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Simon Schmidt·20. Dezember 2024

Titelarm, aber sexy: Ein harter Arbeiter bleibt ohne großen Ertrag

Artikelbild:Titelarm, aber sexy: Ein harter Arbeiter bleibt ohne großen Ertrag

"Anpacken war schon immer mein Ding, da mach` ich auch gerne mal die Drecksarbeit für andere." Mit keinem Zitat dieser Welt hätte Carsten Ramelow sich selbst wohl besser beschreiben können. In seiner aktiven Karriere war der gebürtige Berliner ein Spieler, gegen den niemand gerne spielte. Seine Mitspieler waren hingegen immer froh, "Horst" in ihren Reihen zu haben.

Carsten Ramelow darf sich ohne Zweifel als eine Bundesliga-Legende bezeichnen lassen. Und das nicht nur wegen seiner wasserstoffblonden Haare oder harten Spielweise. Der defensive Mittelfeldspieler, der auch mal in der Innenverteidigung aushalf, kommt auf 520 Profispiele in denen er 38 Tore geschossen hat. In 437 Spielen für Leverkusen und 83 Spielen für Hertha BSC reichte es aber nie zu einem Titel.


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Zugegeben, als Profi bei der Hertha war dies seinerzeit auch fast unmöglich. Der Hauptstadtklub spielte nämlich nur in der zweiten Bundesliga. Ramelow wurde 1992 das erste Mal in die erste Berliner Mannschaft berufen und spielte bis 1996 für die Hertha. Ein Aufstieg blieb dem talentierten Spieler, der in der Jugend für sämtliche Berliner Kultklubs spielte, aber verwehrt. So wagte der Ur-Berliner zur Saison 1996/97 das erste Mal den Schritt raus aus Berlin, für ihn ging es nach Leverkusen.

Ramelow war ein wichtiger Teil des großen Aufschwungs und sollte bei der Werkself zu einer echten Vereinslegende werden. Direkt in der ersten Saison bei Bayer wurde Leverkusen unter Christoph Daum Vizemeister. Es war der Anfang der etwas unrühmlichen Sammlung des Carsten Ramelow. "Ich habe in meiner Karriere acht Silbermedaillen gewonnen. Natürlich wäre es schön gewesen, die eine oder andere würde in Gold glänzen", sagte Ramelow nach seiner Karriere gegenüber den Leverkusener Vereinsmedien.

Die Krönung dieser Sammlung gab es in der Spielzeit 2001/02, der berühmten "Vizekusen"-Saison. Nach drei zweiten Plätzen mit Bayer, scheiterte Ramelow mit der DFB-Elf, für die er 46 Spiele machte, im WM-Finale auch noch an Brasilien. "In einer Saison deutscher Vize-Meister, deutscher Vize-Pokalgewinner, Vize-Champions League-Gewinner und Vize-Weltmeister - also viermal Vize, das hat es noch nie zuvor gegeben und wird es sicherlich auch nie mehr geben. Ich war dabei und die Erlebnisse, die kann mir keiner mehr nehmen, die sind wichtiger als Medaillen."

In 333 Bundesligaspielen, alle für B04, kassierte Carsten Ramelow 83 Gelbe Karten, drei Gelb-Rote und einen direkten Platzverweis. Der Abräumer war seiner Zeit einer der härtesten Arbeiter auf dem Fußballplatz und stellte sich immer in den Dienst der Mannschaft. Hier ein gewonnener Zweikampf, dort eine Grätsche und dann noch eine Rudelbildung. Dort, wo ein Leader auf dem Platz gebraucht wurde, war Ramelow da.

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📸 Friedemann Vogel - 2005 Getty Images

Dafür wurde der heutige Ehrenspielführer der Werkself von seinen Mitspielern auch stets geliebt. "Für Außenstehende hat er vielleicht oft unauffällig gespielt, aber als Mitspieler wusstest du seine Präsenz auf dem Platz immer zu schätzen", sagt Ex-Mitspieler Oliver Neuville (Quelle:`Bayer 04 Leverkusen´).

Aber nicht nur die Drecksarbeit konnte Ramelow, betont Neuville: "Er war ein Stratege, der fast fehlerfrei spielte. Für mich ist er als Spielertyp vergleichbar mit Didier Deschamps. Der hat auch immer die einfachen Lösungen gefunden, die eben einfacher aussahen als sie waren." Auch neben dem Platz war Ramelow sehr beliebt. Jens Nowotny, kongenialer Partner Ramelows als schmerzhafteste Zange Deutschlands, hebt die "bodenständige, humorvolle und ehrliche" Art der Leverkusen-Legende hervor.

Carsten Ramelow taucht zwar in keiner Siegerliste auf, wird den deutschen Fußballfans aber mit Aussagen wie: "Gerade zu Hause liegt unsere Heimstärke" und seiner unermüdlichen Kämpfernatur vermutlich noch lange ein Begriff bleiben. Anpacken war eben schon immer sein Ding. Damals auf dem Fußballplatz und heute als Hobby-Imker und Kleinbauer.


📸 Stuart Franklin - 2005 Getty Images