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·5. Mai 2023
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Nach dem 1:1 bei Udinese Calcio ist es amtlich: Der SSC Neapel gewinnt nach 33 Jahren wieder die italienische Meisterschaft. Für die „Gli Azzurri“ ist es der dritte Serie A-Titel. Der erste ohne ihren großen Heilsbringer Diego Armando Maradona.
Als „El Pibe de Oro“ (zu Deutsch: der Goldjunge) 1984 zum SSC Neapel wechselte, befand sich der Verein am unteren Tabellenende der Serie A. Die Erwartungen an den 24 Millionen Mark teuren Rekordtransfer waren riesig, doch Maradona hielt dem Druck stand. Als Spielmacher und Kapitän führte er die Süditaliener in seiner dritten Saison zum ersten Serie-A-Titel an.
Auch in der Folgesaison 1987/88 lieferte der Weltmeister von 1986 ab (24 Scorer in 27 Ligaspielen), für den zweiten „Scudetto“ in Folge reichte es jedoch nicht. 1990 war es dann so weit: Neapel beendete die Saison mit zwei Punkten Vorsprung auf den AC Mailand und durfte sich zum zweiten (und vorerst letzten) Mal italienischer Meister nennen.
Nach dem Abgang von Maradona stürzte der Verein sportlich ab. Grund dafür waren finanzielle Probleme, unter anderem ausgelöst durch die kostspielige Verpflichtung der „Hand Gottes“. Um das nötige Geld für die Serie A-Lizenz aufzutreiben, verkaufte der SSC notgedrungen einige seiner besten Spieler. Weil sich die Neapolitaner von den Abgängen nur schwer erholten, war der Abstieg in die Serie B im Jahr 1998 nur folgerichtig.
Als die Blau-Weißen im Jahr 2004 aufgrund ihres 70 Millionen hohen Schuldenbergs in die Serie C zwangsabsteigen mussten, wurde Aurelio De Laurentiis zum Präsidenten ernannt. Eine folgenschwere Entscheidung, die sich im Nachhinein als goldrichtig erwies. Mit dem Amtsantritt des wohlhabenden Filmproduzenten fing der Club an, schwarze Zahlen zu schreiben. 2006 begann der direkte Durchmarsch zurück in die Serie A, in der man seit 2007 wieder ununterbrochen spielt. De Laurentiis ist bis heute Präsident geblieben.
Nach einigen Saisons im Tabellenmittelfeld war die Saison 2010/11 der Auftakt in ein für Napoli erfolgreiches Jahrzehnt. Insbesondere Stürmer-Neuzugang Edinson Cavani hatte mit 26 Tore einen großen Anteil an der direkten Champions League Qualifikation. Dort kam man im Folgejahr trotz schwerer Gruppe (Bayern, Man City und Villareal) ins Achtelfinale, musste sich jedoch dem späteren Sieger FC Chelsea geschlagen geben.
Noch erfolgreicher lief es im Pokal, der Coppa Italia. Ein 2:0 Sieg gegen die bis dahin ungeschlagene Mannschaft von Juventus Turin brachte die Trophäe zurück nach Neapel. 25 Jahre nach dem letzten Triumph von Maradona & Co. In den darauffolgenden Jahren schnupperte der SSC oft an der ersten Meisterschaft seit 1990, allerdings landete man gleich viermal auf dem zweiten Tabellenplatz.
Zur Saison 2022/23 nahm der Verein einen Umbruch vor. Alt-Stars wie Lorenzo Insigne, Dries Mertens und Kalidou Koulibaly verließen die „Gli Azzurri“. Im Gegenzug verpflichtete man junge, hungrige Spieler, die auf Anhieb zu Schlüsselspielern wurden. Mit Min-Jae Kim, Mathías Olivera und Frank Anguissa wurde die Defensive deutlich verstärkt, für Schlagzeilen sorgte jedoch eine andere Neuverpflichtung.
Da er zuvor nur in seinem Heimatland Georgien am Ball war, hatte vor der Saison wohl kaum jemand Khvicha Kvaratskhelia auf dem Zettel. In dieser Spielzeit schoss er sich mit beeindruckenden Leistungen in der Champions League ins internationale Rampenlicht. Auch in der Liga läuft es sehr gut für den 22-Jährigen. Mit 12 Toren und 12 Vorlagen steht er auf dem zweiten Platz der Serie A-Scorerliste. Nur Teamkollege Victor Osimhen weist nach 29 Spielen mehr Torbeteiligungen auf (22 Tore, 5 Vorlagen).
Bei derartigen Leistungen ist es kein Wunder, dass die Napoli-Anhänger in Kvaratskhelia einen jungen Maradona sehen. Auch 2023, zweieinhalb Jahre nach dem Tod des argentinischen Ballkünstlers, ist El Pibe de Oro allgegenwärtig. Nach dem Triumph am Donnerstag-Abend fand man inmitten der jubelnden Neapolitaner selbstverständlich auch einige Maradona-Flaggen. Seine Erfolge mit dem SSC Neapel – insbesondere die ersten beiden Meisterschaften – werden sie ihrem Helden nie vergessen.
Dass die Neapel-Fans Maradona nie vergessen werden, zeigt sich auch gegen Udinese Calcio. Foto: Alessandro Sabattini/Getty Images