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·10. März 2025

Strittige Szenen am 27. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Artikelbild:Strittige Szenen am 27. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die nicht gegebenen Elfmeter für Dresden, Aachen, Mannheim, Osnabrück, Köln, die Tore von Essen und Köln, das 2:2 von Unterhaching, das 1:1 von Hannover II, die Platzverweise gegen Manu, Gürleyen und Ulrich, ein Handspiel von Arslan, die gelbe Karte gegen Thiele sowie Foulspiele von Thalhammer, Malone, Fahrner und Reichardt. Am 27. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de 18 strittige Szenen genauer angeschaut.

Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga- & FIFA-Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 54-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter seit März 2015 jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf arbeitet Rafati heute als Mentalcoach für Profifußballer und Manager und ist ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, unter anderem bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation. Mehr Infos unter babak-rafati.de.


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Szene 1: Nach einem Eckball bekommt Charlison Benschop (Aachen) den Ball im Strafraum von Stefan Kutschke (Dresden) an den Arm, auf den Punkt zeigt Schiedsrichter Tobias Wittmann nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:38:05]

Babak Rafati: Nachdem Kutschke auf das Tor schießt, nimmt Benschop zwar den Arm ein wenig heraus, bekommt den Ball aber lediglich auf den Oberschenkel und wehrt das Spielgerät hiermit zur Ecke ab. Dass kein Handspiel vorliegt, ist unter anderem durch die Art und Weise des Abspringens des Balles erkennbar sowie daran, dass die Dresdner kurz zum Protestieren ansetzen, dies jedoch sofort wieder einstellen. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben.

Szene 2: Niklas Castelle (Aachen) geht im Strafraum gegen Claudio Kammerknecht (Dresden) zu Fall, das Spiel läuft weiter. [TV-Bilder – ab Minute 3:00]

Babak Rafati: Castelle wird im Strafraum angespielt, dabei kommt Kammerknecht einen Moment zu spät. Anstatt den Ball zu spielen, trifft er seinen Gegenspieler kurz und ansatzlos am Knie und bringt ihn dadurch aus dem Rhythmus. Das in den Boden treten von Castelle in unmittelbarem Anschluss ist der Tatsache geschuldet, dass er durch das Foulspiel aus dem Tritt kommt und nicht etwa durch ein selbst verursachtes Verhalten. Somit liegt ein Foulspiel vor, und es hätte einen Elfmeter geben müssen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen und den fälligen Elfmeter nicht zu geben.

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Szene 3: Eine Flanke von Lukas Klünter (Mannheim) bekommt Ahmet Arslan (Essen) im Fallen an den Arm, Schiedsrichter Wolfgang Haslberger lässt weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 25:35]

Babak Rafati: Bei dieser Flanke von Klünter bekommt Arslan den Ball beim Abwehrversuch per Grätsche erst an den Fuß, und von da aus springt das Spielgerät an seinen Arm. Man könnte nunmehr meinen, dass das ein Abpraller vom eigenen Körper ist und somit kein strafbares Handspiel vorliegt. Allerdings ist zu beachten, dass Arslan vorher den Arm zu weit hochreißt, über den Kopf hält und dadurch die Körperfläche unnatürlich vergrößert. Somit wird bewusst in Kauf genommen, den Ball mit dem Arm zu blocken. Das ist regeltechnisch ein strafbares Handspiel, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, weiterspielen zu lassen und den fälligen Freistoß – das Handspiel erfolgte knapp außerhalb des Strafraumes – nicht zu geben. Es sei auch angemerkt, dass nicht immer, wenn der Arm über dem Kopf ist, ein strafbares Handspiel vorliegen muss. Es gibt ein paar Kriterien (Blick zum Ball, Distanz zum Ball, von der Seite oder von hinten, beim Abspringen zum Ball nach oben oder nach unten usw.), die zu beachten sind, die zugegebenermaßen die Handspielregel nicht vereinfachen.

