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Justus Pludra·25. Februar 2025

Titelarm, aber sexy: "Alter Sack" grätscht goldene Generation wach

Artikelbild:Titelarm, aber sexy: "Alter Sack" grätscht goldene Generation wach

Die WM 2010 stand für die deutsche Nationalmannschaft im Zeichen des Umbruchs. Junge Spieler, allen voran Thomas Müller, spielten sich in den Vordergrund. Den Glauben, vier Jahre später wieder Weltmeister werden zu können, half aber einer loszutreten, der sich vor dem Turnier selber als "alter Sack" bezeichnete.

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📸 Olaf Wagner - 2006 Getty Images


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"Arne Friedrich - Deutschland liebt dich" dichtete nach dem Sommermärchen 2006 ein deutscher Musiker. Der Grund dafür war so einfach, wie der Reim. Denn der Verteidiger war immer da, wo gerade eine gute Leistung gebraucht wurde.

2006 sprang er als Rechtsverteidiger ein. Als Innenverteidiger erreichte er mit dem Adler auf der Brust das EM-Finale 2008 und das WM-Halbfinale 2010. Bis zum Turnier in Südafrika schnürte der Mann aus Bad Oeynhausen auf Klubebene acht Jahre lang die Schuhe für Hertha BSC - sechs davon als Kapitän.

Vor dem Abflug ans Kap der guten Hoffnung kam der Wind für den schnellen Abräumer trotzdem von vorne. Die Alte Dame war abgestiegen. Friedrich ohne gültiges Arbeitspapier. Persönlich in ungewisser Lage war der damals 30-Jährige aber auch bei der grundsanierten DFB-Elf als Führungsspieler gefragt.

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📸 Alex Grimm - 2010 Getty Images

Eine Zerreißprobe, die ihm gelingen sollte. Auf eine zähe Gruppenphase folgte das furiose 4:1 gegen England und dann das Viertelfinale gegen Argentinien. Es sollte eine endgültige Zeitenwende für das Team von Jogi Löw werden.

Gegen das Star-Ensemble um Lionel Messi und Trainer Diego Maradonna brachten Thomas Müller und Miroslav Klose Deutschland in Führung. Doch erst als Arne Friedrich mit seinem ersten und einzigen Länderspieltor in der 74. Minute den Ball erneut über die argentinische Torlinie grätschte war klar: "Die Mannschaft hat es in der Hand, was ganz Großes zu gewinnen", wie es der Bundestrainer nach dem Spiel ausdrückte.

Gemeinsam mit Klose war Friedrich 2010 im deutschen WM-Kader der einzige Feldspieler, der in den Siebzigern geboren wurde. "Wir sind schon alte Säcke", nahm er es in einem 'Spiegel'-Interview mit Humor.

Das sollte ihm auch bald sein Körper zeigen. Nach der WM wechselt Friedrich nach Wolfsburg. Der erste von zwei Bandscheibenvorfällen zwingt ihn aber zum Zuschauen bis zur Rückrunde. Die Wirbel-Verbindung sollte zum hartnäckigen Problem werden.

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📸 Alexander Hassenstein - 2011 Getty Images

Im September 2011 löst der Träger des silbernen Lorbeerblattes deshalb seinen Vertrag in Wolfsburg auf. Knapp drei Monate zuvor hatte er sein 82. und letztes Länderspiel gemacht. Beim EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich unterläuft ihm ein Eigentor.

Von März 2012 bis Juni 2013 lässt der spätere Hertha-Sportdirektor seine Spielerkarriere bei Chicago Fire ausklingen. Dann macht die Bandscheibe endgültig dicht. Mit 34 Jahre hängt Friedrich die Schuhe an den Nagel.

"Ich blicke mit tiefer Zufriedenheit auf eine wunderbare Karriere zurück und freue mich, nun eine neue Tür zu öffnen", schreibt er dazu auf Twitter (heute X). Geöffnet - oder besser gesagt aufgegrätscht - hatte er den Glauben an den deutschen WM-Titel da schon längst. Auch wenn es selber nie den goldenen Pokal hochhalten durfte.


📸 Joern Pollex - 2010 Getty Images