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·19. September 2025

Strobl im Interview: "Das macht den SC Verl in der 3. Liga einmalig"

Artikelbild:Strobl im Interview: "Das macht den SC Verl in der 3. Liga einmalig"

Der SC Verl ist für Tobias Strobl die erste Profistation als Trainer. Zuletzt gewann das Strobl-Team zweimal in Folge, am Dienstag gab es einen Last-Minute-Sieg gegen Alemannia Aachen. Mit liga3-online.de spricht Strobl über die Punkteausbeute nach dem 6. Spieltag, Ziele mit Verl und als Coach und die kommende Partie gegen Energie Cottbus am Sonntag.

"Wollen uns komplett von der Tabellensituation lösen"

liga3-online: Nach dem 6. Spieltag stehen neun Punkte und erst eine Niederlage auf dem Konto. Wie blicken Sie auf den Saisonauftakt, Herr Strobl?


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Tobias Strobl: Differenziert. Rein punktetechnisch weder besonders gut noch schlecht. Aber wenn wir uns davon lösen und die Art und Weise bewerten, war es auf jeden Fall ein ordentlicher Auftakt in die Saison. In den ersten vier Partien, in denen wir jeweils nicht gewinnen konnten, fand ich unsere Auftritte sogar kontrollierter. Aber: Zuletzt haben wir es zweimal geschafft, offene und hektische Spiele auf Augenhöhe auf unsere Seite zu ziehen.

Zuletzt gab es drei Pflichtspielsiege in Folge, am Dienstagabend ein 2:1 gegen Alemannia Aachen – inklusive Last-Minute-Treffer. Aktuell scheint Ihr Team im Flow zu sein.

Absolut. Die Jungs spielen befreiter auf und gehen mit einem größeren Selbstverständnis auf den Platz. Dabei verlieren Sie trotzdem nicht die Bodenhaftigkeit. Vieles läuft gerade sehr gut, anderes dafür noch nicht. Wir wollen es nun schaffen, konstant – und nicht bloß situativ – erfolgreich zu sein.

Was sind die Gründe für den aktuellen Lauf?

Ein Schlüsselmoment war – denke ich – das knappe 2:3 gegen den MSV Duisburg. Wir hatten vorher mit dem Team den Deal, dass es sich mit gewonnenen Punkten trainingsfreie Tage erspielen kann. Durch die Niederlage hatten die Jungs in der Länderspielpause nur einen freien Tag. Wir haben uns dann getroffen und die Zeit als Gemeinschaft bestmöglich und gewinnbringend genutzt. Dabei konnten wir aus dem Team heraus Schlüsse aus dem MSV-Spiel ziehen und zusammen Lösungen finden.

Verl ist bekannt als spielstarkes Team, das Jahr für Jahr aufs Neue überrascht und begeistert. Was ist das Erfolgsrezept?

Es ist sicher keine Kopie des letzten Jahres. Aber dennoch haben wir einiges, was in der Vorsaison unter der Regie von Alexander Ende sehr gut funktioniert hat, weiterentwickelt. Dazu gehören das starke Ballbesitzspiel und die engen Verbindungen zwischen Zentrum und Flügel. So sind wir sehr unangenehm zu bespielen. Vorne können wir den Gegnern mit mehr Zielstrebigkeit und dem richtigen Riecher für Momente noch mehr wehtun. Daran arbeiten wir.

Wo soll und kann es diese Saison hingehen?

Wir wollen uns komplett von der Tabellensituation lösen, sondern im Verein eine Gemeinschaft und Kultur etablieren, in der jeder täglich füreinander einsteht, immer sein Bestes gibt und ans Limit kommt. Das zusammen macht für mich Erfolg aus. Wir wollen uns weder limitieren noch unter Druck setzen. Und dass dies beim SC Verl möglich ist, macht den Verein in der 3. Liga einmalig. Wir können uns zu 100 Prozent darauf konzentrieren, Fußball zu spielen und uns weiterzuentwickeln.

"Diese Chance musst du wahrnehmen"

Für Sie ist der SC Verl nach vielen Jahren in der Regionalliga Bayern der erste Profiverein als Coach. Kam dieser Schritt jetzt genau zur richtigen Zeit?

Definitiv. Meine Frau sagt immer: Alles kommt, wie es kommt. Und so sehe ich das auch. Die drei zurückliegenden Jahre in Augsburg waren die schönsten, die ich bisher beruflich hatte. Es kamen immer mal wieder Anfragen rein, aber erst die vom SC Verl hat mich gecatcht. Selbst in Augsburg haben mir die Vereinsverantwortlichen gesagt: Diese Chance musst du wahrnehmen.

Wie ist Ihr erster Eindruck von der 3. Liga – auch im Vergleich zur Regionalliga Bayern?

Der Fußball ist noch einmal schneller, dynamischer und technisch besser. Ballverluste werden mehr bestraft. Mit langen Bällen wird in beiden Ligen viel hantiert. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass in der 3. Liga zweite Bälle durch eine bessere Positionierung besser ausgenutzt werden.

Sie sind ein junger Trainer, aber bereits mit einigen Jahren Erfahrung. Was haben Sie als Trainer für Ziele?

Konkrete Ziele hatte ich nie. Wenn mir vor fünf Jahren jemand gesagt hätte, dass ich drei Jahre später den Fußball-Lehrer in der Tasche habe und jetzt den SC Verl in der 3. Liga trainiere, hätte ich vermutlich geantwortet: Das wäre ein Traum. Und jetzt stehe ich hier und habe beides tatsächlich geschafft. Ich wiederhole gern immer wieder das, was ich unseren Spielern sage: Das, was wir tun, ist ein Privileg. Für die Zukunft kann ich nur sagen, dass mir immer wichtig sein wird, welches Umfeld ich um mich herum habe. Wenn das positiv ist, stehen die Chancen gut, dass ich als Coach glücklich bin.

Mit Verl geht es am Sonntag gegen Energie Cottbus weiter. Wie gehen Sie das Spiel an?

Wir haben dem Team nach dem 2:1 gegen Aachen erst einmal zwei Tage frei gegeben. Mit dieser Entscheidung hatten wir ein gutes Gefühl – auch vor dem Hintergrund, dass die Jungs nach dem 2:3 gegen Duisburg in der Länderspielpause nur einen freien Tag hatten. Freitag bereiten wir uns dann gemeinsam auf die Partie gegen Cottbus vor, in der wir unseren Lauf fortsetzen möchten. Ich persönlich freue mich sehr auf das Duell mit “Pele” Wollitz. Er ist ein Trainer, den ich schon sehr lange verfolge und bei dem ich mir gern Interviews anhöre. Jetzt neben ihm und gegen ihn zu coachen, wird für mich etwas Besonderes sein.

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