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·20. November 2025
Sozialarbeit statt Strafe: Warum Dortmund mit Adeyemi richtig verfährt

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·20. November 2025

Karim Adeyemi muss Trainingseinheiten mit Kindern in der Nordstadtliga absolvieren. Das klingt nach einer milden Strafe für einen Nationalspieler, der mit 450.000 Euro Geldbuße wegen illegalen Waffenbesitzes belegt wurde. Doch der BVB zeigt hier einen Weg auf, der klüger ist als die üblichen Reflexe des Profifußballs. Die Dortmunder setzen auf soziale Wiedergutmachung statt auf sportliche Sanktionen – und treffen damit den Kern des Problems präziser als jede Suspendierung es könnte.
Die Mystery Box, die Adeyemi Anfang 2024 bestellte und die Monate später mit Schlagring und Elektroimpulsgerät bei der Polizei landete, offenbart ein Grundproblem junger Profis: Sie leben in einer Parallelwelt aus Geld und Langeweile, in der ein Klick im Internet zur Mutprobe wird. Lars Ricken und Sebastian Kehl haben verstanden, dass man diesem Realitätsverlust nicht mit weiterer Isolation begegnet. Stattdessen schicken sie Adeyemi dorthin, wo Fußball noch eine andere Bedeutung hat: zu Kindern in der Dortmunder Nordstadt, für die ein Nationalspieler tatsächlich ein Vorbild ist.
Diese Entscheidung spiegelt eine wachsende Tendenz wider, junge Spieler zu erziehen statt nur zu bestrafen. Rudi Völler nannte Adeyemis Verhalten „dumm“, fügte aber hinzu, man müsse solche Spieler auch „in den Arm nehmen“. Das ist keine Weichspülerei, sondern Pragmatismus. Ein 23-Jähriger, der seine Vorbildfunktion vergisst, braucht keine weitere Ächtung, sondern eine Erdung. Die Arbeit mit Kindern konfrontiert Adeyemi unmittelbar mit der Verantwortung, die er trägt – effektiver als jede Geldstrafe oder Spielsperre.
Ricken und Kehl betonen zu Recht die Bedeutung der Vorbildfunktion und die Konsequenzen für die öffentliche Wahrnehmung. Aber sie verstehen auch: Ein junger Mann, der einen Fehler macht, definiert sich nicht über diesen Fehler. Die 450.000 Euro Strafe hat Adeyemi gezahlt, niemand wurde verletzt, rechtlich gilt er weiterhin als nicht vorbestraft. Was bleibt, ist die Chance zur Reifung.
Der BVB hätte Adeyemi fallen lassen können, wie es andere Vereine mit problematischen Spielern tun. Stattdessen wählt Dortmund den schwierigeren Weg: Sie investieren in die Entwicklung eines jungen Menschen. Das ist riskant, denn es garantiert keinen Erfolg. Aber es ist der einzige Weg, der langfristig funktioniert. Adeyemi wird durch die Trainingseinheiten mit Kindern mehr über Verantwortung lernen als durch jede Strafpredigt. Und der Fußball zeigt, dass er mehr kann als nur sanktionieren – er kann erziehen.
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