von Baumann zu bewerten? Wer sind die Neuzugänge und was kann der gesamte Kader leisten? Eine Analyse von 90PLUS.

Schalke fokussiert sich richtigerweise auf die Defensive

Bislang geht es in diesem Sommer am Berger Feld noch gemächlich zu, was die Verstärkung der Mannschaft betrifft – zum Saisonauftakt gehören lediglich vier neue Spieler dem Aufgebot der Knappen an. Gleich drei von ihnen sind in der Abwehr zuhause. Angesichts der Probleme der letzten Saison erscheint das sehr sinnvoll zu sein. Nochmal zur Erinnerung: 2024/25 kassierte der S04 insgesamt 62 Gegentore. Man stellte somit die drittschlechteste Defensive der Liga.

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Foto: Getty Images

Also trennte sich der Klub von einigen Verteidigern, die in der vergangenen Spielzeit größtenteils einen Stammplatz innehatten. Derry John Murkin wechselte für eine respektable Summe von 1,2 Millionen Euro zum FC Utrecht, Marcin Kaminski kehrte nach Polen zurück. Auch Tobias Mohr und Mehmet Aydin verließen Schalke – all das sind vollkommen nachvollziehbare Entscheidungen, die von den Verantwortlichen getroffen wurden.

Bevor es überhaupt zu diesen Abgängen kam, präsentierte Königsblau schon seinen ersten (neuen) Mann. Die Rückkehr von Timo Becker war bereits im April beschlossene Sache. Der 28-Jährige entstammt der Knappenschmiede, sammelte bis 2022 insgesamt 39 Pflichtspieleinsätze bei den Profis und wechselte anschließend fest zu Holstein Kiel. Mit den Störchen schaffte er den Sprung in die Bundesliga. Diese Erfahrung und ferner seine Identifikation mit Schalke 04 werden das Team definitiv bereichern – nicht ohne Grund hat Muslic ihn direkt in den Mannschaftsrat berufen. Das ist ein Toptransfer!

Vielversprechend ist auch die Personalie Nikola Katic. Der 28-jährige Innenverteidiger war der absolute Wunschspieler des neuen Trainers und kam deshalb Anfang Juli nach Gelsenkirchen. In der letzten Saisonhälfte spielte er auf Leihbasis für Plymouth Argyle – unter der Leitung von Miron Muslic war er dort gesetzt. Katic steht für Physis und Kampfgeist. Er kann also eine echte Säule in der Verteidigung sein. Einen solchen Spieler gab es bei den Knappen im letzten Jahr nicht. Für nur 450 Tausend Euro hat Baumann hier einen weiteren sehr guten Transfer eingetütet.

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Foto: IMAGO

Hasan Kurucay hingegen unterschrieb erst am Dienstag auf Schalke. Der türkisch-dänische Defensivmann kam ablösefrei zum S04 und komplettiert die Innenverteidigung der Königsblauen voraussichtlich. Anders als Becker und Katic hat er in der Vergangenheit schon oft halblinks gespielt. Zudem verteidigt er gerne nach vorne, was der Hintermannschaft nochmal mehr Variabilität und Dynamik verleihen sollte. Heute wird er jedoch noch nicht zum Einsatz kommen.

Was aber feststeht ist, dass die Kaderplanung von Ben Manga und letztlich dessen Umsetzung durch Frank Baumann mit Blick auf die Defensive wirklich positiv zu beurteilen ist. Man hat drei Spieler verpflichtet, die das Team womöglich sofort bereichern werden. Es macht den Eindruck, dass die neuen Gesichter auch charakterlich bestens zu Schalke und der Muslic-Mentalität passen. Hinzu kommt: Der Marktwert der Abwehr-Neuzugänge beläuft sich zusammengerechnet auf 4,3 Millionen Euro – Schalke zahlte insgesamt jedoch nur 450 Tausend Euro. Das ist exzellent!

Schalke hat weiterhin einige Baustellen

Die Bemühungen um die Stabilisierung der Abwehr sind also lobenswert verlaufen, doch viel mehr ist bislang nicht passiert. Einzig Soufiane El-Faouzi steht zur Saisoneröffnung noch auf der Zugangsseite. Der 23-jährige Mittelfeldmann spielte letztes Jahr für Alemannia Aachen in der Dritten Liga. S04 überwies 200 Tausend Euro an den Tivoli-Klub, um sich seine Dienste zu sichern. Die Eindrücke aus der Vorbereitung waren gut: Er verfügt über eine solide Technik, auch sein Zweikampfverhalten sieht vielversprechend aus. Zusammen mit Ron Schallenberg und Max Grüger dürfte er sich im Zentrum um einen Stammplatz streiten.

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Ansonsten gab es zunächst keine weiteren Zugänge. Die finanzielle Lage des Vereins ist noch immer prekär und Baumann nimmt diese Tatsache offenbar ernst. Das ist gut, denn bekanntlich wurde auf Schalke in der Vergangenheit ja auch schon viel Geld von gestandenen Managern aus dem Fenster geschmissen. Jetzt muss wohl erst Budget freiwerden, damit man wieder neue Leute verpflichten kann. Der bevorstehende Wechsel von Pape Meissa Ba wird dafür sorgen, zudem werden die Knappen für manche ihrer Spieler wohl noch Leihen aushandeln. Auch besteht weiterhin die Möglichkeit, dass Moussa Sylla oder Taylan Bulut den Klub verlassen werden.

Glücklicherweise ist das Transferfenster noch bis zum 1. September geöffnet. Dem S04 bleibt ab heute also noch genau ein Monat, um weitere Veränderungen am Kader vorzunehmen. Die braucht es definitiv: Zwar hat man den Umbau der Defensive soweit abgeschlossen, auf anderen Positionen gibt es allerdings weiterhin Verbesserungspotenzial. Die Testspiele haben gezeigt, dass Schalke vor allem in der Offensive noch frischen Wind vertragen könnte. Insbesondere ein Kreativspieler – also das, was Aymen Barkok im Winter sein sollte – würde dem Spiel des S04 guttun. Auch sollte der Klub darüber nachdenken, auf den offensiven Außenbahnen und der linken Schiene aufzustocken.

Das weiß auch Frank Baumann: „Wir müssen noch ein bisschen was machen, sowohl in der Breite als auch in der Spitze“, betonte der neue Sportvorstand in der vergangenen Woche. Abermals scheinen seine Pläne also logisch und zielorientiert zu sein. Es gilt jetzt, an die gelungene Neubesetzung der Abwehrreihe anzuschließen und auch die verbleibenden Mannschaftsteile in dieser Qualität zu renovieren. Gelingt das, wird man auf Schalke in einem Monat wohl von einem guten ersten Baumann-Transferfenster sprechen. Wenn die Bemühungen allerdings nicht weitergeführt werden, so verlässt man sich womöglich ein Stück zu sehr auf die Fähigkeiten von Miron Muslic.

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