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·11. Februar 2025
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Man stelle sich folgendes Szenario vor: Du bist bei TV Total und ihr spielt "Blamieren oder Kassieren". Elton beginnt die Frage: Wer schoss Deutschland erst vor wenigen Jahren zum Titel.." Der Buzzer ertönt. Noch bevor die Frage zu Ende gestellt wurde, rufst du voller Selbstbewusstsein "Mario Götze" Richtung Quizmaster. Doch die Antwort ist falsch. Du guckst verdutzt. "Es wäre Lars Stindl gewesen. Im Confed-Cup-Finale 2017 gegen Chile" korrigiert Elton die Antwort.
Obwohl jetzt natürlich jeder so tut, als hätte man die richtige Antwort noch absolut parat gehabt, wird dieser Titelgewinn den meisten wohl etwas in den Hinterkopf gerutscht sein. Die Betonung liegt dabei aber auf "den meisten". Für Stindl selber gilt das sicher nicht. Es ist immerhin die einzige Trophäe, die er in seiner titelarmen Karriere in die Höhe strecken durfte.
Eine Karriere, die man trotz des Mangels an Pokalen und Meisterschalen als sehr erfolgreich klassifizieren kann. Immerhin liegt der in Speyer geborene Edeltechniker mit 376 Einsätzen auf Rang 99 der Rekord-Bundesligaspieler und damit noch vor Legenden wie Jupp Heynckes oder Stefan Effenberg. Aber was machte Stindl denn jetzt so richtig sexy?
Seine Nähe zu den Fans auf jeden Fall. So schoss der offensive Mittelfeldspieler im Jahre 2011 Hannover 96 mit einem traumhaften Volley in die Endrunde der Europa League und rannte daraufhin schnurstracks mit einem Telefon-Jubel Richtung Kurve - eine Hommage an die Zeile "In Kopenhagen schellt das Telefon" aus einem Fangesang der Niedersachsen. Noch Jahre später und bis heute ein ikonischer Moment der Vereinshistorie Hannovers, der dafür sorgte, dass Stindl mit Standing Ovations das Niedersachsenstadion verließ.
Auch nach seinem Wechsel zur Borussia aus Mönchengladbach im Jahre 2015 blieb Stindl ein Garant für Gänsehautmomente. So erreichte er mit den Gladbachern gleich drei Mal die Champions League und durfte die Elf vom Niederrhein zwölf Mal als Kapitän auf das internationale Parkett führen.
Dabei ging er, egal ob als offensiver Mittelfeldspieler oder als hängende Spitze, immer voran und steuerte den internationalen Ambitionen der Borussia schlussendlich zwölf Scorerpunkte in 21 Spielen bei. Dabei war er alles andere als ein ausschließlicher Big-Game-Player. Er war mehr eine sichere Bank. So konnte der heute 36-Jährige in seiner Zeit bei den Fohlen durchschnittlich 0,53 Scorer vorweisen, eine Quote, die man bei 271 Einsätzen für einen Klub, der nicht FC Bayern heißt, schon fast als Weltklasse bezeichnen könnte.
Gleichzeitig riss auch sein guter Draht zu den Fans nicht ab. Noch vor seinem letzten Spiel im Borussia-Park wurde Stindl mit einer Choreo und Standing Ovations verabschiedet. "Ich musste mich schon beherrschen in dem Moment", sagte Stindl emotionalisiert nach der Partie. Der langjährige Gladbach-Kapitän beendete seine Zeit in der Kurve mit einem Satz, der sich für Fans wohl kaum sexier anhören kann: "Ich bin jetzt kein Spieler mehr von Borussia Mönchengladbach, sondern ab heute einfach nur noch ein riesiger Fan von Borussia Mönchengladbach."
Was darauf folgte, war der Ausklang einer Karriere nach Stindl-Art. Für sein letztes Profi-Jahr wechselte der Offensiv-Allrounder zu seinem Jugendklub Karlsruher SC zurück. Auch in Baden zeigte er im Testspiel gegen den FC Liverpool direkt mal per Volley aus 16 Metern, was es heißt, wenn man zwar titelarm, aber dafür so richtig sexy ist. Schlussendlich wurde er nach seiner letzten Saison auch in Karlsruhe mit Standing Ovations verabschiedet.
Was bei Stindls Karriere in Erinnerung bleibt, sind also besonders seine ikonischen Fan-Momente und die Traumtore. Was man schnell vergisst, ist sein Tor zum Confed-Cup-Sieg 2017. Nach dem "Blamieren oder Kassieren"-Fiasko wird einem das aber nicht nochmal passieren.
📸 Maja Hitij - 2018 Getty Images
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