Szene 4: Auf dem Weg zum Tor geht Ahmet Arslan (Essen) gegen Adrian Fein (Mannheim) zu Boden. Es gibt Freistoß, aus dem das 1:0 fällt. [TV-Bilder – ab Minute 0:50]

Babak Rafati: Arslan spielt den Ball ab, und durch seine Ausholbewegung mit dem Fuß zum Ball kommt es unfreiwillig sowie naturgemäß zum Kontakt mit dem Bein von Gegenspieler Fein, wobei dieser keinesfalls ein Foulspiel begeht. Das ist ein ganz normaler Vorgang, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, auf den Faller von Arslan hereinzufallen, der diesen Kontakt wiederum dankend annimmt.

Szene 5: Maximilian Thalhammer (Mannheim) geht mit offener Sohle in einen Zweikampf mit Tom Moustier (Essen) und trifft ihn oberhalb des Knöchels, kommt aber mit Gelb davon. [TV-Bilder – ab Minute 56:50]

Babak Rafati: Thalhammer trifft seinen Gegenspieler Moustier mit voller Wucht und offener Sohle oberhalb des Knöchels und bringt ihn zu Fall. Mit dieser brutalen Spielweise nimmt er billigend in Kauf, die Gesundheit des Gegenspielers zu gefährden, sodass es in dieser Szene keine zwei Meinungen gibt. Es muss die rote Karte geben, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt. Es sei dennoch erwähnt, dass das Foulspiel aus dem Blickwinkel des Schiedsrichters gar nicht auf ein böses Foulspiel hindeutet. Er pfeift sogar zuerst und hat gar nicht vor, die gelbe Karte zu zeigen. Erst aufgrund der Reaktion von Moustier wendet er sich plötzlich zu Thalhammer und zeigt ihm die gelbe Karte. Erst die Zeitlupe aus einer anderen Perspektive verdeutlicht die Heftigkeit des Foulspiels und das eigentliche Trefferbild, das zustande kommt.

Szene 6: Im Anschluss an eine Hereingabe bekommt Tobias Kraulich (Essen) den Ball nach einem Kopfball von André Becker (Mannheim) an den Arm. Statt Elfmeter entscheidet Haslberger auf Stürmerfoul. [TV-Bilder – ab Minute 1:37:00]

Babak Rafati: Becker legt zwar im Zweikampf etwas Hand an, aber das ist für ein Foulspiel einfach zu wenig. Anschließend bekommt Kraulich den Ball an den Arm. Am Gesichtsausdruck von Kraulich können wir TV-Zuschauer gut erkennen, dass er hierfür einen Freistoß bekommen möchte. Kraulich hatte zuvor mit beiden Armen Schwung zum Hochsteigen geholt, beim Herunterkommen ist die Armhaltung jedoch nicht mehr natürlich, vielmehr schlägt er ruckartig mit dem rechten Arm zum Ball. Das ist ein strafbares Handspiel, und es hätte hierfür einen Elfmeter geben müssen. Eine Fehlentscheidung, auf Stürmerfoul zu entscheiden und keinen Elfmeter zu pfeifen. Kraulich kommt auch deshalb etwas in Bedrängnis, weil er zu früh den Kontakt dankend annimmt, einen Freistoß einfordern will und die Spannung aus dem Körper schwindet. Das Handanlegen von Becker ist nicht ursächlich für die anschließende Körperhaltung von Kraulich.

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Szene 7: Im Mittefeld begeht der bereits verwarnte Ryan Malone (Rostock) ein Foulspiel gegen Ryan Naderi (Rostock), kommt bei Schiedsrichter Felix Weller aber mit einer Ermahnung davon. [TV-Bilder – ab Minute 1:51:15]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf von Malone, der bereits gelb-verwarnt ist, liegt lediglich ein "Handanlegen" vor und das fällt unter die Kategorie "übliches Foulspiel". Es ist kein klares Halten oder ein taktisches Foulspiel, sodass eine richtige Entscheidung vorliegt, zwar auf Foulspiel zu entscheiden, aber keine Karte zu zeigen. Dieses Foulspiel wird auch dankend angenommen, um etwas mehr daraus zu machen.

