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Justus Pludra·12. November 2025
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Justus Pludra·12. November 2025
Die Karriere von Assan Ouédraogo begann in einem schwindelerregenden Tempo. Er schoss die U17 zur Europameisterschaft, wurde jüngster Startelfspieler und Torschütze auf Schalke, dann teuerster deutscher U19-Transfer in die Bundesliga. Da ist seine Nachnominierung zur A-Nationalmannschaft doch nur logisch?
Das ist sie. Ein gelangweilter Personalchef, der nur einen flüchtigen Blick in die DFB-Bewerbungsmappe des 19-Jährigen geworfen hat, würde jedoch fragen: Was haben Sie eigentlich zwischen Juni 2024 und November 2025 gemacht? Außerdem sehe ich hier eine Lücke zwischen November '23 und März '24!
"Die letzten Monate waren nicht einfach, für uns alle", verriet Ouédraogo mit Bezug auf die Leerstellen in seinem Fußballer-Lebenslauf vor Kurzem in einem 'Bild'-Interview. Vom Personaler hätte er wahrscheinlich umgehend zu hören bekommen, dass sie sich melden würden. Im realen Leben passt es glücklicherweise sehr gut.
Denn da ist der Sohn des Ex-Profis Alassane Ouédraogo, den er unter anderem in diese Aussage mit einbezieht, einfach froh, wieder kicken zu können. Und das genau so vielversprechend, wie an dem Tag, als er sich einem breiten Publikum vorstellte.
Obwohl "vorstellen" das falsche Wort ist. Am 28. Juli 2023 übernahm er nach 22 Minuten einfach direkt die Party. Bei seinem ohnehin schon besonderen Profidebüt traf der damals 17-Jährige prompt, legte noch eine Vorlage obendrauf und löste damit einen irren Hype um seine Person aus.
📸 Cathrin Mueller - 2023 Getty Images
Vom damaligen S04-Trainer Thomas Reis bewusst nur dosiert eingesetzt, brach die Euphorie-Welle über dem Teenager im November des gleichen Jahres trotzdem erstmals zusammen. Dort trat Ouédraogo für die deutsche Auswahl bei der U17-WM in Indonesien an.
Eine Abstellung, die bei seinem Arbeitgeber schon im Vorhinein Unbehagen ausgelöst hatte. André Hechelmann, damaliger Sportdirektor bei den Königsblauen, sprach davon, eigentlich "die Interessen des Vereins an die erste Stelle setzen" zu müssen. Denn Schalke befand sich zu der Zeit im Abstiegskampf der zweiten Liga.
Doch andererseits sollte dem Top-Talent die goldene Chance nicht verwehrt werden. Diese sollten seine Mannschaftskollegen später ja auch mit dem Titel krönen. Aber eben ohne Mittelfeldstratege Ouédraogo, der sich im Gruppenspiel gegen Neuseeland bei einem Foulspiel verletzte.
Die erste Annahme, dass es sich nicht so schlimm sei, wurde schnell korrigiert. Zurück in Gelsenkirchen wurde ein Riss der vorderen Syndesmose diagnostiziert. Besagter Ausfall bis März 2024 nahm seinen Lauf.
Es folgten noch eine Hand voll Einsätze für die Profis des Vereins, bei dem er seit seinem achten Lebensjahr gekickt hatte. Dann legte RB Leipzig zehn Millionen Euro für ihn auf den Tisch und wenig später wurde der streng gläubige Moslem erneut auf eine harte Probe gestellt.
📸 Marco Luzzani - 2024 Getty Images
Eine hartnäckige Knieverletzung bremste ihn schon in der Vorbereitung auf seine erste Saison bei den Sachsen aus. Als er Anfang November 2024 über Kurzeinsätze gerade langsam wieder rangeführt wurde, der nächste Rückschlag: Unmittelbar nach seiner Einwechslung im Champions-League-Duell gegen Inter Mailand hielt eine Sehne im Oberschenkel der Belastung nicht stand. Ouédraogo absolvierte bis zum Ende der Spielzeit kein Pflichtspiel mehr.
Doch selbst diese erneute, monatelange Verletzungsmisere konnte das gute Verhältnis des 1,91-Mannes zu Startelf-Debüts nicht zerstören. Das feierte der zentrale Mittelfeldspieler für die Leipziger am 20. September gegen Köln - und beging es standesgemäß mit einem eigenen Treffer.
📸 RONNY HARTMANN - AFP or licensors
"Was der hinter sich hat, seit er bei uns ist, ist echt hart - auch für die Psyche", freute sich RB-Kapitän David Raum stellvertretend für viele, die an dem selbsternannten "Instinktfußballer" Ouédraogo Gefallen gefunden hatten.
Dass Julian Nagelsmann ihn jetzt auch "gerne im Training sehen" möchte, liegt an den Leistungen, die der fleißige Scorer folgen ließ. Denn das waren noch drei Vorlagen und ein weiterer Treffer in der Bundesliga.
"Man muss immer realistisch bleiben. Ich war lange raus, hatte wenig Spielminuten und die Konkurrenz ist groß“, hatte Ouédraogo vor wenigen Wochen gegenüber 'Bild' noch zu einer möglichen DFB-Nominierung zu Bedenken gegeben. Jetzt, wo er wider Erwarten doch dabei ist, kann er eigentlich auch das Träumen anfangen.
Denn das vermutlich alles entscheidende Duell um die WM-Qualifikation gegen die Slowakei steigt nächste Woche Montag ausgerechnet in Leipzig. Vielleicht sollte Statistikfanatiker Nagelsmann da Ouédraogo für ein Debüttor in die Startelf stellen. Nur so eine Idee.
📸 RONNY HARTMANN - AFP or licensors









































