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·29. Oktober 2025

Sind die deutschen Schiedsrichter international nur zweitklassig?

Artikelbild:Sind die deutschen Schiedsrichter international nur zweitklassig?

Wenn Knut Kircher und Urs Meier über deutsche Schiedsrichter streiten, reden sie aneinander vorbei. Der DFB-Schiri-Chef zählt internationale Einsätze auf, der Schweizer Ex-Referee vermisst deutsche Unparteiische bei WM-Endspielen. Beide haben recht – und genau das ist das Problem. Felix Zwayers Europa-League-Finale in Bilbao, seine Auftritte bei der Klub-WM und sein Champions-League-Halbfinale zwischen Paris und Arsenal belegen tatsächlich internationale Anerkennung. Die UEFA vertraut deutschen Schiedsrichtern wichtige Spiele an.

Doch Meiers Einwand bleibt bestehen: Bei der WM 2022 in Katar endete die deutsche Präsenz nach der Vorrunde. Während Szymon Marciniak aus Polen das Finale leitete, saßen deutsche Kollegen längst im Flieger nach Hause. Diese Diskrepanz zwischen Vereinsfußball und Nationalmannschaftsturnieren ist kein Zufall. Sie zeigt, wie unterschiedlich Schiedsrichterleistungen bewertet werden.


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Die UEFA setzt auf Kontinuität und kennt ihre Referees aus wöchentlichen Einsätzen. Die FIFA dagegen entscheidet nach Turnierauftritten – und da fehlte zuletzt der deutsche Nachweis. Kirchers Verweis auf Austauschprogramme mit Spielern, Trainern und Analysten klingt modern, greift aber zu kurz. Wenn Meier mangelnde Fußballkompetenz kritisiert, meint er nicht fehlendes Regelwissen, sondern die Fähigkeit, Spielsituationen intuitiv zu erfassen.

Oftmals fehlt Intuition

Das lernt man nicht in Akademien, sondern durch Erfahrung auf höchstem Niveau. Genau hier liegt der Knackpunkt: Deutsche Schiedsrichter arbeiten unter professionellen Strukturen, wie Kircher betont. Die DFB Schiri GmbH bietet Hauptamtlichkeit, Trainingslager und Videoanalysen. Doch Professionalität allein garantiert keine Spitzenleistung.

Spanische oder italienische Schiedsrichter wachsen in einer anderen Fußballkultur auf, erleben von klein auf intensivere Duelle, hitzigere Diskussionen. Diese Prägung lässt sich nicht nachträglich antrainieren. Das deutsche System produziert solide Schiedsrichter, die regelkonform pfeifen und selten grobe Fehler machen. Für die Bundesliga reicht das.

International aber entscheiden Nuancen: Wie souverän wirkt ein Schiedsrichter? Wie geschickt deeskaliert er? Wie sehr vertrauen ihm die Spieler? Hier trennt sich Mittelmaß von Weltklasse. Kircher und Meier sollten aufhören, gegeneinander zu argumentieren. Stattdessen müsste die Frage lauten: Wie schaffen es deutsche Schiedsrichter, nicht nur bei der UEFA, sondern auch bei der FIFA wieder zur Spitze zu gehören?

Die Antwort liegt nicht in mehr Geld oder besseren Strukturen. Sie liegt in einer ehrlichen Analyse der eigenen Grenzen – und dem Mut, diese zu überwinden.

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