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·1. Januar 2025
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·1. Januar 2025
Kurz nach den Weihnachtsfeiertagen hat der FC Union Steffen Baumgart als neuen Trainer vorgestellt, nur wenige Tage nachdem Bo Svensson entlassen wurde. Die Saison der Unioner war nicht vollends zufriedenstellend, dennoch kam die Trennung überraschend.
Denn: Besser als in der vergangenen Saison war die Bilanz schon. Und der Kader ist nun auch keiner, der zwingend in die Top-8 gehört. Horst Heldt und die anderen Entscheidungsträger waren der Meinung, dass es trotzdem eine Veränderung braucht.
In der letzten Saison kämpfte Union Berlin bis zum Ende um den Klassenerhalt, erreichte diesen auch. Die letzten Jahre waren extrem ereignisreich, die Unioner arbeiteten sich Schritt für Schritt nach vorne, kamen sogar in die Champions League. Die Ansprüche stiegen, weswegen die letzte Saison auch als alles andere als gut resümiert wurde. Da klingt Platz zwölf mit einer der besten Abwehrreihen und einem Fußball, der wieder ein wenig back to the Fischer-Roots war, doch gar nicht so schlecht.
Doch der berühmte Trend war nicht der Freund der Köpenicker. Die letzten Spiele waren nicht besonders gut, weswegen eine Reaktion in der Winterpause – und hier ist nun einmal die meiste Zeit vorhanden, um Dinge anzupassen – vielleicht eben doch nachvollziehbar war. Eine Lösung war jedenfalls schnell gefunden, Steffen Baumgart sagte zu. Er ging als HSV-Trainer in diese Saison, wurde aber vor einigen Wochen von seinen Aufgaben entbunden.
Steffen Baumgart ist sicher ein anderer Trainertyp als Bo Svensson. Der Däne war nun wirklich kein Lautsprecher, eher ein akribischer Arbeiter, der an einigen Feinheiten feilte, die Dinge klar analysierte und an einigen Stellschrauben drehte, um sein Team in die richtige Richtung zu lenken. Das zeigte er schon in Mainz, wo er auch immer mal wieder kleine Dellen hatte, im Großen und Ganzen aber langfristig zufriedenstellende Resultate einfuhr. Doch der Anspruch in Berlin scheint ein anderer zu sein, die erste Svensson-Delle war gleichbedeutend mit dem Aus.
(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)
Jetzt also Baumgart. Ein Trainertyp, der über die Emotionalität kommt. Er ist ein Lautsprecher, jemand, der ein Team durchaus mitreißen kann. Sein Fußball ist aber von weniger Finessen und Anpassungen geprägt als es bei Svensson der Fall ist. Baumgart setzt auf Intensität, das ist klar. Charakteristisch in den Phasen, in denen es in der Vergangenheit bei anderen Stationen sehr gut lief, waren viele Flanken, viel Betrieb im Strafraum und eine gewisse Klarheit in den Verteidigungsaktionen.
Wenn das aber nicht zum Erfolg führte, fehlte oft ein Plan B. Beim HSV war der Fußball wenig attraktiv. Die Mannschaft kam selten in den Flow, war dann aber wirklich gut, woraufhin nicht selten wieder eine Delle folgte, all das nicht selten sogar während eines Spiels. Union ist eine Chance für den Trainer, der es sich selbst beweisen und zeigen will, dass er doch in der Lage ist, konstanter Fußball spielen zu lassen als zuletzt.
Kann Baumart bei Union eine Erfolgsgeschichte werden? Nun, das hängt von mehreren Faktoren ab. Der Kader passt zumindest in Teilen zur Ausrichtung Baumgarts. Die Innenverteidigung ist gut besetzt, hier stehen zweikampf- und kopfballstarke Spieler zur Verfügung, die allesamt auch bei ruhenden Bällen Gefahr ausstrahlen können. Spieler, die gut flanken können, stehen ebenfalls im Kader. Die Stürmer Jordan und Ivan Prtajin haben zudem die Chance, aufgrund ihrer Physis eine deutlich bessere Rolle zu spielen. Die Voraussetzungen wären in Teilen also vorhanden.
Um diese noch zu verbessern müssten im Winter noch 1-2 neue Spieler hinzugefügt werden. Nachdem die Kaderplanung im Sommer schon nicht ideal verlief, müssten die Anpassungen sitzen. Damit die Einstellung Baumgarts langfristig erfolgreich ist – und Kontinuität will man bei Union definitiv haben – muss er sich aber auch ein wenig anpassen. Und hier ist zumindest ein wenig Skepsis angebracht. Denen die Fehler, die Baumgart-Teams zuletzt machten, kamen wieder und wieder vor. Und in seinen Analysen waren es die immergleichen Themen, die er ansprach, aber die nicht gelöst werden konnten.
Einen Blick in die Zukunft zu werfen ist natürlich nicht möglich. Klar ist: Baumgart muss selbst an einigen Schrauben drehen und auch noch an den richtigen, damit seine Zeit bei Union zu einer Erfolgsgeschichte werden kann. Horst Heldt und die Köpenicker trauen ihm das zu. Würde man nun die HSV-Fans fragen, dann würden diese sicher eine andere Antwort geben. Kurzum: Zweifel sind berechtigt, aber es wäre nicht das erste Mal, dass sich aus einer solchen Situation ein gutes Match entwickelt.
(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)