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·1. Dezember 2025

Sicherheitsrisiko Neuer: Wann darf bei Bayern endlich Urbig ran?

Artikelbild:Sicherheitsrisiko Neuer: Wann darf bei Bayern endlich Urbig ran?

Manuel Neuers Verdienste sind unbestritten. Er hat das Torwartspiel revolutioniert, wurde Weltmeister und Champions-League-Sieger. Seit über einem Jahrzehnt steht fast immer, wenn Weltstars ihr beste Elf aufmalen, ein Gelsenkirchener zwischen den Pfosten. Kein Wunder, er ist der beste Schlussmann der Geschichte.

Leider hat jede Karriere ein Ende, und Neuer steuert gerade schneller darauf zu, als ihm lieb sein kann. Die einzige Konstante in Spiel des 39-Jährigen war zuletzt der Torwartfehler. In den vergangenen vier Begegnungen patzte er jedes Mal.


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Was muss noch passieren, damit sein Vertreter Jonas Urbig ran darf?

Ich finde, auch für eine lebende Legende mit sagenhaften 534 Bundesliga-Einsätzen sollte das Leistungsprinzip gelten. Und die Leistung von Manuel Neuer stimmt nicht mehr. Beim FC Bayern ist es sowieso höchste Zeit für einen Umbruch, er ist bald März 40 Jahre alt. Bevor es peinlich wird, sollte der starke Urbig eine Chance bekommen.

Der DFB-Pokal am Mittwoch hätte eine glänzende Gelegenheit geboten, ihn einigermaßen geräuschlos ins Tor zu stellen – schließlich kam der 22-Jährige in den ersten zwei Pokalspielen zum Einsatz. Tatsächlich wurde Vincent Kompany nach dem eher glücklich in der Nachspielzeit erzwungenen 3:1 gegen den FC St. Pauli gefragt, ob Urbig bei Union Berlin ins Tor dürfe – der Trainer verneinte.

Das war entweder Chance verpasst oder schlau: Eine starke Leistung von Urbig im Achtelfinale hätte die Rufe derer noch lauter werden lassen, die darauf hinweisen, dass Neuer längst nicht mehr der Alte ist. Und diese Unruhe kann Kompany gerade nicht brauchen, weil der Tabellenführer auch sonst nicht rund läuft. Die „Integration“ Urbigs laufe „weiter gut“, redete sich Kompany am Samstag raus.

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Wie kann etwas „weiter gut“ laufen, das es gar nicht gibt? Urbig ist seit über einem Monat ohne Einsatzsekunde und spielte Ende Oktober sowieso nur, um Neuers Rotsperre abzufedern.

Das Ganze erinnert mich daran, wie schwer sich die Bayern am Ende von Oliver Kahns Karriere mit dem Übergang taten. Das Drama zog sich ewig. Thomas Kraft und Michael Rensing wurden als zu leicht befunden, lange musste der alternde Jörg Butt aushelfen.

Wollen die Bayern das noch einmal erleben oder doch lieber rechtzeitig einen Nachfolger aufbauen, und zwar richtig? Oder warten alle darauf, dass Neuer 2026 aufhört und der ausgeliehene Alex Nübel aus Stuttgart zurückkommt? Kurioserweise ist der dann vor lauter Warten auch schon fast 30.

Das Kahn-Rätsel wurde übrigens erst nach drei Jahren Durcheinander gelöst: 2011 kam Neuer. „Koan Neuer“, protestierten die Fans gegen die Verpflichtung des Schalkers. „Koan Alter“, könnten sie heute sagen. Tun sie natürlich nicht, zu groß sind die Verdienste des einst Verhassten.

Spott über Neuer unangebracht

Ich merke bei dieser Gelegenheit an: Dieser Text enthält keine Bestandteile von Spott. Mir tut jeder Neuer-Patzer selbst weh. Ich bin vermutlich der zweitgrößte Neuer-Fan nach Manuel Neuer. Aber wie er etwa gegen Arsenal bei Flanken im Strafraum umherirrte, wie er an der Mittellinie ein Gegentor verschuldete, das hat wehgetan. Das Gefühl erinnerte mich ein wenig an jenes, dass ich als Kind bei Muhammad Alis letzten Kämpfen hatte.  

Das Kuriose ist: Neuer macht es seinen Kritikern schwer, weil er in fast in jedem Spiel eine Weltklasseparade zeigt – beim 2:1 in Paris sogar zwei. Aber das reicht eben nicht mehr, um über seine Schwächen vor allem im Stellungsspiel und die inzwischen fehlenden Hundertstelsekunden Reaktionszeit hinwegzutäuschen.

Wie oft habe ich in den letzten Jahren gedacht: Der junge Neuer hätte den gehabt.

Und während manche Experten tatsächlich noch darüber diskutieren, ob der beim DFB längst zurückgetretene Keeper zur WM (!) mitfahren sollte, findet man im unbestechlichen Archiv des Fachmagazins „Kicker“ erschütternde Zahlen. Neuers Noten haben sich zuletzt zwischen 4 – ausreichend – und 5 ­– mangelhaft – eingependelt. In der Bundesliga bedeutet das über die ganze Saison gesehen: Platz 16 von 18.

Das muss man mal wirken lassen: Manuel Neuer ist in der Hinrunde der drittschlechteste Torwart der Liga.

Aber für die Bayern reicht’s noch.


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