Szene 8: Für Foulspiele an Emre Gül (Ingolstadt) und Benjamin Kanuric (Ingolstadt) sieht King Manu (Rostock) jeweils Gelb und muss vom Platz. [TV-Bilder – ab Minute 1:55:30 & 2:01:45]

Babak Rafati: Bei der ersten Szene spielt Gül zuerst den Ball, und Manu, der das Spielgerät verpasst, läuft weiter und bringt Gül zu Fall. Auch wenn Manu nicht viel macht und Gül selbst in der Ausholbewegung zum Ball mit dem Fuß nach vorne geht und der Kontakt zustande kommt, geht Manu rücksichtslos in den Zweikampf, sodass ein Foulspiel vorliegt und die gelbe Karte richtig ist. Bei diesen Ausholbewegungen, bei denen ein Gegenspieler angelaufen kommt, braucht es keine großen Vergehen, vielmehr ist das Durchlaufen eine Gefahr für den Gegenspieler, sich zu verletzen. Bei der zweiten Szene sieht das Foulspiel erstmal harmlos aus. Der Schiedsrichter pfeift zunächst nur, und erst auf einen Impuls des Assistenten zeigt er Manu die gelb-rote Karte. Zugegebenermaßen kommt diese Entscheidung auf den ersten Blick aus dem Nichts, beim genauen Hinsehen erkennt man aber, dass Manu seinem Gegenspieler Kanuric auf den Fuß tritt. Dieses Vergehen ist ein „Stempeln“, wie es intern bezeichnet wird und zieht eine gelbe Karte nach sich. Der Schiedsrichter erklärt dem Kapitän im Dialog, dass der Impuls von seinem Assistenten gekommen sei. Damit liegt er komplett richtig, sodass man dem Assistenten ein Kompliment (!) aussprechen muss. Somit ist auch die zweite gelbe Karte, die zu einer gelb-roten Karte führt, ebenso eine richtige Entscheidung.

Szene 9: Der bereits verwarnte Ahmet Gürleyen (Rostock) geht mit dem Fuß in einen Zweikampf gegen Elias Decker (Ingolstadt) und sieht Gelb-Rot. [TV-Bilder – ab Minute 2:10:15]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf ist der Fuß von Gürleyen einfach viel zu hoch und der Kopf von Decker gleichzeitig nicht zu tief. Ob Gürleyen allerdings seinen Gegenspieler Decker am Kopf trifft, streift oder gar knapp verfehlt, ist nicht zweifelsfrei erkennbar. Decker kann auch sofort wieder aufstehen und benötigt keine Behandlung. Diese Spielweise ist dennoch auch ohne Berührung rücksichtslos und zudem in Richtung Kopf des Gegenspielers gerichtet, sodass eine gelbe Karte unumgänglich ist. Diese Spielweise hätte auch viel schlimmere Folgen haben können. In dieser Szene ist es aber richtig, dem bereits gelb-verwarnten Gürleyen die gelb-rote Karte zu zeigen.

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Szene 10: Timmy Thiele (Cottbus) moniert beim Linienrichter ein Handspiel von Joel Bichsel (Saarbrücken) im Mittelfeld und sieht dafür von Schiedsrichter Nicolas Winter Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 1:5550]

Babak Rafati: Bichsel dreht sich nur und hat den Arm in natürlicher Haltung am Körper, wenn auch angewinkelt, und bekommt den Ball aus kurzer Entfernung an den Arm. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, kein Handspiel zu pfeifen. Thiele meckert offensichtlich beim Assistenten, dass dieser das Handspiel anzeigen soll. Die neue Regel, dass nur der Kapitän nachfragen darf, lässt dem Schiedsrichter wenig Spielraum, darüber hinweg zu sehen, sodass die gelbe Karte gegen Thiele regeltechnisch eine richtige Entscheidung ist. Was man davon hält, ist eine andere Frage.

