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Nina Probst·25. Januar 2025

Trainerinnen in der Frauen-Buli: Was am Geschlechter-Verhältnis nicht passt

Artikelbild:Trainerinnen in der Frauen-Buli: Was am Geschlechter-Verhältnis nicht passt

Wenn am morgigen Sonntag mit dem Wiederholungsspiel zwischen dem SC Freiburg und Bayer 04 Leverkusen die Winterpause endet, werden nach einer männerdominierten Hinrunde auch wieder zwei Frauen an der Seitenlinie stehen: Theresa Merk ist in Freiburg zurück aus der Babypause und löst ihre Vertretung Niko Schneck wieder als Cheftrainerin ab. Und seit Anfang des Jahres ist Britta Carlson Headcoach beim abstiegsbedrohten 1. FC Köln. Sie folgt zwar auch auf eine Frau, doch Jacqueline Dünker war nur gut einen Monat als Ersatz für Daniel Weber eingesprungen, von dem man sich Ende November getrennt hatte.

Viele Co-Trainerinnen in der Bundesliga

Ansonsten werden alle Teams von Männern angeleitet – zumindest was das Amt der Cheftrainer angeht. Co-Trainerinnen gibt es da schon mehr: Clara Schöne beim FC Bayern, Carin Bakhuis, Sabrina Eckhoff und Eva-Maria Virsinger beim VfL Wolfsburg, Mirella Junker, Nadine Rolser und Lena Forscht bei der TSG Hoffenheim, Friederike Mehring bei Bayer 04 Leverkusen, Anja Mittag beim RB Leipzig, Kirsten Schlosser bei der SGS Essen und Jacqueline Dünker jetzt wieder beim 1. FC Köln. Elf Co-Trainerinnen und jetzt wieder zwei Headcoaches – das ist die weibliche Bilanz der Frauen-Bundesliga.


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Auch für Carlson ist es die erste Station als Cheftrainerin. Zehn Jahre lang war die ehemalige Nationalspielerin, die 2004 bei Olympia Bronze holte, als Co-Trainerin beim VfL Wolfsburg aktiv. 2018 wechselte sie dann zum DFB – ebenfalls als Assistenztrainerin – in die A-Nationalmannschaft. Nach sechs Jahren kehrt die 46-Jährige zurück in die Bundesliga und soll dort den 1. FC Köln vor dem Abstieg bewahren. Am 13. Spieltag hat sie dazu den wichtigen Einstand im Spiel gegen die SGS Essen (1.2. um 12 Uhr), die mit drei Punkten mehr einen Platz über den Kölnerinnen in der Tabelle liegt.

Wenige Frauen bei den Lehrgängen

Im Gegensatz zu vielen anderen Frauen hat Carlson die UEFA Pro Trainerlizenz, ebenso wie ihre Bundesliga-Konkurrentin Theresa Merk. Doch häufig sind die Lehrgänge nur von Männern besetzt. Woran das liegt, darüber gibt es nur Spekulationen. Fehlende Perspektiven bei gleichzeitig hohen Investitionskosten dürften ein Grund dafür sein, warum sich Frauen häufig gegen diesen Weg entscheiden und lieber andere Trainerinnenposten übernehmen oder sich ganz aus dem Fußballgeschäft ziehen.

Auch ein Grund: fehlende Vorbilder. So ist es für Theresa Merk, die mit Unterbrechung nun seit drei Spielzeiten Cheftrainerin in Freiburg ist, keine Ausnahme allein neben männlichen Kollegen an der Seitenlinie zu stehen. Sie will daher auch für andere eine Vorbildfunktion einnehmen, damit sich doch irgendwann etwas an dieser Situation ändert. „Ich will das gut machen. Auch für die Mädels, die hoffentlich nachkommen, einen gewissen Rahmen zu schaffen. Damit sie sich damit nicht mehr so auseinandersetzen müssen, sondern dass das irgendwann normal wird“, sagt sie in einem Interview mit dem NDR.

Besseres Frauen-Verhältnis in der Schweiz

Vor ihrer Tätigkeit beim SC Freiburg war Merk eine Saison Cheftrainerin in der Schweiz gewesen, beim Grashoppers Club Zürich. Und dort findet man häufiger Frauen in der Position als Headcoach – zumindest was das Verhältnis angeht. In der aktuellen Saison sind von zehn Teams drei in Frauenhand, zwei davon kommen aus Deutschland. So trainiert Imke Wübbenhorst die Mannschaft in Bern, Kim Kulig ist in Basel aktiv und die Schweizerin Marisa Wunderlin leitet in St. Gallen die Geschicke. Übrigens: Auch Jacqueline Dünker, die jetzt Co-Trainerin von Theresa Merk in Freiburg ist, war schon für den FC Zürich als Cheftrainerin im Amt.

Bis das Verhältnis in Deutschland oder auch Nachbarländern wie Österreich – dort gibt es aktuell eine Trainerin in der Bundesliga – ähnlich gut wird wie in der Schweiz, wird es wohl noch eine Weile dauern. Doch die Zeiten ändern sich. Auch deswegen, weil Frauen mittlerweile im Männerfußball immer mal wieder die Chance bekommen. So wurde etwa Sabrina Wittmann nach einer Interimslösung zur Cheftrainerin beim FC Ingolstadt in der 3. Liga der Männer

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📸 Leonhard Simon - 2024 Getty Images

Frauen in Trainerpositionen müssen "normal" sein

Die italienische Fußballtrainerin Carolina Morace sagte dazu gegenüber der Deutschen Presseagentur: „Ich freue mich, dass in Deutschland eine weitere Hürde genommen wurde und zum ersten Mal eine Frau eine deutsche Profimannschaft leitet. Wir werden einen Schritt weiter sein, wenn diese Entscheidungen der Vereine nicht mehr für Schlagzeilen sorgen, sondern als völlig normal angesehen werden.“

Von normal ist man derzeit noch weit entfernt. Daher wird es auch eine Besonderheit sein, wenn in der Frauen-Bundesliga die beiden einzigen weiblichen Headcoaches aufeinandertreffen. Mitte Februar am 15. Spieltag empfängt Theresa Merk in Freiburg das Kölner Team von Britta Carlson.


📸 Daniela Porcelli - 2024 Getty Images