Rund um den Brustring
·4. Dezember 2025
Schön ist anders

In partnership with
Yahoo sportsRund um den Brustring
·4. Dezember 2025

Die stärkere Startelf auf dem Platz, eine Halbzeit in Überzahl — und trotzdem hat der VfB mit Bundesliga-Absteiger Bochum im Achtelfinale mehr Mühe als, sagen wir, mit dem niederländischen Pokalsieger. Unterm Strich steht trotzdem der erfolgreiche Abschluss der Serie an Auswärtsspielen.
“Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt Ist es besser, viel besser, als man glaubt”, tönt es vor jedem Heimspiel des VfL Bochum aus den Boxen. Ich kann ja mit Grönemeyer wenig anfangen, weswegen wir mir dieses Lied regelmäßig den Besuch des Ruhrstadions etwas verhagelt, aber zum Achtelfinale des DFB-Pokals am Mittwochabend passt es perfekt. Zwar schien zum Anpfiff die Sonne nicht mehr, zu Beginn der zweiten Halbzeit zogen aber so dichte Rauchschwaden durchs Stadion, dass man auch den Mond nicht mehr gesehen hätte. Als sie sich verzogen, hielt der unersättliche Deniz Undav seinen Kopf in eine wohltemperierte Flanke von Jamie Leweling und für den VfL gingen damit in dieser Pokalsaison so gut wie die Lichter aus. Es war vielleicht die gelungenste Aktion des VfB an einem Abend, der aus viel Mühsal bestand, unterm Strich aber erfolgreich endete. Denn wie schon in der ersten Pokalrunde trafen die Brustringträger auf einen Gegner, der wesentlich gefährlicher war, als es die Liga und der Tabellenplatz in dieser verriet. Nicht umsonst schickte Sebastian Hoeneß zum Abschied ein Lob gen Ruhrpott: “Ich wünsche dem VfL Bochum alles Gute für die weitere Saison – es hat Spaß gemacht, in der Vorbereitung auf die heutige Partie die Spiele der Bochumer zu schauen und zu analysieren.”
Denn den Bochumern fehlte das Glück, dass sich der HSV am vergangenen Sonntag gegen uns zunutze machte. Der VfB ließ in der ersten Halbzeit insgesamt elf Schüsse zu, von denen drei aufs Tor gingen, brachte selber nur einen Abschluss auf das gegnerischen Gehäuse zustande. Und dass, obwohl Sebastian Hoeneß wieder zurückrotierte: Mittelstädt statt Stenzel auf der linken Außenbahn, Stiller im Zentrum, Assignon statt Vagnoman auf der rechten Außenbahn, vorne drin Leweling und Undav. Aber Bochum ist halt nicht Deventer, der Zweitligist hat offensiv und defensiv mehr zu bieten als der Europapokalteilnehmer. Was aber auch mit dem VfB zusammenhing, der sich mit Ausnahme des Eigentors des unglücklichen Philipp Strompf sehr schwer tat gegen tiefstehende Gastgeber und selber erstaunlich viel zuließ. Die Chancen der Bochumer bewegten sich zwar meistens eher im Ungefähren, viel hätte aber nicht gefehlt und es wäre uns genauso ergangen wie in Hamburg. Zumindest in der ersten Halbzeit, die in einer fast spielentscheidenden Szene endete: Der roten Karte für den eben genannten Strompf. In Unterzahl verlor der VfL wesentlich an Gefährlichkeit, auch wenn sich der VfB weiterhin leichte Fehler erlaubte. Unterm Strich brachten die Brustringträger den Sieg dann aber relativ souverän ins Ziel und stehen zum vierten Mal in Folge im Viertelfinale.
Hätte man vom Titelverteidiger mehr erwarten können gegen einen der nominell leichteren Gegner in dieser Runde? Oder gilt, wie in jeder Pokalrunde: “Hauptsache weiter”? Klar ist, dass die Mannschaft sich aktuell in kürzester Zeit auf verschiedene Wettbewerbe und Gegner einstellen muss. In Dortmund hat man überraschend viele Spielanteile, gerät aber auch durch die individuelle Klasse des Gegners ins Hintertreffen. In den Niederlanden wartete ein giftiger, aber völlig überforderter Gegner auf uns, in Hamburg wiederum ein sehr defensiver ohne große spielerische Momente, während die Bochumer defensive Stabilität und Konterfußball auf sich vereinten, aber ihre Chancen nicht nutzten und zudem mit dem Eigentor und der roten Karte auch einfach Pech hatten. Ob man einen Spieler, der — auch als letzter Mann — den Ball spielt, während er einen Gegner umgrätscht, vom Platz stellen muss, weiß ich nicht. Vielleicht geben es die Regeln aktuell her, was Florian Badstübner aber am Bildschirm gesehen haben will, was er nicht auf dem Feld sah, erschließt sich mir nicht. Kurzum: Bochum war besser, als man es vorab hätte glauben können.
Am Samstag wartet mit den so dominanten wie vom Glück verfolgten Bayern wieder ein ganz anderer Gegner. Dann wird es wieder darum gehen, defensiv stabil zu stehen und vorne eiskalt zu sein, denn Fehler werden gegen solche Gegner ganz anders bestraft. Eine Vorlage könnten die Unioner liefern, die dem Meister jetzt schon zum zweiten Mal ein enges Spiel boten, auch St. Pauli hielt lange ein Unentschieden in München. Oder wir orientieren uns am Supercup, in dem sich der VfB vor allem selber schlug, wenn auch in einer anderen Saisonphase beider Mannschaften. Auch hier und da erst recht gilt: Es muss nicht schön sein, Hauptsache wir kommen weiter, beziehungsweise holen die Punkte. Es sind noch vier Pflichtspiele bis zur Winterpause und dem nächsten Transferfenster, die Verletzungen mehren sich, mindestens Bilal El Khannouss wird in zehn Tagen für den Africa-Cup abgestellt und Ermedin Demirovic steht noch nicht wieder auf dem Platz, während Deniz Undav fast jedes Spiel durchzieht und alleine entscheidet. Da kann man auch mal auf die Kür verzichten und seinen Job erledigen. Und das ist dem VfB in Bochum gelungen.
Titelbild: © Leon Kuegeler/Getty Images









