Szene 11: Philip Fahrner (Saarbrücken) rauscht mit gestrecktem Bein in Axel Borgmann (Cottbus) rein, Winter belässt es bei Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 1:59:20]

Babak Rafati: Fahrner kommt mit gestrecktem Bein in den Zweikampf, trifft seinen Gegenspieler Borgmann zum Glück für beide nicht voll, sodass die gelbe Karte ausreicht. Man könnte womöglich argumentieren, dass die Gesundheit des Gegenspielers gefährdet wird, aber das passiert eben nicht. Das sieht man daran, dass das Trefferbild relativ harmlos ausfällt und Borgmann sofort weiterspielen kann. Die Spielerreaktion spricht auch Bände, sodass eine richtige Entscheidung vorliegt, die gelbe Karte zu zeigen.

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Szene 12: Im Strafraum bekommt Dave Gnaase (Osnabrück) einen Tritt von Emanuel Taffertshofer (Wiesbaden) auf den Fuß und geht zu Fall, einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Martin Speckner nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:30]

Babak Rafati: Gnaase bekommt im Strafraum klar den Fuß des Gegenspielers Taffertshofer auf seinen Fuß und wird dadurch zu Fall gebracht. Das ist ein "Stempeln", es hätte unumstritten einen Elfmeter geben müssen. Eine Fehlentscheidung, diesen klaren Fußtritt nicht zu ahnden und folglich keinen Elfmeter sowie die gelbe Karte gegen Taffertshofer zu geben. Wäre der Schiedsrichter weiter nach rechts gerückt, um die Gefahrenzone (Strafraum) besser im Blick zu haben, wäre ihm dieser klare Tritt sicherlich nicht entgangen.

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Szene 13: Lex-Tyger Lobinger (Köln) will eine Flanke von Serhat Semih Güler erlaufen, kommt aber im Duell mit Martin Männel (Aue) zu Fall. Kein Elfmeter, sagt Schiedsrichter Jarno Wienefeld . [TV-Bilder – ab Minute 0:35]

Babak Rafati: Lobinger und Keeper Männel verpassen beide den Ball, dann kommt Lobinger über das Bein, das Männel ausfährt, um an den Ball zu kommen, zu Fall.  Diesen Elfmeter will einfach keiner, auch wenn Männel streng genommen das Bein herausfährt. Das Bein von Männel geht aber heraus, weil er darauf spekuliert, dass Lobinger den Ball auf das Tor bringt und das Spielgerät blocken will, und nicht etwa, um ihn regelwidrig zu stoppen. Somit kommt es zu einem fußballtypischen Kontakt in der Ausholbewegung zum Ball beider Akteure und nicht zu einem Foulspiel des Keepers. Wäre Lobinger mit dem Ball an Keeper Männel vorbeigelaufen und wäre die Situation nicht bereits abgeschlossen, wäre ein Foulspiel eher in Betracht zu ziehen. Somit liegt eine vertretbare Entscheidung vor, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben. Man muss einfach differenzieren (wo geht der Ball hin, was wollen die Akteure…) und kann solch eine Szene nicht isoliert für sich bewerten.

Szene 14: Nach einem Freistoß bringt Lex-Tyger Lobinger (Köln) den Ball im Tor unter, bekommt den Ball zuvor aber an die Hand. Der Treffer zählt. [TV-Bilder – ab Minute 2:35]

Babak Rafati: Lobinger bekommt den Ball, bevor er ihn ins Tor schießt, an den linken Arm. Auch wenn kein absichtliches Handspiel vorliegt, kommt die Ausnahmeregelung ins Spiel, dass durch die Unmittelbarkeit, Handspiel und im Anschluss Torerzielung durch den gleichen Spieler, das Handspiel strafbar wird und dadurch das Tor regelwidrig ist. Somit hätte das Tor nicht zählen dürfen. Eine Fehlentscheidung, dieses Tor dennoch anzuerkennen.

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Szene 15: Aus dem Gewühl trifft Fabio Torsiello zum 2:2 für Unterhaching, Sandhausen moniert, dass Keeper Richter bereits den Ball auf der Hand gehabt haben soll. Schiedsrichterin Fabienne Michel gibt den Treffer. [TV-Bilder – ab Minute 3:15]

Babak Rafati: Beim Zweikampf im Strafraum kurz zuvor liegt zunächst kein Foulspiel vor. Der Angreifer läuft selbst in der Vorwärtsbewegung unfreiwillig gegen die Beine des Verteidigers, und beide kommen zu Fall. Das ist aber von beiden kein Vergehen, vielmehr ein Unfall, wie es intern bezeichnet wird. Anschließend ist der Angreifer einen Moment schneller am Ball als Keeper Richter und schießt ihn dann kurz an die Hand des Keepers, sodass der Ball regeltechnisch frei war. Wäre die Hand des Keepers kurz vor dem Ballspielen durch den Angreifer auf dem Ball, dann würde ein Vergehen vorliegen. Aber in diesem Fall ist alles regelgerecht, sodass eine richtige Entscheidung vorliegt, weiterspielen zu lassen und den anschließenden Treffer anzuerkennen.

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Szene 16: Im Anschluss an einen Eckball trifft Eric Uhlmann zum 1:1 für Hannover. Stuttgart reklamiert Foulspiel an Luca Mack, Schiedsrichter Martin Wilke gibt den Treffer. [TV-Bilder – ab Minute 1:40]

Babak Rafati: Nach einer Ecke springt Uhlmann zum Kopfball hoch, nimmt dabei aber die Hände zu Hilfe und stört seinen Gegenspieler Mack, zum Kopfball hochzusteigen. Auch, wenn in dieser Szene einige Schiedsrichter für ein Foulspiel plädieren würden, muss sich ein Verteidiger einfach geschickter anstellen, denn diese Spielweise ist mittlerweile hüben wie drüben branchenüblich. Gerade bei der FIFA will man diese Zweikämpfe nicht abgepfiffen haben, sodass eine richtige Entscheidung vorliegt, weiterspielen zu lassen. Auf der anderen Seite würde man auch für solch eine Spielweise keinen Elfmeter pfeifen.

Szene 17: Auf dem Weg in Richtung Tor ist Mustafa Abdullatif (Hannover II) frei durch, wird aber von Leon Reichardt (Stuttgart II) am Trikot gehalten. Wilke belässt es bei Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 2:10]

Babak Rafati: Dass ein Foulspiel mittels Trikotziehen vorliegt, ist unstrittig. Zum Zeitpunkt des Foulspiels wurde Abdullatif zentral angespielt und wäre durch gewesen, sodass auch die beiden anderen Spieler nicht mehr hätten entscheidend eingreifen können. Dadurch liegt eine Torchance vor, sodass es für das Vergehen die rote Karte gegen Reichardt hätte geben müssen. Abdullatif ist in vollem Lauf mittig zum Tor, auch wenn noch ca. 40 Meter vom Tor entfernt, und wäre nicht mehr eingeholt worden. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor, nur die gelbe Karte zu zeigen. Nach dem Pfiff verschiebt sich das Bild sehr schnell und es entsteht ein verzerrtes Bild, sodass der Eindruck entsteht, dass die Verteidiger hätten eingreifen können. Dadurch, dass der Schiedsrichter spät pfeift, entsteht eben dieses verzerrte Bild, das es für den Schiedsrichter erschwert, die Szene richtig einzuordnen. Es gibt zwar auch das Argument, dass ca. 40 Meter vor dem Tor noch keine klare Torchance vorliegen kann, allerdings ist das nur bedingt richtig. Die Positionen der Spieler spielen auch wesentlich in die Entscheidungsfindung mit hinein.

Szene 18: Für ein Foulspiel an Michel Dammeier (Hannover II) sieht Laurin Ullrich (Stuttgart II) die gelbe Karte, was zu Gelb-Rot führt. [TV-Bilder – ab Minute 3:10]

Babak Rafati: Diesen Einsatz von Ulrich an Dammeier als Foulspiel zu werten, ist schon diskussionswürdig. Ein Kontakt und Foulspiel ist nicht auszumachen. Hierfür dann noch die gelbe Karte zu zeigen, die schlussendlich zu einer gelb-roten Karte gegen den bereits gelb-verwarnten Ulrich führt, ist dann aber eine Fehlentscheidung.

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